Sie haben Großes vor
Saarbrücken · Saarländischer Rockmusikerverband will an die Euphorie der Achtziger anknüpfen und Top-Bands in der Region voranbringen.
In den 90ern und noch bis ins neue Jahrtausend war er in aller Munde. Dann wurde es ruhiger um ihn: Doch der Saarländische Rockmusikerverband (SRV) ist nach wie vor aktiv. Nicht nur bewährte Projekte werden gepflegt. Die Förderer entwickeln gerade brandneue Ideen, erzählen die Verbandsvorsitzende Kathrin Berger und Vorstandsmitglied Marcel Sude.
"Viel zu sehr wurde in den vergangenen Jahrzehnten die Entwicklung der Popmusik der Musikindustrie überlassen, mit der Folge, dass sie nur noch unter kommerziellen Aspekten behandelt wurde und ihren künstlerischen Inhalt häufig verloren hat", sagt Marcel Sude. Da möchte der SRV gegensteuern und "die Nachwuchsförderung im breitenkulturellen Musiksektor so etablieren, dass die Rock- und Populärmusik wieder einen anerkannten Stellenwert in der saarländischen Kultur bekommt". Der gemeinnützige SRV wird heute von einem fünfköpfigen Vorstand geleitet und finanziell vom Regionalverband Saarbrücken und dem Kultusministerium unterstützt. Er wurde 1988 aus der Taufe gehoben. "In den 1980er-Jahren war die Musikszene ausgeprägter als heute", sagt Sude. "Es gab mehr Auftrittsmöglichkeiten für lokale oder nicht so bekannte Bands." Da kamen die Workshop-Angebote des SRV genau richtig, der viel später außerdem einen Band-Wettbewerb ausrichtete, den "Apollo". Dauereinrichtungen, die einst überregionale Aufmerksamkeit erregten, sind das Rockmobil und die Proberäume in eigens dafür hergerichteten Saarbrücker Bunkern. Zwei Bunker sind angemietet mit zwölf Proberäumen, die von knapp 20 Bands genutzt werden, erzählt Kathrin Berger. Mehrmals pro Woche im Einsatz ist das Rockmobil, ein zum Aufnahmestudio umgebauter Linienbus mit komplettem Band-Instrumentarium. "Es wird von unserem erfahrenen ,Rockmobilisten' Markus Becker geleitet, unterstützt von Lukas Konzelmann", sagt Berger. Das Rockmobil spreche "die ganz jungen Musikinteressierten an". Darüber hinaus sieht sich der SRV als "Ansprechpartner für junge Musiker, die überlegen, Musik zum Beruf zu machen, und entsprechende Informationen benötigen". Seit 2012 ist der SRV zudem Kooperationspartner im überregionalen Projekt "Multipistes", sagt Marcel Sude: "Es ermöglicht Bands aus der Großregion, an Workshops teilzunehmen."
Partner sind die Rockhal in Luxemburg, das Konzertzentrum L'Autre Canal Nancy, die Landesarbeitsgemeinschaft Rock Rheinland-Pfalz und die Nachwuchsförderer aus der Province de Luxembourg in Belgien. Um ihre Förderangebote an einem Ort zu ballen, haben die SRVler nun das Großkonzept "Lautsprecher" entwickelt: ein umfangreiches Musikzentrum mit mindestens 3000 Quadratmetern, für Proberäume, Tonstudio, Klub, Musikkneipe, Probebühnen und Projekträume. "Unser Wunschstandort ist Saarbrücken", sagt Kathrin Berger, "da ,Lautsprecher' für alle unproblematisch zu erreichen sein soll. Wir haben das Projekt mit vielen Leuten aus Politik und Wirtschaft besprochen. Es waren bisher alle begeistert. Wenn wir eine geeignete Immobilie finden, kann es in die Detailplanung gehen. Das heißt natürlich, vor allen Dingen die nötigen finanziellen Mittel zu beschaffen."
