Schüler besser fördern – aber wie?

Saarbrücken · Wie können die Schüler der 35 Gymnasien im Saarland am besten gefördert werden? Dazu hat Bildungsminister Ulrich Commcerçon ein Konzept erarbeitet, das den Philologenverband bislang aber nicht überzeugt.

Für den 17. Juni hat Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) Lehrer eingeladen, die sich für das Förderkonzept an Gymnasien interessieren, das zum neuen Schuljahr starten soll. Weil die Zusammensetzung der Klassen immer unterschiedlicher werde, sollen sich Lehrer stärker um die einzelnen Schüler kümmern. Dafür sollen sie sich mit Kollegen anderer Schulen austauschen, um neue Unterrichtskonzepte zu erarbeiten. Wie es aussieht, muss Commerçon bei den Lehrern jedoch aber noch Überzeugungsarbeit leisten.

Das jedenfalls legt eine erste Reaktion des Saarländischen Philologenverbands (SPhV) nahe, der stärksten Vertretung der Lehrer an Gymnasien im Saarland. "Eine sinnvolle Förderung an Gymnasien muss bei den Stärken der Schüler ansetzen - und nicht bei vermeintlichen Defiziten von Lehrern", teilte der SPhV-Vorsitzende Marcus Hahn mit. Die Herausforderung des gymnasialen Bildungsgangs bestehe darin, die Begabungen und Interessen des Schülers als Potenzial für das schulische Lernen nutzbar zu machen. Genau das leisteten die Lehrer bereits heute durch viele Fördermaßnahmen, etwa mit der Teilnahme an Wettbewerben, Arbeitsgemeinschaften oder Schülerlabors. Hahn fordert "einen praktischen Beitrag des Bildungsministeriums zur Verstetigung und Vernetzung dieser Förderansätze", auch wenn sie Geld kosten. "Wenn Fördern am Gymnasium ernst gemeint sein soll, müssen die dafür eingesetzten Lehrerstunden auch tatsächlich den Schülern zugute kommen", so Hahn. In Commerçons Ansatz sollen die Schulen zwar auch zusätzliche Stunden erhalten - diese sollen es Lehrern aber ermöglichen, sich in puncto individuelle Förderung fortzubilden.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht in Commerçons Plänen einen "Schritt in die richtige Richtung", wie Landeschef Peter Balnis sagt. Weil heutzutage über 40 Prozent eines Grundschuljahrgangs aufs Gymnasium wechsele und die Schülerschaft immer heterogener werde, sei individuelle Förderung so wichtig. Commerçon springe aber zu kurz: Die GEW, so Balnis, wünsche sich, dass die Gymnasien nicht nur auf ein Studium vorbereiten, sondern auch stärker auf den Beruf. Zudem müsse beim achtjährigen Gymnasium die Belastung in den Klassen 5 bis 10 sinken.

Etwas neidisch blicken die im Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) organisierten Grundschul-, Förderschul- und Gemeinschaftsschullehrer auf ihre Kollegen an den Gymnasien . "Individualisierung und Umgang mit Heterogenität sind die wichtigsten Pfeiler modernen Unterrichts, allerdings in allen Schulformen", sagt SLLV-Chefin Lisa Brausch. Es sei aber nicht zu verstehen, dass das Ministerium nur den Gymnasien Fortbildungen und Stunden zur Verfügung stelle. Lehrer an Grund-, Gemeinschafts- und Förderschulen müssten diese Aufgabe heute schon stemmen, auch im Hinblick auf die Inklusion.

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