Satelliten-Warnung im Saarland

Saarbrücken · 2,7 Tonnen schwer war der chinesische Satellit, der in der Nacht zum Mittwoch unkontrolliert auf die Erde stürzte. Die Saar-Behörden waren alarmiert, denn Trümmer hätten auch in der Region niedergehen können.

 Kleinere Satelliten – hier ein Symbolbild – verglühen bei einem Absturz meist in der Atmosphäre. Der tonnenschwere Yaogan 5, dessen errechnete Flugbahn über das Saarland verlief, ist vermutlich in mehrere Teile zerbrochen und ins Meer gestürzt. Foto: Fotolia

Kleinere Satelliten – hier ein Symbolbild – verglühen bei einem Absturz meist in der Atmosphäre. Der tonnenschwere Yaogan 5, dessen errechnete Flugbahn über das Saarland verlief, ist vermutlich in mehrere Teile zerbrochen und ins Meer gestürzt. Foto: Fotolia

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Ein Satellit, schwer wie ein Kleinbus, ist am Dienstag auf die Erde gestürzt - und kurzzeitig herrschte im Saarland Alarmbereitschaft, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass auch hier Trümmer niedergehen. Gegen 21 Uhr meldete das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe den saarländischen Behörden, dass der chinesische Satellit Yaogan 5 in der Nacht unkontrolliert in die Erdatmosphäre eintreten werde. Die errechnete Flugbahn verlief von Süd nach Nord von Saarbrücken nach St. Wendel, mit möglichen West/Ost-Abweichungen von 35 Kilometern. Polizei , Rettungsleitstelle und Feuerwehr wurden alarmiert.

Doch die Aufregung war glücklicherweise umsonst - der Europäischen Weltraumbehörde Esa zufolge stürzte der Satellit, noch bevor er das Saarland erreichte, irgendwo über dem Ozean zwischen Madagaskar und der Antarktis ab.

Die saarländischen Behörden wurden erst wenige Stunden vor dem errechneten Absturz informiert. Holger Krag, Leiter des Esa-Büros für Weltraumschrott, kennt den Grund: "Eigentlich kann man so etwas gar nicht vorhersagen." Die Dichte der Atmosphäre lasse sich schwer prognostizieren, sodass man kaum sagen könne, wie sehr ein Satellit auf seinem Weg zur Erde abgebremst wird. Eine Warnung an die Bevölkerung gab es nicht. "Wenn wir den Menschen keine konkreten Verhaltenshinweise geben können, wäre das unnötige Panikmache", erklärt Landespolizeivizepräsident Hugo Müller.

Tatsächlich ist es höchst unwahrscheinlich, von einem Satelliten getroffen zu werden. "Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei ein Mensch ums Leben kommt, liegt bei 1:120 Milliarden", sagt Uwe Schröder, im Landesinnenministerium zuständig für den Katastrophenschutz. Rund 80 Tonnen Weltraumschrott fallen jedes Jahr auf die Erde, nach Esa-Angaben stürzt nahezu jede Woche irgendwo ein Satellit ab. "Da die Erde zu drei Vierteln mit Wasser bedeckt ist, geschieht das in den seltensten Fällen über Land", so Krag. Ein Mensch sei dabei bisher nie zu Schaden gekommen.

Nichtsdestotrotz sind die saarländischen Behörden nach eigenen Angaben auf den Katastrophenfall vorbereitet. "Es werden regelmäßig Katastrophenschutzübungen durchgeführt", sagt Schröder - auf Ebene der Landkreise, des Landes und alle zwei Jahre auch länderübergreifend.

Yaogan 5 wurde 2008 von den Chinesen ins All geschossen und ist ein Erdbeobachtungssatellit, der unter anderem wissenschaftlichen Zwecken und der Landvermessung dient. Auch eine militärische Nutzung kann Krag zufolge nicht ausgeschlossen werden. Rund 2,7 Tonnen wog der etwa zwei mal acht Meter lange Satellit. Kleinere Satelliten verglühen beim Eintritt in die Erdatmosphäre, Yaogan 5 ist vermutlich in mehrere Teile zerbrochen und mit einer Geschwindigkeit von 200 Kilometern pro Stunde auf der Meeresoberfläche aufgeprallt. Als Absturzursache vermutet Krag, dass ihm entweder der Treibstoff ausging oder es einen technischen Ausfall gab.

Die Wahrscheinlichkeit, von einem Satelliten getroffen zu werden, ist also gering, ein Problem sind sie aber dennoch, wie Krag betont. Derzeit schwirren 1100 aktive und 3300 "tote" Satelliten durch das All. Zu Beginn der Raumfahrt machten sich die zuständigen Behörden wenig Gedanken darüber, ob und wie sie Satelliten und andere Objekte aus dem All zurückholen können. "Große Objekte wie Yaogan 5 sollte man eigentlich kontrolliert abstürzen lassen", sagt Krag. Sprich: über einer unbewohnten Gegend, solange der Treibstoff noch reicht. Die IADC, ein internationales Forum zum Thema Weltraummüll , hat vor einigen Jahren Richtlinien entwickelt, um das durchzusetzen.

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