Sadistisches Rollenspiel und Mordpläne

St Johann · Eigentlich mangelte es an nichts Wesentlichem, als dass die Premiere von Jean Genets „Die Zofen“ unter der Regie von Jürgen Reitz am Freitagabend im Theater im Viertel nicht zum angenehmen Theatererlebnis hätte geraten können. „Die Zofen“ ist ein feines Psychogramm der Schwestern Claire (Rita Rau) und Solange (Inge Breyer), die beim sadistischen Rollenspiel Mordpläne gegen ihre Herrin, die gnädige Frau (Anja Breyer-Hahn), spinnen.

Genets Stück ist reich an Wahnsinn und bisweilen ziemlich komisch. Regisseur Reitz hat fähige Miminnen an der Hand. Die Chemie stimmt bei den Zofen: Rau erweist sich als präzise und empathisch im Wortvortrag, Breyer besticht mit durchdringendem Blick und Wärme im Spiel.

Die Kulisse ist ein grandioser Einfall: weiße Stellwände, die ins rechte Licht gesetzt die Möglichkeit zum kreativen Schattenspiel bieten. Leider verzichtet der Regisseur auf gekonnten Einsatz des Lichts, so dass die Szenerie in ihrer Eindimensionalität verkommen muss.

Die Texthänger der Hauptdarstellerinnen seien am Premierentag angesichts der gewaltigen Wortmenge in Genets Einakter verziehen, dennoch bedeuten sie für die Dynamik des Stücks herbe Nackenschläge. Diese steht und fällt mit Anja Breyer-Hahn, sie ist der Lichtblick in der teils kargen Inszenierung. Herrlich selbstironisch versteht sie es, mit einer guten Portion Charme ihre Rolle auszufüllen, ohne zu überspitzen. Mit Schmelz in der Stimme und Schwung im Auftritt ist sie es, die der Aufführung ihre Brisanz zurückgibt und die wenigen Lacher besorgt.

So festigt sich am Ende der Eindruck, dass es der Aufführung trotz fähigem Personal und guter Kulisse doch an Energie fehlt, das Potenzial größtenteils ungenutzt bleibt.

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