Sein Lehrfach ist die Demokratie

Saarbrücken. Wenn Asgar Abbaszadeh mit seiner Frau Martina Walzer am St. Johanner Markt sitzt oder am Staden entlangspaziert, genießt er das in vollen Zügen. Ende September geht es zurück nach Kabul. Dort werden die beiden nicht im Café sitzen, durch die Straßen spazieren oder einen Ausflug machen können

Saarbrücken. Wenn Asgar Abbaszadeh mit seiner Frau Martina Walzer am St. Johanner Markt sitzt oder am Staden entlangspaziert, genießt er das in vollen Zügen. Ende September geht es zurück nach Kabul. Dort werden die beiden nicht im Café sitzen, durch die Straßen spazieren oder einen Ausflug machen können. Sie arbeiten in einem der gefährlichsten Länder der Welt: Seit August 2006 lebt Abbaszadeh als freier Mitarbeiter in Afghanistan und will die Afghanen für die Demokratie gewinnen. Die Idee, im Ausland zu arbeiten, hatte seine Frau. "Sie ist Lehrerin und wollte unbedingt ins Ausland, um ein anderes Leben zu erfahren", erklärt Abbaszadeh.

Wie groß die Kluft zwischen einem Leben in Deutschland und dem Alltag in Afghanistan ist, erzählte er am Donnerstag den Schülern der Erweiterten Realschule (ERS) Ludwigspark in Saarbrücken. "Die Menschen erfahren in den Nachrichten viel zu wenig über das alltägliche Leben in Afghanistan", sagt Abbaszadeh bedauernd.

"Wie sieht der Schulalltag aus?" "Welche Bedingungen herrschen in den Schulen?" Die Schüler der ERS Ludwigspark überhäuften den Gast mit Fragen. Ein Film, den Abbaszadeh mitgebracht hatte, gab Antworten. Zum Beispiel diese: Trotz kämpfender Soldaten, terroristischer Anschläge und Hunger gehen fast sieben Millionen Kinder in Afghanistan inzwischen wieder zur Schule. Unter dem Taliban-Regime waren es gerade mal eine Million.

Schulalltag in Afghanistan: Die ERS-Schüler machten große Augen, als sie hörten, dass hohe Mauern und Stacheldraht die Schule umgeben, an der Martina Walzer unterrichtet. Und dass die Schüler sich dort gegenseitig morgens auf Waffen und Sprengsätze untersuchen. "Die Wohngemeinschaft, in der ich mit meiner Frau und vier weiteren deutschen Lehrern wohne, liegt in einer Hochsicherheitszone", sagt Abbaszadeh. Das bedeutet: alle paar Meter Posten mit bewaffneten Polizisten und wieder jede Menge Stacheldraht. Der gebürtige Iraner wagt sich gelegentlich noch in einen Bus, weil er sich von den Einheimischen nicht allzu sehr unterscheidet. Doch meist bringt ein Fahrer ihn, seine Frau und die anderen deutschen Lehrer sicher durch die Straßen von Kabul.

Für das anstehende Wochenende haben Asgar Abbaszadeh und seine Frau Martina einen Besuch im Kino in Saarbrücken geplant: "Wir genießen die Bewegungsfreiheit in der Heimat." Der Vertrag seiner Frau an der Schule in Kabul wurde bis 2010 verlängert. "So lange sich die Gefahr nicht gravierend verschärft, bleiben wir auch dort".

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