Sein Wahlsonntag hat 18 Stunden

Saarbrücken. Wahlsonntag. Der Wecker klingelt früh. Um 5.30 Uhr muss Stephan Schäfer (45) im Rathaus sein. Vor ihm liegen bis zu 18 Stunden Arbeit. Schäfer ist ehrenamtlicher Wahlhelfer seit 26 Jahren, war schon bei 17 Wahlen aktiv. "Ich bin schon seit jungen Jahren politisch sehr interessiert und wollte deshalb immer helfen

Saarbrücken. Wahlsonntag. Der Wecker klingelt früh. Um 5.30 Uhr muss Stephan Schäfer (45) im Rathaus sein. Vor ihm liegen bis zu 18 Stunden Arbeit. Schäfer ist ehrenamtlicher Wahlhelfer seit 26 Jahren, war schon bei 17 Wahlen aktiv. "Ich bin schon seit jungen Jahren politisch sehr interessiert und wollte deshalb immer helfen." Am Sonntag arbeitet er in der Zentrale und hilft in Wahllokalen, wenn Not am Mann ist. Morgens überreicht er Wählerverzeichnisse und Unterlagen an die Wahlvorsteher, die in die Wahllokale fahren. Auch das "Erfrischungsgeld" übergibt er. 25 Euro pro Helfer. Dann kümmert Schäfer sich um die 30 Briefwahlvorstände, die die Wahlbriefe auszählen. Beantwortet telefonisch Fragen aus den Wahllokalen. Falls dort jemand ausfällt, ist er zur Stelle.

Wie bei der Landtagswahl am 30. August. Da musste er nach Malstatt, wo er aufgewachsen ist. Wo er häufig noch Bekannte trifft. Wo wie überall das Wahllokal um sieben Uhr öffnet. Dann kommt die Frühschicht. Bis zu acht Leute arbeiten insgesamt in einem Wahllokal, der Wahlvorsteher, sein Stellvertreter und sechs Beisitzer. Hausmeister stellen die Kabinen auf. Der Vorsteher verpflichtet die Beisitzer zur Verschwiegenheit und unparteiischen Arbeit. Während die Beisitzer die Wähler empfangen, kontrolliert der Vorsteher, dass alles ordentlich abläuft. "Es sind ja überall nur Menschen, und wo Menschen sind, passieren Fehler", sagt Schäfer. Auch falls jemand Parteiwerbung im Lokal betreibt, muss er eingreifen. Meist bleibt es ruhig. "Ein guter Wahlvorsteher wird gar nicht wahrgenommen," erzählt Schäfer. Um 18 Uhr schließen die Wahllokale. Die Auszählung der Stimmzettel ist öffentlich, aber nur selten schaut jemand zu. "Wenn man ein gutes Team hat, ist man in einem Rutsch durch." Dann ruft der Wahlvorsteher beim Rechenzentrum der Stadt Saarbrücken an und teilt das Ergebnis mit. Das Rechenzentrum leitet das Ergebnis an die Medien weiter: "Die sitzen uns ja ständig im Nacken." Im Wahllokal zahlt der Wahlvorsteher inzwischen das Erfrischungsgeld aus. Anschließend bringt er die Stimmzettel gut verpackt in die Zentrale, bei Problemen manchmal erst um Mitternacht. Auch Stephan Schäfer sitzt dann noch dort. Wartet, bis alle Stimmzettel da sind. Falls er nicht irgendwo einspringen muss. Genau darauf hofft er: "Am Wahlsonntag finde ich es eine Folter, in der Zentrale zu sitzen." In der sitzt er jetzt schon seit Mai, im Schnitt rund zehn Stunden täglich. Telefoniert, gibt Ratschläge, hilft bei der Briefwahl. Von seiner eigentlichen Arbeit im Amt für Ratsangelegenheiten ist Schäfer freigestellt. Trotzdem hilft er auch dort. Die Mehrfachbelastung stört ihn nicht. Er ist alleinstehend, muss keine Rücksicht auf Frau und Kind nehmen. Aber ihm bleibt wenig Zeit für die Freunde, den Sport. Ab Montag geht es an den Abbau des Wahlbüros. Dann kehrt Schäfer in den Berufsalltag zurück. Die nächste Herausforderung für ehrenamtliche Wahlhelfer wie Schäfer steht in drei Jahren an. 2012 ist Oberbürgermeisterwahl.

Stichwort

Briefwahl: Bis Donnerstag, 18 Uhr, gaben von 132 789 Wahlberechtigten in der Stadt Saarbrücken 26 421 ihre Stimme per Briefwahl ab. Das sind 19,90 Prozent. 14 522 der Stimmen sind aus dem Stadtbezirk Mitte, wo 21,56 Prozent der 67 352 Wahlberechtigten per Brief abstimmten. Briefwahlunterlagen können noch bis Sonntag, 18 Uhr, im Rathaus, Raum 126, abgegeben werden. gus

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