Sein Video geht um die Welt

Saarbrücken · Der eine spielt Flamenco, der andere singt einen Reggae-Titel. Dann laden sie die Videos bei Youtube hoch. Die Familien zuhause sind stolz auf Asad und Isaac, die aus Afghanistan und Gambia stammen.

 Der gebürtige Afghane Asad Rezaie spielt im Video einen Flamenco-Titel auf der Gitarre. Foto: DAJC

Der gebürtige Afghane Asad Rezaie spielt im Video einen Flamenco-Titel auf der Gitarre. Foto: DAJC

Foto: DAJC

Wie gelingt es, dass Jugendliche Medien nicht nur konsumieren, sondern selbst aktiv werden? Für Manuel Sattler, Sozialarbeiter im Deutsch-Ausländischen Jugendclub (DAJC) und mit zweitem Standbein Liedermacher, ist die Antwort einfach: "Man dreht eigene Musikclips, lässt die Jugendlichen ihre Ideen umsetzen und bringt ihnen alles bei, was dazugehört."

Rund 100 Stunden Arbeit innerhalb eines Dreivierteljahres, schätzt er, verschlangen die beiden Musikclips, die der DAJC vor wenigen Wochen im Internet bei Youtube veröffentlichte und in die Welt schickte.

Dabei lernten rund 20 Jugendliche mit Migrationshintergrund zwischen 14 und 19 Jahren, die Arbeit vor und hinter der Kamera kennen. Dazu gehörten auch Schnitt und Bearbeiten von Bild und Ton.

Unterschiedlicher könnten die zwei Clips nicht sein: Einmal interpretiert Asad Rezaie (19) "Saraya Nights", einen spanischen Flamenco-Titel seines Gitarrenlehrers, des bekannten Gitarristen Michael Marx, in einem Fotostudio, versunken in sein Gitarrenspiel.

Im zweiten Video singt der 17-jährige Isaac, der sich "Forrest Man" nennt, auf dem Landwehrplatz sein eigenes Lied, den Reggaesong "Citizen Place". Die Schwarz-Weiß-Aufnahme rückt den jungen Sänger in den Vordergrund.

Im Hintergrund und hinter Kamera aber wirken zwölf seiner Freunde vom DAJC mit. Und der Landwehrplatz, "wo sich viele Jugendliche treffen, wird Ort des Zusammenkommens, der Citizen Place eben", erklärt Sattler.

Hinter den beiden unterschiedlichen Musikvideos steckt aber eine ähnliche Geschichte. Asad und Isaac hätten vor einiger Zeit nie geglaubt, dass sie ihre Musik mal, auf Video gebannt, ihren Familien und den Freunden in ihren Herkunftsländern schicken könnten. Vor drei Jahren und drei Monaten kam der gebürtige Afghane Asad nach Deutschland: "Meine Familie und ich lebten im Iran. Als Flüchtlinge. Ich wollte schon immer Musik machen. Nur konnten wir uns kein Instrument leisten."

Mittlerweile hat Asad nicht nur eine eigene Gitarre, sondern beherrscht auch das Gitarrenspiel. Den spanischen Flamenco , glaubt Asad, der gerade seinen Mittlere Reife macht, "liebt man auf der ganzen Welt". Traurig sei er nicht, sondern "beruhigend für den Kopf". Das Leben als Flüchtling sei "schwer gewesen", der Flamenco aber beruhige seine Gedanken. "Ich übe jeden Tag etwa zwei Stunden, manchmal mehr", sagt er. Dass sein Video schon über 600-mal angeklickt wurde, macht ihn stolz. "Meine Familie und Freunde, denen ich das Video geschickt habe, fanden es alle super", sagt er gerührt. Auch Isaac, der vor einem halben Jahr aus Gambia hierher kam, hat sein Video seiner Familie geschickt. Der schönste Nebeneffekt der Videoproduktion war, dass Familie und Freunde sehen können, wie gut es den Jungs hier geht.

Isaac hat seinen Reggaesong selbst geschrieben. Eine Wahnsinnserfahrung, wenn man dann sein eigenes Video hat. "In Gambia , hat er mir erzählt, müsste er, um so ein Video zu finanzieren, ein Leben lang arbeiten", berichtet Sattler.

4000 Euro bekam der DAJC von der "Aktion Mensch" im Zuge des Projekts "Kinder und Jugend aktiv". Sattler: "Damit konnten wir ein kleines Tonstudio mit Computer für Videoschnitt, Soundkarte und Mikro einrichten." Auch künftig sollen dort Videoclips entstehen.

Für Asad kam nach dem Videoveröffentlichung Anfragen für Auftritte, und Isaac wirkt demnächst bei einem Karlsruher Dancehall-Projekt mit. "Dabei werden verschiedene Musiker immer eine Sequenz singen. Am Ende entsteht dann ein Song mit vielen unterschiedlichen Sängern. Isaacs Part werden wir demnächst hier aufnehmen", sagt Sattler.

youtube.com/dajcsb

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