Seit 20 Jahren Schiedsmann

Saarbrücken. Seit 20 Jahren kümmert er sich ehrenamtlich um die größeren und kleineren Streitereien der Menschen aus seinem Stadtteil Burbach: Schiedsmann Julius Roth. Aus diesem Anlass überreichte ihm die Präsidentin des Amtsgerichtes, Margot Burmeister, im Saarbrücker Rathaus kürzlich zum Dank eine Urkunde

 Ehrung im Saarbrücker Rathaus: Norbert Hildesheim, Margot Burmeister, Julius und Gisela Roth, Jochen Krüger (von links). Foto: Andreas Lang

Ehrung im Saarbrücker Rathaus: Norbert Hildesheim, Margot Burmeister, Julius und Gisela Roth, Jochen Krüger (von links). Foto: Andreas Lang

Saarbrücken. Seit 20 Jahren kümmert er sich ehrenamtlich um die größeren und kleineren Streitereien der Menschen aus seinem Stadtteil Burbach: Schiedsmann Julius Roth. Aus diesem Anlass überreichte ihm die Präsidentin des Amtsgerichtes, Margot Burmeister, im Saarbrücker Rathaus kürzlich zum Dank eine Urkunde.Mit dabei waren seine Frau Gisela, Saarbrückens Bürgermeister Ralf Latz, der Landesvorsitzende der Schiedsleute, Norbert Hildesheim, und Jochen Krüger, der Vizepräsident des Amtsgerichtes. Und in dieser Expertenrunde plauderte man gern ein wenig über das Schiedswesen. Da gibt es zum Beispiel einige Kuriositäten, wie Roth sich erinnert: "In manchen Straßen gehören die ungeraden Hausnummern zu meinem Bezirk Burbach, die geraden zum Bezirk Malstatt und umgekehrt." Das sei den Menschen in den entsprechenden Straßen schwer zu vermitteln, weshalb er einen Neuzuschnitt der Schiedsbezirke angeregt habe. Über die beiden Jahrzehnte hätten sich auch die Konflikte verändert. So hätten sich in seinem Schiedszimmer einmal ein Tamile und ein Indonesier gegenübergestanden. Roth: "Beide haben sich überhaupt nicht verstanden." Das muss sowohl die Sprache als auch das nachbarschaftliche Miteinander betroffen haben. Dennoch konnte Roth Frieden stiften: "Die Verhandlung hat auf Englisch zu einem Vergleich geführt."

In der Multi-Kulti-Gesellschaft geht aber heutzutage ohne Dolmetscher oft nichts mehr. Und selbst wenn es keine Sprachbarrieren gibt, kann es noch zu Missverständnissen kommen. Roth kennt das Problem, wenn es beispielsweise um das Thema Familie geht und diese bei einer Sitzung anwesend sein darf. "Einem Türken muss man dann schon mal erklären, dass Mama, Papa und Ehefrau dazugehören, dass all die Onkel aber bitte in etwa anderthalb Stunden wiederkommen möchten", sagt Roth.

Der Landesvorsitzende Hildesheim bestätigt diese Entwicklung und nennt ein weiteres Beispiel: "Andere bringen Gesetze aus ihren Kulturkreisen mit." Diese Leute seien dann der Meinung, dass man auch hier, in dichter Wohnbebauung, einen Hahn halten dürfe, der allmorgendlich die Nachbarschaft mit seinem Krähen aufweckt. Das gehöre nun mal dazu, wenn Hühner fleißig Eier legen sollen. Egal aber, wie die Problematik lautet, Amtsgerichtsvizepräsident Krüger ist überzeugt: "Schiedsleute stehen dafür, dass vergleichsweise unbürokratisch, bürgerfreundlich, kostengünstig und schnell bei Rechtsstreitigkeiten geholfen wird." Die Instanz Schiedsmann sei auch aus einem anderen Grund wichtig: "Beim Schiedsmann werden Lebensgeschichten erzählt. Das ist den Leuten wichtig." Und Schiedsleute wie Roth haben dafür ein offenes Ohr.

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