Schräge Suche nach dem Wesentlichen

Saarbrücken · Was macht eine Familie aus. Wer gehört dazu, wer nicht? Und wer bestimmt überhaupt die Regeln unseres Zusammenlebens? Um all das drehte sich im Theater im Viertel die „Konferenz der wesentlichen Dinge“.

 Aber bitte mit Sahne: Die „Konferenz der wesentlichen Dinge“ wartete am Dienstag im Festival Loostik mit schrägen Ideen auf. Foto: Oliver Dietze

Aber bitte mit Sahne: Die „Konferenz der wesentlichen Dinge“ wartete am Dienstag im Festival Loostik mit schrägen Ideen auf. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Die Bonner Gruppe Pulk Fiction gibt dem "Theater für die ganze Familie" eine ganz neue Wendung. Denn was ist überhaupt eine Familie? Können dazu nicht mehr gehören als Mutter, Vater, Kinder? Nach welchen Regeln wollen wir miteinander klarkommen? Wer soll bestimmen? Brauchen wir ein Oberhaupt?

Um all das soll es in der "Konferenz der wesentlichen Dinge" gehen. Im Theater im Viertel erwartet uns ein Tisch. Fünf Kinder und 15 Erwachsene suchen ihre Plätze, nicht vergeben nach Verwandtschaft, sondern nach Nummern und dem Zufallsprinzip.

Zwei Spielleiterinnen begrüßen uns als ihre "utopische Familie" und erläutern uns das Kästchen, das vor jedem Platz steht. Es hat einen roten und grünen Knopf zum Abstimmen und einen Hörer am langen Kabel, aus dem empfängt jeder später nur für ihn hörbare Aufgaben. Hast du heute dein Frühstück selbst gemacht? Hast du Lust auf Unvernünftiges? Hast du eine Haftpflichtversicherung? Willst du bei einer Party Geschirr aus Porzellan oder Pappe? Seltsame Fragen tönen aus dem Off. Wir drücken folgsam aufs Knöpfchen und stimmen auch zehn Regeln zu, die wir befolgen werden.

Die wohl wichtigste heißt: Jeder hat die gleichen Rechte . Während man sich noch fragt, was das alles soll, amüsieren wir uns schon prächtig. Bald schon ähnelt das Arrangement einer Party: Die Spielleiterinnen reichen uns Porzellanteller, eine Platte mit Kuchen. Schon wieder sollen wir abstimmen: Orangensaft oder Wasser? Denn wir sollen alle das Gleiche trinken. Müssen wir? Können wir Regeln nicht auch brechen? Wir reden, lachen, verhandeln, machen und merken: Wir haben ja Spielräume und - sind wir nicht schon eine Gruppe? Darauf einen Sekt. Doch halt: Dürfen die Kinder selbst entscheiden, ob sie auch davon trinken?

Die Großen zaudern, die Kleinen pochen auf die Regel: gleiche Rechte ! Und entscheiden, nicht zu trinken.

Und siehe da: Auf die Frage, was Kinder von Erwachsenen unterscheide, weiß am Ende kaum jemand eine Antwort. Waren das nun "die wesentlichen Dinge"? Wer weiß. Nur so viel ist sicher: Alle haben mitgemacht. Und lustig war's auch.

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