Sie sind die Experten für alte Fenster

Saarbrücken · Wer ein altes Haus renoviert, kommt um ihren Rat nicht herum. Die zwölf Schreinermeister des Arbeitskreises „Historische Fenster“ der Handwerkskammer des Saarlandes beraten Bauherren, wenn es um die Instandsetzung oder den Nachbau von alten Fenstern geht.

 Das alte Fenster an diesem Haus in Mimbach wurde restauriert. Es hat noch das originale, kleine Schalterfenster zum Lüften.

Das alte Fenster an diesem Haus in Mimbach wurde restauriert. Es hat noch das originale, kleine Schalterfenster zum Lüften.

 Dieses alte, mit Ornamenten verzierte Fenster ist in einem Haus im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual zu sehen.

Dieses alte, mit Ornamenten verzierte Fenster ist in einem Haus im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual zu sehen.

 In dem neuen historischen Fenster in der alten Abtei in Mettlach wurde auch ein Schalterfenster eingebaut. Fotos: Haan

In dem neuen historischen Fenster in der alten Abtei in Mettlach wurde auch ein Schalterfenster eingebaut. Fotos: Haan

 Ein Merkmal historischer Fenster: Es wird mit Sprossen gearbeitet, die die Scheibe unterteilen. Hier in Erfweiler-Ehlingen.

Ein Merkmal historischer Fenster: Es wird mit Sprossen gearbeitet, die die Scheibe unterteilen. Hier in Erfweiler-Ehlingen.

 Gordon Haan

Gordon Haan

Die Fenster sind die "Augen des Hauses. Es identifiziert sich durch seine Fenster", meint Gordon Haan. Der Architekt koordiniert den Arbeitskreis "Historische Fenster" der saarländischen Handwerkskammer (HWK). In ihm erarbeiten die saarländischen Experten für alte Fenster, zwölf Schreinermeister, Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt und Gordon Haan Konzepte für die fachgerechte Sanierung und den stilechten Neubau historischer Fenster.

Angefangen hat alles in den 1980-er Jahren. Damals setzte ein regelrechter Bauboom ein. "Man hatte den Wert alter Häuser wiederentdeckt. Viele Leute begannen, in Denkmalschutz zu investieren, alte Häuser zu kaufen und stilgerecht zu sanieren", berichtet Haan. Dieser eigentlich erfreuliche Trend wurde von handwerklichen Fehlern bei den Fenstern überschattet. "Es wurden einfach die alten Fenster rausgerissen und neue Kunststoff- und später Aluminiumfenster eingesetzt", erläutert Haan. Schön sah das nicht aus und zerstörte die historische Fassade der Häuser. Der damalige Leiter der Beratungsstelle für Denkmalpflege und Gestaltung der HWK, Rudolf Garber, schlug deshalb vor, gemeinsam mit saarländischen Handwerksbetrieben ein Konzept zu entwickeln, wie historische Fenster vernünftig restauriert oder nachgebaut werden können. Am 30. August 1990, vor 25 Jahren, gründete sich der Arbeitskreis "Historische Fenster" mit neun Meisterbetrieben. Sechs Gründungsmitglieder sind heute noch dabei.

Und sie treibt vor allem die Leidenschaft für alte Fenster an. "In den 1980-er und 1990-er Jahren ließ sich mit dem Nachbau und der Restaurierung von historischen Fenstern viel mehr Geld verdienen. Kleine Betriebe machen auch heute noch vorwiegend alte Fenster. Größere Betriebe müssen auch andere Fenster fertigen, um über die Runden zu kommen", berichtet Haan. Denn die Akzeptanz von Denkmalschutz ist mittlerweile "überschaubar", bedauert Haan. Heute treibe viele Bauherren eher die Wärmedämmung als der Erhalt des historischen Erscheinungsbildes um.

Leidenschaft für das Schreinerhandwerk brauchen die Betriebe nicht nur, weil der Markt überschaubarer geworden ist. Historische Fenster zu restaurieren oder nachzubauen bedarf auch eines großen Fachwissens, spezieller Technik und Erfahrung. "Es gibt zum Beispiel eine Firma, die sich auf 56er Profile für Fenster und Fensterrahmen spezialisiert hat", erläutert Haan. "Heute werden Fenster viel gröber und wuchtiger gebaut. Früher waren die Profile und Sprossen schmaler, weil Material gespart wurde. So können heute nur noch sehr wenige Schreiner bauen."

Ein weiteres Merkmal historischer Fenster: Sie waren nie zum Kippen. Gelüftet wurde mit sogenannten Schalterfenstern. Und historische Fenster haben immer zwei Flügel und Sprossen, die die Scheibe unterteilen. "Früher konnte man einfach keine großen Scheiben herstellen", ergänzt Haan.

Und da Bauherren all diese Details nicht wissen können, wird der Arbeitskreis heute immer dann gefragt, wenn alte oder denkmalgeschützte Häuser saniert werden sollen. Gordon Haan berät vor Ort oder vermittelt den Kontakt zu Schreinermeistern.

Einmal im Quartal trifft sich der Arbeitskreis außerdem, um aktuelle Themen zu besprechen. Etwa, wie man Wärmeschutzanforderungen oder Sicherheitsstandards bei historischen Fenstern einhalten kann.

Auf etwas ist Gordon Haan besonders stolz: Sein Arbeitskreis ist bundesweit der Einzige, der von ausführenden Betrieben gemacht wird. Mittlerweile gibt es zwar auch industriell gefertigte Fenster. "Mit dem Arbeitskreis haben wir es aber geschafft, die industrielle Fertigung aus dem Saarland rauszuhalten. Hier wird alles von saarländischen Betrieben gemacht."

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