Schlecker raus - Blumenladen rein

Regionalverband. Aus dem ehemaligen Schlecker-Markt werde eine Sparkassen-Filiale, lautet ein aktuelles Gerücht in Ensheim. In der Tat ergibt eine Nachfrage, dass die Sparkasse Saarbrücken zumindest ein "Anfangs-Interesse" hat, sich vom jetzigen Standort in dem Stadtteil an einen neuen zu verbessern, eben ins ehemalige Schlecker-Haus

Regionalverband. Aus dem ehemaligen Schlecker-Markt werde eine Sparkassen-Filiale, lautet ein aktuelles Gerücht in Ensheim. In der Tat ergibt eine Nachfrage, dass die Sparkasse Saarbrücken zumindest ein "Anfangs-Interesse" hat, sich vom jetzigen Standort in dem Stadtteil an einen neuen zu verbessern, eben ins ehemalige Schlecker-Haus.In der Saarbrücker City wird der ehemalige Schlecker-Markt in der Obertorstraße regelrecht geadelt, denn hier ist der Nachmieter ein edles Computer-Geschäft. Dass nach der Pleite der Drogeriemarktkette sofort eine Neubelegung des Ladenlokals erfolgte, ist für Lothar Kuntz, den Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, nicht verwunderlich, denn die Obertorstraße sei eine erstklassige Lage. Die Schlecker-Läden, von denen in Saarbrücken bei der letzten Schließungswelle acht betroffen waren, befänden sich aber meist an nicht so lukrativen Orten. Eine Neubelegung sei deshalb oft nicht leicht. Anfragen gibt es nach Informationen von Kuntz für die Filiale Eisenbahnstraße. An der Ecke Dudweilerstraße/Kaiserstraße sei eine Nutzung durch die Stadt denkbar, sogar die Hochschule für Technik und Wirtschaft interessiere sich für eines der ehemaligen Geschäfte. Konkrete Erfolge seien aber noch nicht zu vermelden.

Die Stadt Völklingen ist im Regionalverband vorbildlich, was Überblick und Engagement in Sachen Schlecker-Läden betrifft. Quasi auf Knopfdruck zeigt sich dieses Lagebild: Durch die Pleite waren vier Standorte betroffen. Der Laden im Stadtteil Heidstock hat bereits einen Nachmieter gefunden. Dort werden Lebensmittel, Zeitungen und Tabakwaren angeboten sowie eine Postagentur betrieben.

Was die Ladenflächen in der Poststraße und in Luisenthal betrifft, ist der Fachdienst Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung schon vor Monaten auf die Eigentümer zugegangen, weil Mietanfragen für Folgenutzungen vorliegen. In beiden Fällen kam es aber bislang nicht zu Neuvermietungen. Der Vermieter des Ladens in der Poststraße hat sein Vermietungsangebot auf der Internetseite der Stadt Völklingen veröffentlicht. Der Laden in Ludweiler hat ebenfalls noch keine neue Nutzung.

Die Schließung der Läden (und die Arbeitslosigkeit der Mitarbeiterinnen) wurden, wie unsere Recherche ergab, am ehesten in den kleineren Orten mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Hier hatte Schlecker, quasi einer der letzten "Kaufleute" im Dorf, noch eine Nahversorger-Funktion für alle ohne Auto. "Es tut weh, dass Schlecker weg ist, es fehlt etwas", sagt Michaela Fritz, die sich in Quierschied um Leerstände kümmert. Während für den Laden in der Marienstraße nichts Neues in Aussicht ist, gebe es für Fischbach-Camphausen einen potenziellen Interessenten, heißt es. Generell sei es "sehr schwer", Alternativen für Schlecker zu finden. Dies wird auch im Rathaus von Friedrichsthal bestätigt. Zusammen mit dem Hauseigentümer und weiteren Mietern bemüht sich die Kommune darum, das Geschäftshaus barriefrei zu gestalten und die Immobilie damit rentierlicher für Mieter zu machen.

Aus Schlecker-Märkten "Dorfläden" zu machen, scheint für die meisten aufgegebenen Standorte keine Option zu sein. Erstens gibt es, wie etwa in Kleinblittersdorf, Heusweiler (aus Schlecker wurden ein Blumenladen und ein Imkereibedarf), Riegelsberg und Püttlingen jeweils eine gute Nahversorgungsstruktur.

Durch den Wegfall des Schleckerangebots haben sich Versorgungslage und Angebotsvielfalt nicht wesentlich verschlechtert. Zweitens fehlen Geld, Menschen, Mut und Perspektive, um solch ein Modell aufzuziehen.

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