Siddhartha und „Die kleine Hexe“

Saarbrücken · Egal, ob auf dem E-Book oder auf Papier: Lesen ist für viele Menschen wichtig. Zum heutigen Welttag des Buches haben wir kulturschaffende Saarbrücker gefragt, welches Buch sie als Kind besonders geliebt haben und was ihr aktueller Favorit ist.

"Welches war Ihr Lieblingsbuch als Kind, und warum?" Und: "Welches Buch war das Wichtigste in Ihrem bisherigen Erwachsenenleben?" Diese beiden Fragen haben wir in den letzten Tagen einer Reihe von bekannten Saarbrückern gestellt, und die meisten haben schnell und gerne geantwortet.

Elisabeth Brück, als Schauspielerin spätestens seit ihrer Rolle als "Tatort"-Kommissarin den meisten Saarländern bekannt, antwortet prompt: "Die kleine Hexe". Und warum? "Sie hext nur Gutes, hilft den Schwachen und lässt sich nicht unterkriegen. Zum Schluss besiegt sie die bösen Hexen mit deren eigenen Waffen."

Und als Erwachsene? Da bevorzugt die Schauspielerin Selbstgeschriebenes: "Mary Plotfire: Stimmen der Tiefe - mein erstes eigenes Buch." Ansonsten: "An meiner Seite als treuer Wegbegleiter: Bertolt Brecht , die Geschichten vom Herrn Keuner."

Thilo Ziegler, der Mann, der das Saarland mit den Festivals Rocco del Schlacko, Electro Magnetic und demnächst dem neuen Pop-Festival beglückt, hatte als Kind einen klaren Favoriten: "Manni der Libero von Peter Conradi - sehr schnell habe ich verstanden, dass es zu kompliziert ist, Fußballprofi zu werden, und habe mich nie wirklich geärgert, wenn ich Dauergast auf der Ersatzbank war."

Als Erwachsener greift Ziegler gerne zu den "Känguru Chroniken 1-3" des Autors und Kabarettisten Marc-Uwe Kling. "Das Känguru hat mich dazu motiviert, selbst einige seiner Zitate zu "schütteln", und dies hilft mir, einige Situation entspannter zu sehen. Mein momentaner Liebling auf dem Weg zum Saarbrücker Flughafen: Kennen Sie Deutschland? Im Süden die Berge, im Norden das Meer und dazwischen - Teer. Aber gibt's echt nur Teer? Es gibt noch mehr! Ja, genau! Stau." (Zitat: Prüfingenieur Fechinger Talbrücke. Original: Marc-Uwe Kling).

Auf andere Weise witzig sind die Favoriten von Bernhard Leonardy, Kantor der Basilika St. Johann. Auf die Frage nach seinem Lieblingsbuch als Kind antwortet er: "Beati Asterixem possidentes - und daraus die Sprüche von Cäsar: Bis repetita non placent (Wiederholungen gefallen nicht) und Donec eris felix multos numerabis amico (Solange du glücklich bist, hast Du viele Freunde) . . . Uderzos Ferrari-Sammlung entflammte mich zu einer ebensolchen en miniature."

Leonardys Liebling als Erwachsener kommt einem weniger lateinisch vor: "Aus dem Zauberberg von Thomas Mann der italienische Drehorgelspieler Settembrini in seiner Liebe zu Schönheit, Freiheit, Heiterkeit, Genuss und seiner Skepsis zur Musik, welche nur das Gefühl, aber nicht die Vernunft entflamme."

Deana Zinßmeister ist schon lange selbst als Autorin erfolgreich. Die Historienromane der Heusweilerin begeistern eine große Leserschaft in ganz Deutschland. Sie antwortet wie folgt: "Als Kind habe ich ein Buch über Archäologie geliebt. Stundenlang habe ich mit meinem Vater zusammen die Bilder angeschaut, auf denen unter anderem Dinosaurierknochen, die Pyramiden von Gizeh sowie die Schätze, die Schliemann gefunden hat, abgebildet waren. Vielleicht wurde da der Grundstock für mein Interesse an der Historie gelegt . . . Aber ebenso war ich als Kind von Karl May und seiner Geschichte um Winnetou begeistert."

Auch als Erwachsene blieb die Autorin ihrem Faible für Historisches treu: "Später haben mir die Bücher von Jane Austen imponiert, die es gewagt hat, mit ihrer Literatur gegen den Strom zu schwimmen und rebellische Frauen in ihrem Jahrhundert darzustellen - einem Zeitalter, in dem Frauen keine eigene Meinung haben oder vertreten durften."

Der Künstler Alexander Karle ist den Saarbrückern spätestens seit seiner Performance auf dem Altar der Basilika ein Begriff. Aber er ist auch sonst seit vielen Jahren ein fester und auffallender Bestandteil der hiesigen Kunstszene. Mit der Beantwortung unserer Fragen tat er sich schwer, denn: "Alleine in den letzten zwei Jahren habe ich bestimmt 50 wichtige Bücher gelesen. Aber ich versuch's einfach mal: Mein wichtigstes Buch als Kind war die Natur. Sicher habe ich auch gelesen, aber keine gedruckten Worte auf Papier haben mich je so beeindruckt wie das, was ich drumherum wahrnahm. Mit zwölf Jahren hatte ich das große Glück, Herr der Ringe von Tolkien zu lesen. In meinem bisherigen Erwachsenenleben gibt es sehr viele Bücher, die mir wichtig waren und sind und welche mich oft bei der Veränderung meiner Denkweise unterstützt haben, sei das damals Siddhartha von Hermann Hesse , vor zehn Jahren 100 Jahre Einsamkeit von Gabriel Garcia Márquez oder momentan das wunderbare Buch Bolo'Bolo."

Joachim Arnold ist Chef von Musik und Theater Saar und sorgt mit der Merziger Zeltoper dafür, dass wir seit vielen Jahren mit Cabaret, Addams Family und andern Opern und Musicals im Sommer viel Freude haben.

Als Kind liebte er "Das große Buch vom glücklichen Löwen". Warum? "Ein friedlicher, freundlicher, neugieriger und schwer anarchistischer Löwe erkundet die Welt der sogenannten Zivilisation. Das hat mir viel Spaß gemacht. Bin ja selbst auch Löwe", erzählt Arnold.

Jetzt hat Arnold kein absolutes Lieblingsbuch mehr. "In letzter Zeit hat mir aber Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf gut gefallen", sagt er. "Der Mann hatte Mut. Das imponiert mir."

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