Sie gehen mit Sorgen ins neue Jahr

Saarbrücken · Nach dem Ende der Bürgerarbeit steht das Begegnungscafé Fraueninfo Josefine auf der Kippe. Neben den Stammgästen zittern auch zwei Mitarbeiterinnen dem Frühjahr entgegen.

 Brigitte Yener (links) und Iris Schmitz haben die Weihnachtsfeier im Fraueninfo Josefine organisiert. Wie lange sie dort noch arbeiten dürfen, wissen sie nicht. Foto: Becker&Bredel

Brigitte Yener (links) und Iris Schmitz haben die Weihnachtsfeier im Fraueninfo Josefine organisiert. Wie lange sie dort noch arbeiten dürfen, wissen sie nicht. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Gute Stimmung herrscht bei der Weihnachtsfeier der Begegnungsstätte Fraueninfo Josefine in der Türkenstraße. Iris Schmitz und Brigitte Yener sehen zufrieden aus, als sie in die glücklichen Gesichter der Besucher schauen. Doch der Schein trügt.

Für die zwei Mitarbeiterinnen könnten Januar und Februar 2015 die letzten Monate im Job sein. Bis zum Sommer waren Yener und Schmitz als Bürgerarbeiterinnen bei "Josefine" beschäftigt. Seitdem dieses Förderprogramm des Bundes ausgelaufen ist, arbeiten die beiden befristet als 1-Euro-Jobberinnen. Täglich servieren sie ihren rund 40 Gästen ein preiswertes Mittagessen. Einkaufen, die Preise der Zutaten vergleichen und richtig haushalten, kochen und putzen - das gehört zu den Aufgaben der zwei Frauen. Für Brigitte Yener ist aber das Wichtigste, "dass sich die Gäste hier wohlfühlen".

Im kleinen Lokal an der Türkenstraße geht es familiär zu. Alle sind per du, man kennt und begegnet sich fast jeden Tag. "Zwischen 9 und 14 Uhr ist es hier ihr Wohnzimmer", fasst Yener die Bedeutung von Josefine für die Besucher zusammen. Von Beruf aus Floristin, fand sie nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit dank Josefine wieder eine Perspektive. Seit sechs Jahren schmeißt Yener hier den Laden. Sollte sie ab März wieder arbeitslos sein, sind die Aussichten für die 56-Jährige eher schlecht.

Bezirksbürgermeisterin Christa Piper (SPD ) ist die Vorsitzende des Vereins Fraueninfo Josefine, und sie macht sich große Sorgen über die Zukunft der Einrichtung und ihrer beiden engagierten Arbeitskräfte. "Diese Frauen arbeiten hier mit viel Herzblut. Ohne sie wird diese Einrichtung zumachen müssen", sagt sie über mögliche Konsequenzen. Wenn es hart auf hart kommt, wird Josefine nach 20 Jahren ihre Türen schließen. Piper versucht, alle Hebel in Bewegung zu setzen. Ihren Parteikollegen Heiko Maas in Berlin hat sie schon in dieser Sache angeschrieben. Josefine sei ein richtig gutes Beispiel dafür gewesen, wie sinnvoll die "arbeitsmarktpolitische Maßnahme" Bürgerarbeit war, sagt Piper.

Auch wenn neue 1-Euro-Jobber eingesetzt würden, um den Treffpunkt am Leben zu erhalten, wäre es schwierig. Die meisten Besucher sind Senioren. "Man muss sich in diese Leute reinversetzen können. Um zu wissen, was sie denken, warum sie wie reagieren oder was sie sich wünschen, braucht man eine Menge Lebenserfahrung", sagt Iris Schmitz. Jungen Menschen, die direkt nach der Schule keinen Job gefunden haben, würde dies bestimmt schwerer fallen, denkt die 59-Jährige.

Sie selbst bangt um ihre Zukunft. Bis zur Rente mit 65 muss sie noch ein paar Jahre arbeiten. Im Fraueninfo Josefine würden ihr die Aufgaben weiterhin Spaß machen. Dass sie irgendwo anderes eine neue Chance bekommt, ist eher unwahrscheinlich.

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