Sie wollen ihre Heimat verstehen

Sulzbach · In den Salzbrunnenhäusern büffeln Migranten beinahe tagtäglich die deutsche Sprache, doch die vielen verschiedenen Dialekte im Saarland machen es den Frauen und Männern nicht gerade leicht.

 Die Schülerinnen und Schüler des Integrationskurses der Sulzbacher Volkshochschule. Foto: Dennis Langenstein

Die Schülerinnen und Schüler des Integrationskurses der Sulzbacher Volkshochschule. Foto: Dennis Langenstein

Foto: Dennis Langenstein

Jutta Braunegger und Sylvia Warken sind bei der VHS Sulzbach dazu da, den Migranten der Stadt die deutsche Sprache näher zu bringen. Es geht darum, Grundlagen zu vermitteln: "Eine Alltagskommunikation, die funktioniert", erklärt Braunegger, doch gerade das ist im Saarland nicht einfach: "Die vielen verschiedenen regionalen Dialekte machen es unseren Schülern schwer."

Denn sie lernen Hochdeutsch. Doch das ist nicht unbedingt das Deutsch, welches auf der Straße gesprochen wird, geben gleich einige ihrer Schüler zu bedenken.

Ein Sprachkurs bei der VHS wird von zwei Lehrkräften betreut. Eine davon ist Muttersprachler. Die zweite Lehrerin hat Deutsch als Fremdsprache gelernt. Ihre Schüler stammen großenteils aus Russland, Rumänien, Spanien und dem Nahen Osten. Gerade der Konflikt in Syrien hat viele Flüchtlinge nach Deutschland getrieben. "Der Bedarf an Sprachkursen ist momentan sehr groß", erklärt Braunegger, die mit Leidenschaft bei der Sache ist: "Die Arbeit mit meinen Schülern bringt mein Herz zum Singen." Aber nicht nur Neuankömmlinge werden bei der Volkshochschule versorgt.

Ein Schüler aus Sri Lanka lebt schon seit 26 Jahren hier, versteht Deutsch und kann sich auch ausdrücken, nur hat er sich manchen Fehler antrainiert, den er ausbügeln will.

Bei unserem Besuch in der VHS grübeln die Schüler gerade über einer deutschen Fernsehzeitschrift. Das Thema des Tages lautet Zeit, also suchen die Frauen und Männer in Gruppen nach Krimis, Dramen und Komödien zum geforderten Sendetermin. Dabei hatte der ein oder andere noch nie eine TV-Zeitschrift in der Hand.

In Syrien beispielsweise wird das Programm zwischen den Filmen angekündigt. Eine Zeitschrift, die die Sender zusammenfasst, gibt es laut Rama Hanni nicht, der nun seit einigen Wochen den Sprachkurs in Sulzbach besucht. Dass die Schüler sich mit Fernsehzeitschriften auseinandersetzen, hat einen weiteren Vorteil: "Denn das Fernsehen vermittelt den Schülern auch die deutsche Sprachmelodie", erklärt Renate Schiel-Kallenbrunnen von der VHS.

Der Integrationskurs umfasst einen Sprachbasis- und einen Sprachaufbaukurs mit jeweils 300 Stunden Unterricht. Und nicht nur Ausländer können an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Auch Deutsche mit erheblichen Defiziten sind willkommen.

Am Ende prüft ein Test, was die Teilnehmer gelernt haben. "30 bis 40 Prozent der Schüler bestehen auf Anhieb", erklärt Braunegger. Der Rest muss einen Wiederholungskurs besuchen. Jedem Ausländer steht ein Integrationskurs zu. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bezahlt ihn. Wird allerdings eine Prüfung versemmelt, kann es teuer werden. "1,20 Euro pro Stunde müssen die, die Arbeit haben, dann selbst tragen", erklärt Braunegger. Doch für ihre aktuellen Schüler hat sie viel Lob übrig: "Es ist sehr braver Kurs, alle sind immer pünktlich im Unterricht."

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