„Salafisten sind die besseren Sozialarbeiter“

Saarbrücken · Von Geschlechterbildern, starrem Islamverständnis und orientierungslosen Jugendlichen sprach der Psychologe Ahmad Mansour am Freitag in Saarbrücken. Er zählt zu den renommiertesten Islamkennern in Deutschland.

Ahmad Mansour, palästinensischer Israeli, war in seiner Jugend Islamist - doch ihm gelang der Absprung. Heute zählt der 39 Jahre alte Psychologe in Deutschland zu den renommiertesten Islamkennern. Über Gründe der Radikalisierung junger Muslime und Gegenstrategien sowie über falsch verstandene Toleranz sprach der Autor am Freitag auf Einladung der Aktion Dritte Welt Saar in Saarbrücken .

"Salafisten sind die besseren Sozialarbeiter . Sie verstehen die Welten der Jugendlichen viel besser", lautete Mansours These. Diese böten den Orientierung suchenden Jugendlichen Halt, Struktur im Alltag und Aufgaben. "Sie gehören dann zu einer Gruppe, die sagt: Wir besitzen die Wahrheit", sagte er. Dies gebe ihnen das attraktive Gefühl, zu einer Elite zu gehören. Mansour plädierte daher für eine effektivere Prävention in der Jugendarbeit, um gefährdete Jugendliche - er nennt sie "Generation Allah" - nicht an die Radikalen zu verlieren. Dies sei eine "Jahrhundertaufgabe".

"Generation Allah sind nicht die Radikalen, die gewaltbereit sind und vom Verfassungsschutz beobachtet werden", erklärte er. Dies seien Jugendliche, die der deutschen Gesellschaft und der Demokratie feindlich gegenüberstünden, und ein starres, konservatives Islamverständnis hätten. "Da herrscht ein Schwarz-Weiß-Denken, bei dem Religion nicht hinterfragt wird." Viele Jugendliche hingen Verschwörungstheorien an, geprägt von Antisemitismus und Antiamerikanismus. Diese Strukturen will Mansour bei seiner Arbeit an Schulen aufbrechen, den Schülern kritisches Denken beibringen. "Das immunisiert gegen radikale Tendenzen", betonte er. Angesetzt werden müsse vor allem beim Verhältnis der Geschlechter und der Tabuisierung der Sexualität , die in patriarchalischen Strukturen sehr häufig sei.

Mansour übteauch Kritik an falsch verstandener Toleranz in der deutschen Gesellschaft. Dies geschehe, wenn akzeptiert werde, dass muslimische Mädchen weniger lernen dürften - und nicht am Schwimmunterricht oder Klassenfahrten teilnähmen. Hier unterstützten Politik und Gesellschaft eine Tabuisierung der Sexualität und ein Geschlechterbild, das dazu führe, dass diese Mädchen weniger Chancen in der Gesellschaft hätten. "Das nenne ich Rassismus", so Mansour.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort