So kontern Firmen den Fachkräftemangel

Saarbrücken · Was in der Theorie uninteressant ist, kann in der Praxis sehr spannend sein. Auf diese Strategie setzen nun auch einige Saarbrücker Firmen. Sie haben gemeinsam den Verein „Wissenswerkstatt“ gegründet, der Schülern Technik durch Anfassen näher bringen soll.

Mathe, Physik und Chemie sind oft nicht die beliebtesten Schulfächer. Die einen verbinden damit langweilige Formeln und Zahlen, andere einfach nur grauenvolle Stunden, in denen sie die Hälfte nie wirklich verstanden haben.

Dem möchten einige Saarbrücker Unternehmen jetzt entgegenwirken und haben Anfang Juli einen neuen Verein namens "Wissenswerkstatt" gegründet. Die Einrichtung soll bei Kindern das Interesse für Naturwissenschaften und Informatik wecken, indem Schüler spielerisch mit der Technik umgehen lernen. In dem gemeinnützigen Verein engagieren sich unter anderem die Industrie- und Handelskammer, das Unternehmen ZF und der Verband der Metall- und Elektroindustrie. Günter Hemminger, ehemaliger Geschäftsführer der ZF Saarbrücken, ist Vorsitzender und setzt große Erwartungen in den Verein: "Ich bin mir sicher, dass wir mit diesem Projekt viele Kinder und Jugendliche für Technik begeistern werden."

Im Eurobahnhof

Die "Wissenswerkstatt" wird im Quartier Eurobahnhof auf einer Fläche von rund 450 Quadratmetern auf zwei Etagen errichtet. Damit sei genügend Platz zum Experimentieren und Forschen vorhanden. Doch nicht nur die Größe, sondern auch die Lage an sich sei für ein solches Projekt ideal. Denn vom Hauptbahnhof aus sei die Halle sehr gut für Schulklassen zu erreichen, meinte Karin Markenstein, die Pressesprecherin des Vereins. "Noch ist die Halle eine reine Baustelle. Aber es wird fleißig renoviert und erste Entwürfe zur Gestaltung liegen auch schon vor," schilderte sie. Bis Ende September sollen die Renovierungsarbeiten weitestgehend abgeschlossen sein und ein konkreter Layout-Plan vorliegen. Als Vorbild dienen die Wissenswerkstätten in Passau, Schweinfurt und Friedrichshafen, in denen das Projekt schon erfolgreich läuft. "Die Kinder sollen mit Einrichtungen zum Experimentieren praktisch an die Technik herangeführt werden und nicht nur mit Formeln und Zahlen," erklärte Karin Markenstein.

Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren können in der "Wissenswerkstatt" mitmachen. Sie dürfen selbst Dinge bauen und ihre Erfindungen auch mit nach Hause nehmen. Die Vormittage werden für Schulklassen reserviert sein, am Nachmittag sollen Kurse stattfinden, für die Eltern ihre Kinder im Internet anmelden können. "Das Ganze ist für die Schüler kostenlos, sie können so oft kommen, wie sie möchten," erklärte Karin Markenstein und erzählte, dass in den anderen Wissenswerkstätten manche Kinder fast täglich am Nachmittagsprogramm teilnehmen.

"Das Ganze soll eine Ergänzung zum Schulunterricht sein und kein Konkurrenzangebot," betonte Markenstein. In dem Verein würden sich Unternehmen beteiligen, die Fachkräfte aus den Naturwissenschaften suchen. Es sei wichtig, den Kindern bereits in der Schule Spaß daran zu vermitteln, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Im zweiten Quartal 2014 soll die "Wissenswerkstatt" ihren Betrieb aufnehmen und die Türen für neugierige und experimentierfreudige Kinder öffnen. Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun. Karin Markenstein erklärte die nächsten Schritte: "Wir suchen zwei Mitarbeiter, die später die ‚Wissenswerkstatt' leiten sollen, und führen zurzeit noch Gespräche mit weiteren interessierten Unternehmen."

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