„Sind dem Tod von der Schippe gesprungen“

Völklingen · Der SV Röchling Völklingen musste lange zittern und auf die Ergebnisse der Konkurrenz warten. Doch dann brachen alle Dämme: Das 2:2 in Ludwigshafen reichte Völklingen für den Klassenverbleib in der Oberliga.

 Im Winter stand Völklingen als Schlusslicht mit dem Rücken zur Wand – am Samstag feierte das Team die unglaubliche Aufholjagd und den Klassenverbleib. Fotos: Ruppenthal

Im Winter stand Völklingen als Schlusslicht mit dem Rücken zur Wand – am Samstag feierte das Team die unglaubliche Aufholjagd und den Klassenverbleib. Fotos: Ruppenthal

 Trainer Günter Erhardt (rechts unten) musste die Bierdusche von seinen Spielern gleich mehrfach über sich ergehen lassen.

Trainer Günter Erhardt (rechts unten) musste die Bierdusche von seinen Spielern gleich mehrfach über sich ergehen lassen.

In einem Nerven zerfetzenden Herzschlagfinale hat der SV Röchling Völklingen den Klassenverbleib in der Fußball-Oberliga geschafft. Zwar war Völklingen davon ausgegangen, das letzte Saisonspiel bei Arminia Ludwigshafen gewinnen zu müssen, doch auch das dort erzielte 2:2 (0:0) reichte am Samstag aus. Völklingen schließt die Runde auf Platz 14 ab und hat nun rein gar nichts mehr mit dem Abstieg zu tun.

Doch was war das für ein Drama! Zur Halbzeit stand es in Ludwigshafen 0:0. Borussia Neunkirchen lag gegen den SC Hauenstein 0:2 zurück, der SV Mehring (gegen die SG Betzdorf) und der SV Roßbach/Verscheid (beim FSV Salmrohr) lagen 0:1 hinten, zwischen Alemannia Waldalgesheim und dem 1. FC Saarbrücken II stand es 0:0. Damit war Völklingen in der Blitztabelle auf den zwölften Platz vorgerückt. Dann kam es knüppeldick: Ludwigshafen ging gegen Völklingen innerhalb von fünf Minuten mit 2:0 in Führung. Mehring drehte das Spiel gegen Betzdorf und führte 2:1. Völklingen war im Sturzflug von Rang zwölf auf Rang 16 abgerutscht, was den sicheren Abstieg bedeutet hätte.

Als Betzdorf in Mehring zum 2:2 ausglich, sah es noch dramatischer aus. Jetzt waren Neunkirchen, Mehring und Völklingen mit 39 Zählern punktgleich, wobei Mehrings Torverhältnis nur um eins besser war als das der Völklinger, die noch auf Platz 16 hingen. In der 87. Minute verschoss Mehring einen Elfmeter, Pascal Stelletta verwandelte in der 89. Minute einen an Sammer Mozain verursachten Foulelfmeter zum 1:2. Und in der 92. Minute gelang Stelletta auf Vorarbeit von Andjelo Srzentic und Sabin Koelo sogar das 2:2. Noch mussten die Völklinger aber zittern - wegen einer Verletzung des Schiedsrichters dauerte das Spiel in Neunkirchen zehn Minuten länger. Neunkirchen kam in der 90. Minute zum 1:2, traf in der 93. Minute die Latte - Ende, aus, Klassenverbleib für Völklingen.

"Wir haben geschätzte drei Stunden nach dem Spiel auf das Ergebnis in Neunkirchen gewartet, es war grausam. Dass wir es tatsächlich geschafft haben, ist unbegreiflich. Ich glaube, das realisieren wir erst morgen", sagte Mannschaftskapitän Michael Ogrodniczek. Trainer Günter Erhardt hatte nach den Pleiten gegen Betzdorf (1:3) und Mehring (1:2) gesagt, Völklingen stünde auf der Ziellinie, würde aber den letzten Schritt ins Ziel nicht machen. Dazu Ogrodniczek: "Heute sind wir ins Ziel gestolpert."

Unglaubliche Freude herrschte an der Seitenlinie. Trainer Erhardt hüpfte beim Ausgleichstor von Stelletta regelrecht auf den Platz - so hatte man Erhardt noch nicht jubeln sehen. Und nach Spielschluss sagte er: "Eigentlich sollte man immer optimistisch bleiben, aber heute hatte ich beim 0:2 alle Hoffnungen aufgegeben." Ersatzspieler Yannick Momper meinte: "Nach dem Spiel hieß es, in Neunkirchen ist Schluss, dann war doch nicht Schluss, dann endlich war's aus - und bei uns brachen alle Dämme. Wir haben nach dem Spiel die halbe Kabine abgerissen und zehn Kasten Bier sind schon weg."

Mannschaftsbetreuer Ralf Anton sagte drastisch: "Wir sind dem Tod von der Schippe gesprungen. Vor dem 1:2 waren wir mausetot, dann haben wir alles versucht, alles nach vorne geworfen und sind belohnt worden. Uns hatte im Winter doch jeder schon abgeschrieben, dass wir es jetzt geschafft haben, macht uns unendlich glücklich." Der Vorsitzende Wolfgang Brenner seufzte: "Ich bin nur noch froh und erleichtert und vom Kopf her leer. Es gibt Dinge, die man niemals vergessen wird - wie den Tod unseres früheren Trainers Rudi Kappés. Aber diese Saison zählt auch zu den Dingen, die man ein Leben lang nicht vergisst. Die letzten zehn Minuten nach dem Spiel waren unendlich quälend, dann gab es nur noch ein Überschäumen der Gefühle."

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