Schneidewind siegt in fast allen Stadtteilen

Homburg · Trotz des Wahlaufrufs des im ersten Wahlgang unterlegenen Marc Piazolo zugunsten des CDU-Kandidaten gelang Peter Fuchs die Aufholjagd in der Stichwahl nicht. Am Ende hatte Rüdiger Schneidewind 1556 Stimmen mehr auf sich vereint.

Die Kreis- und Universitätsstadt Homburg bekommt einen neuen Oberbürgermeister. Nach Jahrzehnten der Abstinenz im höchsten Amt wird es mit Rüdiger Schneidewind, 46, wieder ein Sozialdemokrat sein. Eine genaue Analyse der Ergebnisse vom Pfingstsonntag in den Homburger Stadtteilen zeigt, dass das Ergebnis für Schneidewind eigentlich noch deutlicher ausgefallen ist, als es die 55,6 Prozent ausweisen. Erschreckend ist die Wahlbeteiligung, was allerdings dem Wahlmarathon vor zwei Wochen, den Pfingstfeiertagen mit zahlreichen Kurzurlaubern und der großen Hitze geschuldet sein dürfte. Nur 41,6 Prozent der Homburger Wahlberechtigten nahmen die Gelegenheit wahr, ihren künftigen Oberbürgermeister direkt mitzuwählen.

Zu den Stadtteil-Ergebnissen: CDU- Kandidat Peter Fuchs, 52, konnte lediglich zwei für sich entscheiden: seinen Wohnort Jägersburg, den er mit 53,5 Prozent gewonnen hat - allerdings hier nur mit einem Stimmenplus von 52 - und Homburg-Mitte, wo sich Fuchs ebenfalls durchsetzte (51,4 Prozent). Hier dürfte sich der Wahlaufruf des im ersten Wahlgang gescheiterten unabhängigen Kandidaten Marc Piazolo zugunsten des CDU-Mannes positiv für Fuchs ausgewirkt haben. Dies zeigte vor allem die Auszählung in den beiden Stimmbezirken im Saarpfalz-Gymnasium. Allerdings: In den anderen Stadtteilen ist Piazolos Aufruf nahezu verpufft. In Erbach-Reiskirchen landete Rüdiger Schneidewind mit 56,4 Prozent fast schon einen historischen Sieg. Die CDU gab hier alle Stimmbezirke ab - auch die einstige Hochburg um die Luitpoldschule.

Fulminantes Ergebnis des SPD-Mannes auch in Einöd mit 62,3 Prozent. Gleiches gilt für Bruchhof-Sanddorf (63,3 Prozent) und Wörschweiler (gar 70,3 Prozent). Auch im Stadtteil Beeden setzte sich Schneidewind deutlich durch (57,3 Prozent), fast das identische Ergebnis holte er mit 57,2 Prozent in Schwarzenbach.

Einen glorreichen Heimerfolg erzielte der künftige OB in seinem Wohnort Kirrberg. Dort kippte er das Ergebnis der Direktwahl vor sechseinhalb Jahren komplett. Damals holte CDU-Mann Karlheinz Schöner, der ebenfalls Kirrberger ist, rund 70 Prozent, Schneidewind kam nun auf 69,3 Prozent. Die Kirrberger haben anscheinend wieder zusammengehalten. Das schwache Ergebnis für den CDU-Kandidaten dürfte aber auch mit innerparteilichen Irritationen zu tun haben. Der langjährige Kirrberger Ortsvorsteher Stefan Mörsdorf wurde bekanntlich von seiner Partei nicht für ein sicheres Stadtratsmandat nominiert (wir berichteten).

In Kirrberg war im Übrigen die Wahlbeteiligung mit 34,8 Prozent noch am höchsten. Ansonsten allenthalben ernüchternde Zahlen. In seinem Wohnort setzte Schneidewind deutliche Duftmarken - viel deutlicher als Fuchs bei seinem "Heimspiel" in Jägersburg, was unter anderem auch auf den Bekanntheitsgrad zurückzuführen sein dürfte.

In Erbach-Reiskirchen lag die Wahlbeteiligung mit 20,8 Prozent erwartungsgemäß niedrig. Dass aber in Homburg-Mitte mit 19,9 Prozent noch weniger Bürger zur Wahlurne gingen, überrascht dann doch etwas.

