Sag' mir, wo die Hörer hin sind

Saarbrücken · (dpa/oli) Die jüngste Hörfunk-Media-Analyse hinterlässt das Bild eines kleineren Erdbebens auf saarländischem Radio-Terrain. Vertraut man der Erhebung der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse in Frankfurt, hat nicht nur der Marktführer Radio Salü 2000 Hörer im Vergleich zur Umfrage im vorigen Juli eingebüßt; aktuell schalten demnach 69 000 Menschen wochentags zwischen sechs und 18 Uhr Salü ein. Auch der zweite Privatsender, bigFM Saarland, verlor 1000 Hörer (derzeit 5000). Zudem hagelte es dem öffentlich-rechtlichen Funk ins Kontor. 10 000 Hörer gingen SR1, dem einstigen Radio-Flaggschiff des Saarländischen Rundfunks, über Bord. Demnach schalten noch 51 000 Menschen die Europawelle ein. SR3 hingegen legte merklich zu: 3000 Hörer plus, auf jetzt 68 000. Leicht verbessert hat sich die Kulturwelle SR2.

Eine Erklärung für den Einbruch der Europawelle hat man auf dem Halberg (noch) nicht. "Wir sind in der Analyse", sagte Hörfunkdirektor und SR1-Wellenchef Martin Grasmück: "Die Zahlen sind für mich nicht nachvollziehbar." Es habe keine derart gravierenden Veränderungen im Programm gegeben, die dies erklärten. Irritierend sei zudem, dass so viele Menschen im Saarland nun gar keinen Rundfunk mehr hören sollen. Trifft die Analyse zu, müssten 10 000 Menschen quasi schlagartig ihr Radio abgeschaltet und Musik etwa über Online-Dienste hören. Nirgendwo in Deutschland, so Grasmück, verzeichne die neue Media-Analyse solche Einbußen.

Den wachsenden Zuspruch für SR3 sieht Grasmück im "überzeugenden Profil" der Saarlandwelle begründet. Dass SR1 möglicherweise eine solche Profilierung abhanden gekommen ist, will der Hörfunkdirektor nicht gelten lassen: SR1 sei ein Pop-Programm, das "bestens etabliert ist". Neu ist der Sinkflug der Europawelle allerdings nicht. Der Vertrag von Grasmücks Vorgänger als Wellenchef, Christian Langhorst, wurde 2014 wohl auch deshalb nicht verlängert, weil SR1 damals schon in der Hörergunst absackte.

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