„Schneestern“, „Superschatz“ und „libelule“ werden zur Kunst

Saarbrücken · Die Saarbrücker Performance-Gruppe Liquid Penguin hat ein neues Projekt gestartet. In einem „Wortcontainer“, den sie im Foyer der Modernen Galerie aufgestellt hat, sammeln die Künstler bei den Besuchern besondere Wörter.

 Ein bisschen wie eine Duschkabine sieht der „Wortcontainer“ aus. Maité Schenten vom Team des Saarlandmuseums hat ihn hier schon mal getestet. Foto: Museum

Ein bisschen wie eine Duschkabine sieht der „Wortcontainer“ aus. Maité Schenten vom Team des Saarlandmuseums hat ihn hier schon mal getestet. Foto: Museum

Foto: Museum

. Kunstprojekte zum Mitmachen können leicht peinlich werden oder auch nur banal. Es sei denn, das Liquid Penguine Ensemble steckt als Künstler dahinter, dann sollte man nicht zögern und alles geben. Das zeigt sich auch bei ihrem neuen Projekt "Wortcontainer", das Katharina Bihler und Stefan Scheib am Dienstag im Saarlandmuseum vor Publikum vorstellten. Im Foyer der Modernen Galerie steht seit diesem Abend eine Art Duschkabine, in der der Besucher seine Lieblingswörter sagen soll, ein unsichtbarer Rekorder zeichnet sie auf.

Als Kooperationspartner wirkt SR 2 Kulturradio mit. "Man kann uns seine liebsten Wörter, seine schönsten Wörter einsprechen, in Deutsch oder auch Französisch", erklärt Bihler. "Wörter von Wert" oder "mots chéris" sagen sie dazu. Neben den Wörtern interessieren sich Bihler und Scheib auch für die Geschichte, die Erklärung, warum man ein Wort besonders mag und was man damit persönlich verbindet. Die "Wortspender" bleiben übrigens anonym. Wenn genug Wörter gesammelt sind, erläuterte Bihler, werde das Duo sie nach Inhalt, Klangmöglichkeit oder sonstigen Kriterien ordnen und daraus Klang- oder Hörspielminiaturen produzieren.

Wie zauberhaft die Ergebnisse klingen können, führte das Zweier-Ensemble an diesem Abend an einigen Beispielen vor. Im Vorjahr hatten sie nämlich bereits einen solchen Wortcontainer im Luxemburger Museum Mudam aufgestellt und dort reiche Beute davongetragen. In der daraus entstandenen Miniatur "Zischer" etwa taucht man ein in eine Klangwelt aus Wörtern mit Zischlauten in allen Sprachen. Ihre Liebe zum Wort "memory" habe eine Frau da mit einem richtigen Vortrag begründet, sagte Stefan Scheid. Das Mini-Hörstück, das die Zwei aus den Worten samt Nebengeräuschen komponierten, bringt dessen poetische Qualität zum Leuchten. "Man verliebt sich in jede einzelne Stimme, man hat die Menschen nicht gesehen, aber man kommt dieser Stimme so nah", beschreibt Katharina Bihler, wie sie sich bei der Auswertung fühlte. "Schneestern", "Superschatz" und "libelule", sind Wörter aus Luxemburg, die die beiden besonders mögen. Nun sind also die Menschen im Saarland gefragt und ihre Lieblingswörter, auf Deutsch, Französisch, natürlich auch im Dialekt. "Wir hoffen, dass wir eine richtige deutsch-französische Enzyklopädie zustande kriegen", sagt Bihler.

Bis 17. Mai steht der Wortcontainer im Museum, danach bis zum 7. Juni in der Stadtbibliothek, ab dem 8. Juni im Deutsch-Französischen Gymnasium.

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