Sie warnen Deutschland vor Sturm

Saarbrücken · Die Mitarbeiter des Deutschen Wetterdienstes am Saarbrücker Flughafen haben ständig das Wetter im Blick. Das kann Leben retten. Denn oft erkennen die Experten zuerst, wo sich ein Unwetter zusammenbraut.

Hans Jürgen Domberg schaut den ganzen Tag in die Wolken. Das ist sein Beruf. Wer aber glaubt, dass er dabei entspannen kann, irrt. Domberg ist Beamter beim Deutschen Wetterdienst und sitzt in einem weißen Häuschen direkt neben der Start- und Landebahn des Flughafens Saarbrücken. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) unterhält dort eine Flugwetterwarte, und wenn man abends in den Fernsehnachrichten die Wetterdaten für Saarbrücken eingeblendet sieht, kommen sie von dort.

Rund um die Uhr wird das Wetter beobachtet. Sensoren messen Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung, Windstärke, Regen, Schneehöhe, Sonnenscheindauer, Trübung der Luft, Globalstrahlung, Sichtverhältnisse, Bewölkung und Radioaktivität in Boden und Luft. Immer zehn Minuten vor der vollen Stunde werden diese Daten abgeglichen und nach Offenbach gesandt. Alle 30 Minuten wird das Flugwetter erfasst. Oft sind die Intervalle aber kürzer bis hin zur minütlichen Erfassung bei Sturm, gefrierendem Regen oder Hagel.

"Wenn sich in Saarbrücken nach einem Unfall zwei Parteien streiten, ob die Straße nass oder trocken war, kann beim DWD ein Gutachten bestellt werden", sagt Saarbrückens Wetterwartenleiter Dieter Schmitz (62). Er und seine Kollegen wissen, ob die Straße nass oder trocken war. Sie wissen, ob der Boden gefroren war und bis in welche Tiefe.

Sie bemerken auch, wenn in Cattenom Radioaktivität entweicht. Dafür stehen zwei Duschtassen neben der Landebahn. Partikel aus der Luft setzen sich hier ab, die Tassen werden mit Wasser ausgespült, die dabei gewonnene Probe im Labor untersucht. "Als bei einem Unfall in Portugal Radioaktivität entwichen ist, konnten wir das in Saarbrücken messen. Bei Tschernobyl sowieso", erklärt Schmitz. Die übrigen Wetterdaten erfassen Domberg und seine Kollegen auch nachts. Dann steht Domberg halbstündlich auf dem Dach der Station, blickt in den Himmel und zeichnet Wetterphänomene auf.

Zu ihren Aufgaben gehört auch die Flugsicherung. "Start und Landung sind die gefährlichsten Phasen der Fliegerei", erklärt Schmitz. Daher müsse der Wetterbeobachter im Radius von 16 Kilometern um einen Flughafen jede kleine Wetteränderung bemerken. "Windscherung und Turbulenzen sind wichtig für uns", sagt Schmitz. Letztlich entscheide der DWD über die Anflugrichtung, die Landeberechnungen und die Benutzbarkeit des Flughafens.

Domberg ist seit 1971 am Flughafen, der Berliner wohnt heute in Herbitzheim. Seit über 40 Jahren betrachtet er Wolken und findet seinen Job nach wie vor spannend. Wann er bei diesem Job Stress habe? Domberg: "Wenn es neblig wird, bei Sturm, Starkregen oder gar gefrierendem Regen müssen wir minütlich Daten für die Fliegerei erheben. Dann kommen oft gefährliche Seitenwinde dazu. "

In Offenbach in der DWD-Zentrale hält Pressesprecher Gerhard Lux die Saarbrücker Station ebenfalls für besonders wichtig und sagt scherzhaft: "Das ist ja eher unsere nationale Un-Wetterstation."

Durch die Westwindzone, in der Deutschland nun einmal liege, seien die Daten aus Saarbrücken oft die ersten, die drohende Unwetter anzeigen würden. "Das stimmt", sagt Schmitz. Und wenn Sturm kommt, dann steigen die Saarbrücker Beobachter selbst aufs Dach und gucken nach, woher der Wind weht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort