Schüler erinnern an jüdische Geschichte

St Wendel · Mit jüdischen Gedenkplätzen und jüdischer Musik beschäftigten sich die Religions- und die Musikklasse am Gymnasium Wendalinum. Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellten sie nun vor.

 Wider das Vergessen spielte die Musikklasse der Schule. Fotos: Schule

Wider das Vergessen spielte die Musikklasse der Schule. Fotos: Schule

 Jana Schömann an der Violine.

Jana Schömann an der Violine.

 Kirstin Backes sang.

Kirstin Backes sang.

Das Gymnasium Wendalinum hatte zu einer Doppelveranstaltung eingeladen, deren Teile in engem Zusammenhang standen. Zum jüdischen Leben in St. Wendel stellten Schüler der Religionsklasse 10 b/c mit ihrem Lehrer Rafael Groß eine Karte mit jüdischen Gedenkplätzen in St. Wendel vor, die sie gemeinsam im Unterricht erarbeitet hatten. Diese Karte lädt nicht nur den Geschichtsinteressierten zum Erwandern ein, sondern bietet auch die Vorlage für eine Stolpersteinrallye, die es vor allem der jüngeren Generation ermöglicht, die Geschichte unserer jüdischen Mitbürger anschaulich zu erkunden. Parallel dazu hatten die Klasse Stolpersteine ausgelegt und neben eigenen Nachbauten die Ausstellung des Adolf-Bender-Zentrums zu "Orten wider das Vergessen" aufgebaut.

Die Musikklasse 10 c/d hatte sich mit ihrem Lehrer Stefan Kunz mit Musik aus dem Konzentrationslager Theresienstadt befasst und dazu eine Ausstellung mit 40 Exponaten erstellt. In Theresienstadt kam fast die gesamte jüdische künstlerische Elite aus Böhmen und Mähren zusammen. War die Musik anfangs verboten, erkannten die Nazis doch bald den hohen künstlerischen Wert und nutzten ihn für ihre Propaganda.

Für die Juden bedeutete die Musikausübung trotz der katastrophalen und menschenunwürdigen Lage Selbstverwirklichung und Widerstand, wie es beispielsweise Viktor Ullmann formulierte: "Wir sitzen nicht einfach an den Ufern der Flüsse von Babylon und klagen, dass unser Wille für die Kultur nicht so ausreichend war wie unser Wille zu existieren." Zur Ausstellung gehören auch Kinderbilder aus Theresienstadt, ermutigend, aber auch bedrückend, wenn eine Hinrichtung von Kinderhand in schwarz-weiß gemalt ist.

Hörbar gemacht wurde die Ausstellung durch das musikalische Programm. Kristin Backes zeigte einen Querschnitt durch vokale Werke: Neben Liedern von Ilse Weber gehört dazu der expressionistische "Sonnenuntergang" von Ullmann sowie das Kabarettstück "Als ob" von Leo Straus. Jana Schömann (Violine) und Martin Freichel (Violoncello) interpretierten leinen chassidischen Tanz von Zikmund Schul. Stefan Kunz spielte auf der Orgel als Hommage an den St. Wendeler Juden und Organisten Eugen Berl einen Pessachsatz von Hermann Berlinski. Den Abschluss bildete ein Arrangement aus der Kinderoper "Brundibár" von Hans Krasa - vorgetragen von Christina Berscheid (Querflöte), Jacob Brill (Klarinette), Jana Schömann (Violine) Tobias Schnur (Violoncello) und Stefan Kunz (Klavier). Schüler der Klasse hatten vor jedem Werk den jeweiligen Komponisten in einem Kurzreferat vorgestellt.

Die Ausstellung steht im Vorraum der Aula des Wendalinum und kann in den nächsten Tagen besichtigt werden.

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