Sie hat "Schnüre" und ist hohl

Saarbrücken. Was für eine Begrüßung! Über dreißig Mädchen und Jungen der Kita Malstatt erzählen eine Geschichte mit Klängen und Geräuschen. Es rasselt, es klingt, und Melodien setzen Sprache in Töne um. Der Adressat dieses Musikstücks ist der Flamencogitarrist Michio Woirgardt. Er ist gekommen, um die Gitarre vorzustellen

Saarbrücken. Was für eine Begrüßung! Über dreißig Mädchen und Jungen der Kita Malstatt erzählen eine Geschichte mit Klängen und Geräuschen. Es rasselt, es klingt, und Melodien setzen Sprache in Töne um. Der Adressat dieses Musikstücks ist der Flamencogitarrist Michio Woirgardt. Er ist gekommen, um die Gitarre vorzustellen. Schon vor einer Woche war der Künstler Rudolf Schaaf mit seinem Kontrabass in der Kita. Weitere Musiker werden noch erwartet.Erst mal lässt sich Michio die orffschen Instrumente erklären und staunt: Er trifft auf geballte musikalische Kompetenz. Die Pädagoginnen bereiten die Kinder nämlich schon seit einem Jahr auf den Besuch der professionellen Musiker vor. Für die angehenden Abc-Schützen ist es darum kein Problem, zwischen Geräusch und Klang zu unterscheiden und das orffsche Instrumentarium korrekt beim Namen zu nennen. Und dass in dem weiß glänzenden Kasten eine Gitarre steckt, steht für alle außer Frage! Bevor Michio das Instrument aus dem Kasten holt, lässt er sich erklären, wie eine Gitarre aussieht. "Die ist aus Holz!" klingt es munter aus den Reihen. "Die hat so Schnüre!" trägt ein Junge bei. "Die ist hohl!" weiß ein Mädchen. "Und sie hat so 'ne Form," zeichnet ein Junge die Kurven mit der Hand nach. Weil es vormittags ist und die Gitarre noch schläft, muss man sie wecken, ganz zart, versteht sich. Die Kinder öffnen die Schnallen, sehr vorsichtig - und dann hebt Michio das Prachtstück heraus. Doch was ist das? Die Gitarre hat ja ein Loch! Michio ist sich sicher: Sie ist kaputt. Nein!, schreien alle im Chor, das Loch ist gut für den Klang. Schon geht es ans Ausprobieren. Geräusche machen, klopfen auf dem Holz, die Saiten zupfen, an den Wirbeln drehen, tiefe und hohe Töne erzeugen. Michio spielt eine Melodie. Eine traurige, darin sind sich wieder alle einig. "Das klingt wie: Warum gehst du weg?," meint ein Junge. Zu einer lustigen Melodie tanzen die Kinder, drehen sich im Kreis. Am Schluss aber - und damit hat wohl niemand gerechnet - dürfen alle, die das möchten, auf den Stuhl krabbeln und auf der Gitarre spielen. Ein Mini-Konzert geben. Ganz allein. Danach gibt es eine tiefe Verbeugung, natürlich mit der Gitarre im Arm, die den kleinen Körper fast ganz bedeckt. Alle applaudieren - und strahlen.

ramesch.de

Hintergrund

Ramesch (Forum für interkulturelle Begegnung e.V.) bietet in Zusammenarbeit mit der städtischen Kita Malstatt im Schuljahr 2011/2012 das Projekt "Wir machen Musik - wir hören Musik" für Kinder im Vorschulalter an. Nach einer musikpädagogischen Vorbereitung 2011 kommen seit Ende Februar Musiker in die Einrichtung, um ihre Instrumente vorzustellen. Ziel ist es unter anderem, Kindern, die gar keine oder wenige Zugangsmöglichkeiten zur klassischen Musik haben, die Begegnung mit dieser Musikform und den Interpreten zu ermöglichen. Bis zum Sommer werden 15 Musiker mit ihren Instrumenten die Kita Malstatt besuchen. Als Projekt-Abschluss ist ein Musikfest geplant. Der Termin wird noch bekannt gegeben. Ramesch-Präsidentin Ikbal Berber wünscht sich, dass diese Veranstaltungen regelmäßig und in allen Kitas ermöglicht werden und fester Bestandteil der musisch-kulturellen Bildung werden. kjs

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