Schüchtern – aber trotzdem Schauspieler

Saarbrücken · Er ist 27 Jahre alt, bezeichnet sich selbst als Jungschauspieler, steht öfter mal auf der Bühne oder vor der Filmkamera – und hilft beim Verein Zweite Chance Saarland sozial benachteiligten Jugendlichen.

 Benjamin Kelm. Foto: Dietze

Benjamin Kelm. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Welche Pose einnehmen? Was für einen Gesichtsausdruck machen? Benjamin Kelm fühlt sich vor der Linse unseres SZ-Fotografen Oliver Dietze offensichtlich etwas unwohl. Dabei steht der 27-jährige Saarbrücker öfter mal auf der Bühne und vor der Filmkamera. Benjamin Kelm bezeichnet sich selbst als "Jungschauspieler".

Seit 2012 spielt er regelmäßig als Kleindarsteller bei der bekannten Kinder-Wissenssendung "Wissen macht Ah!" mit. Im Jugendclub des Saarländischen Staatstheaters hat er erst mit 20 Jahren begonnen und spielt nun in der neuen Theatersportgruppe "Maestro" in Trier. Aufgewachsen ist Benjamin in Saarbrücken . Nach dem Abitur und einer Marketing-Ausbildung ist er nach Köln gezogen, um am Schauspielhaus zu arbeiten. Zum Schauspiel ist er über das Tanzen gekommen. Kreativ zu arbeiten, war dem jungen Saarbrücker schon immer wichtig.

Damit ist er in seiner Familie die Ausnahme. Vor drei Jahren hatte er dann ein neues Projekt in London in Aussicht. "Ich hatte schon die Verträge. In Köln war alles gekündigt - Wohnung, Job… Da wurde das Projekt abgesagt", erklärt er. Im Nachhinein wäre das aber nicht schlimm gewesen. "Vielleicht war es Schicksal, es sollte so sein", meint er. Spontan zog er wieder nach Saarbrücken und fand die private Schauspielschule "Acting and Arts", hier hat er für sich die richtigen Lehrer gefunden und fühlt sich wohl. "Außerdem habe ich hier Familie, Freunde und den Job bei der 2. Chance." Die 2. Chance ist ein Kulturverein und fördert die Integration von sozial benachteiligten Jugendlichen. Benjamin ist dort zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Hierbei wirkt er ausnahmsweise mal nicht auf der Bühne. "Ich bin eigentlich relativ schüchtern. Wenn ich Leuten sage, dass ich auf der Bühne stehe, gucken die mich meistens ungläubig an", versichert er und muss dabei schmunzeln. Aber vor der Kamera oder auf der Bühne stelle er einen anderen Menschen dar, und das interessiert ihn so sehr am Schauspiel . "Am liebsten spiele ich Charaktere, die gegensätzlich zu meiner Persönlichkeit sind."

Bei einem neuen Videoprojekt muss er zum Beispiel einen jungen Rechtsradikalen darstellen, während er sich bei der Zweiten Chance meistens mit Menschen mit Migrationshintergrund umgibt. Spannend und interessant findet er dabei, sich in die Situation von anderen hineinzuversetzen und ihre Beweggründe nachzuvollziehen - das kommt ihm sicher auch im Umgang mit den Menschen der 2. Chance zugute. Eine andere Art des Schauspiels mag er zum Beispiel an der Sendung "Wissen macht Ah!".

Der lockere und oft spaßige Umgang mit interessanten Themen steht hier im Vordergrund. Trotzdem sind die Themen immer gut recherchiert und lehrreich aufbereitet. "Am besten hat mir die Sendung gefallen, in der erklärt wurde, wieso Jungs lieber blau anziehen und Mädchen lieber rosa." Benjamin musste ein Baby in Matrosenkleidung spielen. Die Lösung ist einfach: Von Kind an bekommt man diese Klischees antrainiert, eine reine Gewöhnungssache also.

Am 1. August ist im Bürgerpark die Veranstaltung "Jugend für Demokratie - Open Air".

benjaminkelm.de zweitechancesaarland.de

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