Den Orchestergraben überwinden und Brücken bauen zwischen Musikern und Publikum - das will Eva Binkle. Kaum ein Jahr im Amt, hat die neue Musiktheaterpädagogin für Oper und Konzerte des Saarländischen Staatstheaters (SST) schon einige neue Formate für bestimmte Altersklassen ausgeknobelt. Da wären die "Sitzkissenkonzerte" für Kleine ab vier Jahren. Oder das Angebot an Schüler weiterführender Schulen, als Patenklassen eine Theaterproduktion vom Beginn der Proben bis zur Premiere zu begleiten.

Für das Jugendkonzert "Die Geschichte vom Soldaten" für Zuschauer ab 16 Jahre hat Binkle neben einem Schauspieler auch einen Puppenspieler von der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch verpflichtet. Und zwei Konzepte hat sie gar selbst entwickelt: Zum einen das interaktive Kinder- und Familienkonzert "Klang-Detektive" für alle ab sechs Jahre und "Die musikalische Weltreise", bei der ein Streichquartett in Kindergärten und Grundschulen auf Fahrt geht.

Neu sind auch Opernvorstellungen für Schulklassen und Wettbewerbe, bei denen unter anderem ein Blick hinter die Kulissen möglich ist. Binkle sprüht vor Ideen. Eine pädagogische Leidenschaft war der studierten Oboistin mit Zusatzausbildung in Musikvermittlung und Konzertpädagogik bereits als Kind eigen: Schon damals empfahl sie Klassenkameraden und Freunden, sich doch unbedingt dieses und jenes anzuhören. Binkle ist auch Mitglied im "Netzwerk junge Ohren" und mit ihrer Stelle am SST auch deswegen glücklich, weil sie ihr erlaubt, nebenher weiter Oboe zu spielen. Da Binkle bereits während ihres Studiums an der Hochschule für Musik Saar (HfM) Zeitverträge als Instrumentalistin am Theater Trier, dem Pfalztheater Kaiserslautern oder der Staatsoper Wiesbaden hatte, ist sie mit gängiger Orchester-Praxis vertraut. Das ist eine ideale Grundlage für die Vermittlungsarbeit, die sie bei einem berufsbegleitenden Studium in Detmold professionalisierte. Binkle: "Ich sehe es als Vorteil, dass ich selbst Musikerin bin und das hiesige Orchester gut kenne." Die gebürtige Saarbrückerin sang hier schon im Kinderchor: "Ich weiß, wie Musiker ticken." Weil diese beim direkten Kontakt mit dem Publikum gern fremdeln, hat Binkle die Mitglieder des Staatsorchesters nun durch einen ersten entsprechenden Workshop gescheucht: Damit sie als kontaktfreudige Musiker zum Anfassen mithelfen, dass Hemmschwellen für die Hörer möglichst niedrig sind.

Dabei liegen Binkle nicht nur die jungen Opern- und Konzertbesucher am Herzen. So übernahm sie 2011 die Einführungen in die abendlichen Ensemblekonzerte der Deutschen Radiophilharmonie (DRP) in der HfM. Zwei Jahre zuvor krempelte sie außerdem den "Orchesterspielplatz" der DRP während der sonntäglichen SR-Matineekonzerte in der Congresshalle vom reinen Betreuungsangebot zur Vermittlungsveranstaltung um - ein ähnliches Konzept bietet sie seit dieser Spielzeit an gleicher Stelle auch für die Sonntagskonzerte des SST an. Aktuell grübelt sie über Angebote für Senioren und Behinderte nach, denn "Musik öffnet ganz viele Türen, da sind alle gleich", meint die 37-Jährige. Eva Binkles Innovationen genießen den Segen der Intendanz und des neuen Generalmusikdirektors: Bei dem ebenfalls neuen Format "Mittendrin" übernimmt Nicholas Milton, wie schon bei den "Klangdetektiven", die musikalische Leitung. Hier können schon Eingangsklassen an Gymnasien eine exklusive Konzertprobe ergattern - die Plätze mitten im Orchester müssen in einem Kreativwettbewerb erobert werden.

Info: Tel. (06 81) 3 09 22 48