Senioren entdecken ihre Nachbarschaft

Saarbrücken · Den Nachbarschaftsgeist beleben, Kennenlernen fördern, helfen, wenn es nötig ist – in Saarbrücken setzt sich die Idee der lockeren Nachbarschafts-Netzwerke durch. Viele Senioren profitieren.

Die Menschen wollen im Alter möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung leben und sich eingebunden und umsorgt wissen. In der Stadt stößt dieser Wunsch oft an Grenzen, weil sie niemanden näher kennen und deshalb auch keinen haben, der im Alltag auf sie achtgibt und ihnen in besonderen Lebenslagen zur Hand gehen könnte.

Diese Situation war vor knapp drei Jahren für den pensionierten Polizeioberrat Jürgen Friedrich und den ehemaligen Bankier Herbert Alt der Anlass, in Saarbrücken ein ehrenamtliches "Netzwerk gute Nachbarschaft" zu knüpfen. Es ging ihnen darum, in Wohnquartieren den Nachbarschaftsgedanken zu beleben, Vertrautheit zu schaffen, durch Treffen und Unternehmungen die Leute zusammenzubringen, Gemeinschaftsgeist zu erzeugen und Hilfe zu ermöglichen, wenn sie gebraucht wird. Die Vermutung, dass die Menschen zusammenrücken, wenn sie sich erst einmal kennen, war richtig: Im Januar 2013 berichteten wir über (erst) zwei dieser Netzwerke.

Gut ein Jahr später sind bereits sechs von ihnen gegründet: Winterberg, Am Homburg, Unterer Eschberg, Am Triller, Reppersberg und Alt-Saarbrücken. Bald wird unter Federführung von Brigitte Zey das Netzwerk Bruchwiese geknüpft, in Bübingen dürfte noch in diesem Jahr ein Achtes entstehen. Als "Geburtshelfer" gern zur Stelle ist der Seniorenbeirat der Stadt. Vorsitzender Lothar Arnold und Geschäftsführer Heinrich Ackstaller preisen die Vorzüge der Netzwerke bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Bis zu 50 Personen beteiligen sich an Veranstaltungen der Netzwerke, seien es Spaziergänge und Wanderungen, Kegelabende, Museumsbesuche, Ausflüge oder Vorträge. Anfallende Kosten werden von den Teilnehmern selbst getragen, die Organisatoren (meist zwei bis drei je Netzwerk) freuen sich, wenn ihnen eine Institution Räume kostenfrei überlässt. Netzwerke sind keine Vereine und keine Dienstleister, also keine Pflege- und Fahrdienste oder Hausmeister.

Sie erheben weder Beiträge noch fordern sie Präsenz oder regelmäßige Leistungen. Jeder kommt und geht, wann er will, und bringt so viel von sich ein, wie er will. "Wir sind strukturlos und wollen es bleiben", brachte Herbert Alt kürzlich ein Erfolgsrezept der Nachbarschafts-Netzwerke auf den Punkt.

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