Dass die Wahlbeteiligung am Ende überhaupt noch auf 41,6 Prozent kletterte, lag an der hohen Anzahl der Briefwähler. Rund 6000 Bürger nahmen diese Möglichkeit wahr. Auch hier setzte sich Rüdiger Schneidewind mit 54,5 Prozent deutlich durch. Insgesamt kam Schneidwind auf 7721 Stimmen, Fuchs auf 6165. Im ersten Wahlgang hatte der SPD-Mann noch 7603 Stimmen, Fuchs 5679. Trotz des Wahlaufrufs von Marc Piazolo, der immerhin 3175 Stimmen im ersten Wahlgang auf sich verbuchen konnte, gelang Fuchs insgesamt eine Aufholjagd nicht.Prächtige und ausgelassene Stimmung bei der Wahlparty der SPD in Silvios Bistro, eher ernste Gesprächsrunden bei der CDU-Abschlussveranstaltung im Hotel Stadt Homburg: Der Sonntagabend bot die Gefühlslagen, die eine Stichwahl nun mal mit sich bringt. Wilfried Bohn, Fraktionschef der SPD im Homburger Stadtrat, konnte seine Freude über den Ausgang der OB-Wahl schwerlich in Worte fassen. "Wir sind als SPD aus den Wahlen der vergangenen 14 Tage in Homburg als Sieger hervorgegangen. Um so größer ist unsere Freude, dass alles geklappt hat." Dabei sei er selbst, so Bohn, sehr zuversichtlich gewesen, dass Rüdiger Schneidewind die Wahl für sich hatte entscheiden können: "Meine Prognose waren 54 Prozent. Und deswegen bin ich ein bisschen enttäuscht, dass Schneidewind noch 1,6 Prozent mehr holte", lachte Bohn mit einem Augenzwinkern. Gefragt, wie nun die politische Zukunft aussehe, sagte Bohn: "Nachdem während des Wahlkampfes einige Irritationen aufgetreten sind, sind wir nun alle gut beraten, uns ein bisschen Zeit zu nehmen, durchzuatmen und uns dann gemeinsam wieder an die Sachpolitik zu machen. Und wer an Sachpolitik interessiert ist, der hat die SPD an seiner Seite."

Große Freude herrschte auch bei Stefan Pauluhn, dem Kreisvorsitzender der SPD im Saarpfalz-Kreis. Zusammen mit Anke Rehlinger, der stellvertretenden Ministerpräsidentin, analysierte er den Ausgang der Wahl aus Kreissicht so; "Mir geht's richtig gut, so rot war der Kreis schon lange nicht mehr." Dabei habe die Wahl des Homburger Oberbürgermeisters aber vor allem auch etwas mit der Person von Rüdiger Schneidewind zu tun: "Die Homburger haben einen Homburger gewählt."

Bei der CDU versuchte man, den Ausgang der Wahl zu analysieren. Für Michael Forster, CDU-Fraktionsvorsitzender im Homburger Stadtrat, stehen nach einer ersten Einschätzung aller Wahlen nun Gespräche mit allen Fraktionen "die unsere Ziele und Positionen unterstützen", auf dem Programm. "Darüber werden wir jetzt reden."

Stephan Toscani, der Kreisvorsitzende der CDU, nannte das Ergebnis der Stichwahl eine "schwierige Situation. Wir sind alle gemeinsam enttäuscht, dass Peter Fuchs es nicht geschafft hat." Nun sei es klug, die Wahlen zu analysieren, "in der Partei Charakter zu zeigen und diese Analyse behutsam und im gegenseitigen Respekt vorzunehmen". Gefragt, ob er nach dem Verlust der Wahl zum Landrat, den Stimmenrückgängen bei der Kommunalwahl im Homburger Stadtrat und den Niederlage von Peter Fuchs in der OB-Wahl seine eigenen Entscheidungen in Frage stelle, sagte Toscani: "Ich glaube, es ist wichtig, dass eine Partei nach Wahlen gemeinsam eine Analyse betreibt." Dabei könne man die einzelnen Wahlen nicht miteinander vergleichen.

Bleibt die Antwort auf die Frage, was die CDU im Saarpfalz-Kreis nun tun müsse, um verloren gegangenen Boden wieder gut zu machen. Toscani: "Ich glaube, dass wir nun überlegen müssen, mit welcher Mannschaftsaufstellung wir in die nächsten Jahre hineingehen."

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