Schweißtreibende Steuererhöhung

Saarbrücken · Saunabesuche gelten künftig nicht mehr als Gesundheitsvorsorge, sondern als Wellness-Vergnügen. Das bedeutet: die Mehrwertsteuer steigt. Saunagänger und -betreiber sind empört: Einem nackten Mann greife man nicht in die Tasche. Doch der wird wohl bald vielerorts mehr Eintritt zahlen müssen.

 Die frühere saarländische Obermosel-Weinkönigin Kim I. (rechts) und ihre Prinzessin Hanna I. im Saunabereich der Saarland-Therme – einer der wenigen Sauna-Anbieter im Saarland, der die kommende Mehrwertsteuer-Erhöhung vorerst nicht an die Kunden weitergeben will. Foto: Iris Maurer

Die frühere saarländische Obermosel-Weinkönigin Kim I. (rechts) und ihre Prinzessin Hanna I. im Saunabereich der Saarland-Therme – einer der wenigen Sauna-Anbieter im Saarland, der die kommende Mehrwertsteuer-Erhöhung vorerst nicht an die Kunden weitergeben will. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Saunabesuche werden teurer. Die Finanzminister der Länder haben sich darauf geeinigt, die bislang für Saunen geltende Ermäßigung der Mehrwertsteuer zum 1. Juli 2015 abzuschaffen. Entsprechend wird der Mehrwertsteuersatz um zwölf Prozentpunkte auf 19 Prozent steigen. Viele Sauna-Betreiber werden diese Erhöhung ganz oder teilweise über höhere Eintrittspreise an die Kunden weitergeben, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergab. Anders sei die finanzielle Mehrbelastung wirtschaftlich nicht zu bewältigen, hieß es zur Begründung. Mit signifikanten Besucherrückgängen infolge der Preiserhöhungen rechnen die Betreiber aber nicht.

Zu Buche schlägt die Mehrwertsteuer-Erhöhung naturgemäß vor allem bei kleineren Betrieben wie etwa der Felsensauna in Saarbrücken . "Wir werden diese Mehrkosten spätestens ab September in Teilen an unsere Kunden weitergeben müssen", sagt Betreiber Roland Braun. Derzeit kostet eine Tageskarte für die Felsensauna elf Euro, ab September könnten es zwölf Euro sein, so Braun. Doch auch größere Bad- und Saunabetreiber wie das Münchner Unternehmen Vivamar, das das "Calypso"-Bad in Saarbrücken betreibt, "prüft, ob die höhere Mehrwertsteuer in Teilen an unsere Kunden weitergegeben wird", so Geschäftsführer Harald Gabriel. Die Saarland-Therme sieht sich dagegen - zumindest vorerst - nicht zu Preiserhöhungen veranlasst.

Ins Schwitzen geraten auch viele der ohnehin klammen Kommunen. Die Gemeinde Tholey beispielsweise, die neben dem Schaumbergbad die Sauna Vicus betreibt, wird die höhere Mehrwertsteuer "eins zu eins an die Kunden weitergeben müssen", so Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU ). Der Sauna-Eintrittspreis von derzeit 14 Euro (4,5 Stunden) werde ab Juli auf rund 15,70 Euro angehoben. Einen signifikanten Besucherrückgang infolge der Preiserhöhung erwartet Schmidt jedoch ebenso wenig wie ein "Bädersterben" in Städten und Gemeinden.

Eben dies prognostiziert dagegen der Deutsche Saunabund in Bielefeld. Denn gut besuchte Saunaanlagen würden als Bestandteil öffentlicher Bäder wesentlich zu deren Finanzierung beitragen. Für den Saarländischen Städte- und Gemeindetag (SSGT) zeigt die Mehrwertsteuer-Erhöhung denn auch vor allem eines: "Gedankenlosigkeit gegenüber der finanziellen Situation der Städte und Gemeinden, die wieder einmal zur Kasse gebeten werden oder ihre Bürger zur Kasse bitten müssen", sagte SSGT-Geschäftsführerin Barbara Beckmann-Roh.

Wie ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums gegenüber der SZ bestätigte, hatten Bund und Länder auf Arbeitsebene bereits im vorigen Jahr beschlossen, ein Urteil des Bundesfinanzhofs zum ermäßigten Umsatzsteuersatz auf Saunen aus dem Jahr 2005 künftig allgemein anzuwenden. Demnach werden nur noch Maßnahmen als Heilbäder ermäßigt besteuert, die auch ärztlich verordnet werden können. Das heißt, Saunagänge werden künftig als Wellness-Vergnügen angesehen - und nicht mehr als Gesundheitsprophylaxe. Weil die unpopuläre Steuererhöhung viele Menschen betrifft und Verbände Sturm laufen, wurde sie nicht - wie ursprünglich geplant - zum 1. Januar dieses Jahres umgesetzt, sondern schließlich um sechs Monate verschoben.

"Die mit dem Saunabaden verbundenen Präventionsziele wie Erkältungsvorbeugung, Stressabbau und Krankheitsvermeidung werden durch die Mehrwertsteuererhöhung ausgehebelt", heißt es beim Deutschen Saunabund. Das Vorhaben sei allein schon deshalb unverständlich, weil die Umsatzsteuer-Ermäßigung auf den Saunaeintritt ursprünglich ja gerade aus gesundheitspolitischen Gründen eingeführt worden war. Mit Sinn für Humor stellt der Verband fest: "Einem nackten Mann greift man nicht so schamlos in die Taschen."

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