Schneller Draht zum Arzt am Abend

Saarbrücken · Wer abends, nachts oder am Wochenende zu einem Arzt will, kann die 116 117 wählen. Die einheitliche Nummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst gibt es im Saarland flächendeckend seit 2014 – sie ist allerdings noch wenig bekannt.

Hohes Fieber in der Nacht oder eine akute Magenverstimmung am Wochenende: Wer außerhalb der Sprechstunden ärztlichen Rat sucht, kann sich an den Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte wenden. Damit Patienten nicht aufwendig im Internet oder im Amtsblatt nach der Telefonnummer der zuständigen Bereitschaftsdienstpraxis suchen müssen, gibt es die bundesweit kostenlose Nummer 116 117. Sie kann bei dringenden medizinischen Problemen von Kassen- und Privatpatienten ohne Vorwahl gewählt werden. Im Saarland wurde die Nummer im Jahr 2014 eingeführt.

Seit 1. April ist die Rufnummer nicht nur an Wochenenden und Feiertagen saarlandweit telefonische Anlaufstelle, sondern auch unter der Woche außerhalb der Sprechstunden. Inzwischen laufen die Anrufe für den ambulanten Bereitschaftsdienst aus allen Landkreisen und dem Regionalverband bei der Rettungsleitstelle auf dem Saarbrücker Winterberg ein, wo auch die Notrufe der 112 und der 19 222 angenommen werden.

Gestern haben die Kassenärztliche Vereinigung (KV), der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar (ZRF) und das Gesundheitsministerium, das die Rufnummer mitfinanziert, eine erste Bilanz gezogen. "Die Rufnummer 116 117 verbessert die medizinische Versorgung im Saarland", resümiert Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU ). Die Verknüpfung von ambulantem Bereitschaftsdienst mit dem Rettungsdienst spare im Notfall Zeit. "Es funktioniert hervorragend", sagt der stellvertretende KV-Vorsitzende Joachim Meiser. Zurzeit gingen monatlich 3000 Anrufe auf der 116 117 ein. Er vermutet, dass die Zahl mit zunehmender Bekanntheit der Nummer steigen wird. Das integrierte Alarmierungssystem des Saarlandes, bei dem an einem Standort alle medizinischen Hilfeersuche entgegengenommen werden, sei deutschland- und europaweit einzigartig. "Durch die Kooperation mit der Rettungsleitstelle können wir eine schnellere Hilfe gewährleisten. Falls es mal Unklarheiten über die Zuständigkeiten im Notfalldienst gibt, können diese sofort geklärt werden", sagt Meiser.

Die Anrufe werden von Rettungsassistenten entgegen genommen. "Der Mitarbeiter kann beurteilen, ob der Patient von einem niedergelassenen Arzt behandelt werden kann oder ein akut lebensbedrohlicher zeitkritischer Notfall vorliegt und der Rettungsdienst und der Notarzt ausrücken müssen", ergänzt Thomas Schlechtriemen, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Saarland. Im Zweifel werde die höherwertige Rettung alarmiert, betont ZRF-Geschäftsführer Bernhard Roth.

Etwa jeder vierte Anruf über die 116 117 sei ein Fall für den Rettungsdienst. Umgekehrt gingen auch über die Notrufnummern 112 und 19 222 Anrufe ein, für die ein niedergelassener Arzt zuständig ist. Durch die Zentralisierung sollen auch Paralleleinsätze verhindert werden. "Es gab Fälle, bei denen Notarzt und Kassenarzt beide vor Ort beim Patienten waren", erinnert sich Schlechtriemen. Der Patient hatte in der Not beide Nummern gewählt.

"Hinter der zentralen Anlaufstelle steckt viel Logistik: Die Daten, welcher Arzt wo Dienst hat und wie zu erreichen ist oder auch wenn es einen Diensttausch gab, müssen tagesaktuell bei der Leitstelle einlaufen", erklärt KV-Vorstandsvorsitzender Gunter Hauptmann. Zwischen 20 und 30 Prozent der Anrufe seien keine Notfälle, sondern Fragen nach den Öffnungszeiten von Praxen, nach dem tierärztlichen Notdienst oder nach einer geöffneten Apotheke.

Erreichbarkeit des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der Nummer 116 117: Montag, Dienstag und Donnerstag: 18 bis 8 Uhr des darauf folgenden Tages; Mittwoch und Freitag: 13 bis 8 Uhr, Samstag bis Montag und an Feiertagen: 8 bis 8 Uhr. Die Rufnummer gilt noch nicht für die HNO-, Augen- und Kinderärzte.

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