So kunterbunt kann Musik sein

Saarbrücken · An der Musikschule der Stadt Saarbrücken musizieren Jung und Alt gemeinsam. Quer durch alle Schichten entstand ein buntes Orchester.

Neben dem Einzelunterricht am Instrument spielt in der Saarbrücker Musikschule das Zusammenspiel eine große Rolle. Rund 20 Instrumental-Ensembles und Chöre sind derzeit in der städtischen Musikschule aktiv. In manchen Ensembles sind nur Blasinstrumente versammelt, in anderen nur Schlagzeuger. Wieder andere verbindet eine musikalische Richtung. Bei den einen ist es der Jazz, bei anderen die Alte Musik. Ein ganz anderes Konzept liegt dem Orchester Kunterbunt zu Grunde. Seine Name rührt jedoch nicht etwa daher, dass hier alle wild durcheinanderspielen.

"Es heißt so, weil hier alle Arten von Instrumenten mitmachen, alle Leistungsstufen und alle Altersgruppen", erklärt Musikschulleiter Thomas Kitzig. Auch die Entstehungsgeschichte des Orchesters ist kurios.

"Angefangen haben wir vor 20 Jahren, damals noch in der Feldmannstraße, mit einer Handvoll Kinder," sagte Thomas Thiel, Kitzigs Stellvertreter, der das Orchester leitet. Dann hätten die Mütter der Musikschul-Kinder sich eines Tages gefragt: "Warum sollen wir eigentlich draußen vor der Tür sitzen und warten, wir könnten doch mitspielen?"

Gesagt, getan. Im Laufe der Jahre sei die Begeisterung für das gemeinsame Musizieren von junger und älterer Generation so angestiegen, dass man das Orchester zum Proben sogar habe teilen müssen, sagt Thiel. Die rund 35 Mitglieder treffen sich heute in zwei Gruppen montags und donnerstags, um richtig große Werke wie die "Dreigroschenoper", die "Zauberflöte" oder wie jetzt ganz neu Orffs "Carmina Burana" einzustudieren.

Zu den jüngsten Kunterbunt-Instrumentalisten zählt die neunjährige Lea Pauly, die erst seit zwei Jahren an der Musikschule Querflöte lernt, zu den ältesten die 73-jährige Cellistin Karin Scheid. Längst sind es nicht mehr nur Mütter, die Lust am Zusammenspiel über Generationsgrenzen hinweg entdeckt haben. "Die Konstellation hier ist ja einzigartig", schwärmt etwa Walter Detemple und findet es großartig, "dass hier nicht nur Alte spielen." Der 69-Jährige hatte in seiner Jugend Klarinette gelernt. Nach Jahrzehnten Pause hat er sich vor sieben Jahren erneut in die Musikschule eingeschrieben. Und dann sei er "hier so reingerutscht".

Karin Scheid und Dorothea Schramm sind sogar relative Neueinsteigerinnen. Vor sieben Jahren, mit ihrer Pensionierung, habe sie sich entschlossen, ein Instrument zu erlernen und sich dann das Cello ausgesucht, sagt die 72-jährige Schramm. "Weil man dabei sitzen kann, das ist fürs Alter immer vorteilhaft", sagt sie lachend und guckt dabei die ein Jahr ältere Karin Scheid an. Es sei schon nicht so einfach, mitzuzählen, immer den Takt zu halten und sich nicht vom Klavier rausbringen zu lassen, fügt die Späteinsteigerin Scheid hinzu. Doch das sei ja gerade die Herausforderung, die sie suchen und die ihnen Freude macht, sind sich die beiden einig.

"Allein spielen ist nicht so erfreulich, hier müssen wir eben aufeinander hören", so Schramms Fazit. Beim Spielen merke man die Altersunterschiede gar nicht, findet Detemple, denn die Kleinsten hier seien nicht unbedingt Anfänger. Manche hätten schon Preise gewonnen. So wie die Geiger Diane Mamone, neun Jahre, und ihr Bruder Simeone, elf Jahre, die bereits an der Hochschule für Musik unterrichtet werden.

Was ihnen am Orchester Kunterbunt am meisten gefällt? "Dass wir so schöne Stücke spielen", sagt Simeone schüchtern. "Und dass wir immer auftreten", ergänzt Diane. Simeone nickt. Viermal im Jahr gibt das Orchester Kunterbunt ein Konzert im Rathausfestsaal, übers Jahr tritt es auch oft in Altersheimen auf. "Man arbeitet also auf ein Ziel hin", sagt Orchesterleiter Thiel.

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