So lesen Sehbehinderte die Zeitung

Saarbrücken · Blinde und Sehbehinderte können ein normales Leben führen, wenn sie die entsprechenden Hilfsmittel haben. Der Blinden- und Sehbehindertenverein Saar stellte in seinem Zentrum auf dem Eschberg einige vor.

 Optikerin Stephanie Holl zeigte Rolf Lösekann ein Bildschirmgerät, das die Schrift in der Zeitung vergrößert. Foto: Becker & Bredel

Optikerin Stephanie Holl zeigte Rolf Lösekann ein Bildschirmgerät, das die Schrift in der Zeitung vergrößert. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Silvia Hame gießt Wasser in ein Glas - bis es plötzlich laut piept. Das Geräusch kommt von einem kleinen, eiförmigen Gebilde, das am Glas hängt und mit zwei Fühlern misst, wann es voll ist. Ohne eine solche Eingießhilfe könnte das Wasser überschwappen, denn Silvia Hame ist blind.

"Es ist uns ein Anliegen, der Gesellschaft zu vermitteln, dass Blinde und Sehbehinderte ein ganz normales Leben führen können, wenn sie die Hilfe haben, die sie nun einmal benötigen", betont Christa Maria Rupp, die Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins für das Saarland (BSV Saar). Deshalb habe der Verein die Pforten seines Zentrums für Blinde und Sehbehinderte kürzlich anlässlich des bundesweiten "Tags der Sehbehinderten" geöffnet. "Wichtig ist, dass die Gesellschaft ein Auge darauf hat, wo uns ein Auge fehlt", sagt Rupp. Sie wünsche sich, dass die Menschen eher darauf achten, ob jemand Hilfe benötigt. "Einfach mal mutig sein und fragen", ermuntert Rupp.

Hilfestellung geben auch die kleinen Helfer, die Silvia Hame, stellvertretende Vorsitzende des BSV Saar, vorstellt. Neben der Eingießhilfe gibt es etwa eine sprechende Küchenwaage, die ansagt, wie viel Gramm man auf ihr abstellt.

Ein sogenannter "Einkaufsfuchs" liest den Barcode und verkündet, um welches Produkt es sich handelt. Aber auch auf Spiele müssen Blinde und Sehbehinderte nicht verzichten. Bei einem Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel erkennen die Blinden die verschiedenen Farben daran, dass die Kuppen der Spielfiguren jeweils anders geformt sind: Flach, spitz, rund und eingesenkt. Der Würfel hat kleine Noppen, anhand derer die Blinden die Zahlen tasten können. Solche Noppen helfen auch beim Schachspiel oder bei Spielkarten zur Orientierung.

In einem anderen Raum berät die Optikerin Stephanie Holl die Besucher. Sie ist sogenannte "Low-Vision-Expertin", sprich, darauf spezialisiert, Menschen mit Sehbeeinträchtigungen zu helfen. Am Tag der offenen Tür stellte sie auf dem Eschberg unter anderem elektrische Lupen und Bildschirmlesegeräte vor. Mit Letzterem könnten Menschen auch bei eingeschränkter Sehfähigkeit eine Zeitung lesen: Eine oben am Gerät angebrachte Lupe überträgt die Schrift vergrößert auf den Bildschirm.

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Auf einen BlickDer Blinden- und Sehbehindertenverein für das Saarland (BSV Saar) hat rund 450 Mitglieder. Er berät Blinde, Sehbehinderte und ihre Angehörigen in allen spezifischen Fragen. Das Zentrum für Blinde und Sehbehinderte ist auf dem Eschberg, Küstriner Straße 6. Auf Sehhilfen, wie sie bei der Veranstaltung gezeigt wurden, ist auch Optik Mudrack in Völklingen spezialisiert. rfe/redbvssaar.org

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