Schöne Häuser – nur im Paket

Saarbrücken · „Zu realistischen Preisen ist alles zu vermarkten“, sagt der Saarbrücker Wirtschaftsförderer Lothar Kuntz über leer stehende Gewerbeimmobilien am City-Rand. Aber nicht immer können Interessent und Eigentümer zueinanderfinden. Sie kennen sich schlichtweg nicht.

 Nach wie vor leer: das Ex-C&A-Gebäude Ecke Viktoria- und Kaiserstraße. Archivfoto: Becker&Bredel

Nach wie vor leer: das Ex-C&A-Gebäude Ecke Viktoria- und Kaiserstraße. Archivfoto: Becker&Bredel

"Hoffnung für eine Schmuddelecke", so war vor einem Jahr an dieser Stelle ein Artikel überschrieben, der sich mit einer möglichen Neubelegung des ehemaligen C&A-Textilkaufhauses an der Ecke Kaiserstraße/Viktoriastraße befasste.

Das erst 1991 gebaute Geschäftshaus wurde bereits 2010 wieder verlassen, weil der Handelskonzern schräg gegenüber neu baute. Lothar Kuntz, in der Stadtverwaltung für Wirtschaftsförderung zuständig, kann allerdings immer noch keinen Ansiedlungserfolg verkünden.

Es gebe zwar etliche Anfragen von Interessenten, die man auch an die vom Eigentümer hinterlassenen Adressen weiterleite, doch etwas Konkretes sei dabei noch nicht herausgekommen. Wie Kuntz erklärt, sei das Haus auf die speziellen Bedürfnisse eines Bekleidungsfilialisten hin gebaut worden. Daraus könne man nicht so einfach etwas Neues stricken - in der Vergangenheit war bekannt geworden, dass Interessenten dort ein Gesundheitszentrum, Büros oder gar ein Parkhaus errichten wollten. Letzteres verlange übrigens auch eine mit Bedacht vorgenommene Eingliederung in die bestehenden Verkehre, man müsse also gut überlegen, wo man Ein- und Ausfahrt unterbringe, so Monika Kunz, die Leiterin des Stadtplanungsamtes. Grundsätzlich stehe der Umwidmung in ein Parkhaus rechtlich nichts entgegen, wobei allerdings eine gute Erdgeschossnutzung gewünscht sei.

Neben dem C&A-Gebäude gibt es am City-Rand noch weitere verlassene Nutzbauten neueren Datums, die man gern wieder belegen möchte, so etwa das ehemalige Siemens-Bürohaus in der Martin-Luther-Straße, die "neue Post" am Bahnhof und einige Mehrstöcker am Neumarkt und in der Eisenbahnstraße. Wie Stadt-Pressesprecher Thomas Blug sagte, erkundigten sich in allen Fällen immer wieder Investoren und Händler nach Möglichkeiten, hier unterzukommen. Nach der Aufwertung der 1-a-Lagen Bahnhofstraße und St. Johanner Markt, vor allem durch die Europa-Galerie, würden auch die 1-b-Lagen interessanter, es sei viel Bewegung in den Markt gekommen. Es sei jedoch selten möglich, Interessenten und Hausbesitzer an einen Tisch zu bekommen, und zwar, weil man die Immobilienbesitzer gar nicht kenne.

Nach Worten von Kuntz stecken zahlreiche Gebäude in Verkaufs-Paketen, sind nicht einzeln zu erwerben. In diesen Paketen seien oft mehrere Dutzend Objekte gebündelt und nur für Großinvestoren erschwinglich. Darüber hinaus würden die Häuser in wenigen Jahren zigfach hin- und hergeschoben. Die Stadtverwaltung "bekommt davon gar nichts mit", so Kuntz.

Wer etwa Gewerbeimmobilien in den besten deutschen Städten Hamburg, München oder Frankfurt kaufe, der müsse zwangsweise auch welche in Saarbrücken miterwerben, obwohl er keine direkte Verwendung dafür habe. Diese Objekte, die mit etwas Geduld und Flexibilität bei der Preisfindung durchaus gut zu vermarkten seien, würden vom Erwerber aber oft "vergessen", und zwar zum Nachteil der örtlichen Interessen. "Wenn keiner unbedingt verkaufen muss, dann haben wir Pech gehabt", so Kuntz.

Das Prinzip der Hausverwaltung durch externe Firmen hat nach Überzeugung des Amtsleiters einen Webfehler: Wenn ein Verwalter davon lebe, leere Immobilien zu betreuen, dann könne er nach ökonomischer Logik kein besonderes Interesse an einer erneuten Belegung haben.

So sei prinzipiell fraglich, ob Investitionsanfragen, die an den Verwalter gerichtet werden (auch weil man die Anschrift des Besitzers nicht kennt), tatsächlich bis zum Immobilieneigentümer vordringen. Aus diesem Dilemma gibt es nach Auskunft der Experten kein Entkommen. Es bleibe nur die Hoffnung, dass einer Geld brauche, sein Haus anbiete und bald schon einer dastehe, der es haben wolle - wie etwa beim Übergang des Sinn-Leffers-Hauses in der Bahnhofstraße an Primark.

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