Saarland hält trotz Zweifel von Forschern an Tamiflu-Vorrat fest
Saarbrücken · Das Saarland bevorratet nach wie vor 59 481 Dosen des Grippemittels Tamiflu. Das Medikament war vor Jahren für den Fall einer Influenza-Pandemie (Vogelgrippe) beschafft worden.
Das Saarland zahlte damals rund 1,062 Millionen Euro, wie aus der Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Piraten hervorgeht. "Eine Entsorgung ist vorerst nicht vorgesehen", heißt es darin.
Zuletzt hatten internationale Forscher für Aufsehen gesorgt, die zu dem Ergebnis kamen, dass Tamiflu und andere sogenannte Neuraminidase-Hemmer nicht geeignet seien, die Grippe wirkungsvoll zu bekämpfen. Die Landesregierung schreibt dazu, ihr seien die aktuellen Veröffentlichungen bekannt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und das Robert-Koch-Institut (RKI) seien mit einer Überprüfung beauftragt worden. "Die Zulassungsbehörden bewerten diese Arzneimittel nach wie vor mit einem positiven Nutzen-Risiko-Verhältnis und sehen auf der Basis der gesamten aktuell vorliegenden Daten keine Veranlassung, diese Einschätzung zu widerrufen", erklärt die Landesregierung.
Nach allen wissenschaftlichen Bewertungen seien keine medikamentösen Behandlungen bekannt, die den Zeitraum bis zur Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe effektiver überbrücken könnten. Denn bei einer Grippepandemie entstehe ein neues Influenza-Virus, gegen das ein Impfstoff erst entwickelt werden müsse. Bis der Impfstoff vorliegt, gälten Neuraminidase-Hemmer wie Tamiflu als wirksame Vorbeugung. "Die Landesregierung hält es deshalb für nicht vertretbar, auf eine Vorsorge mit Neuraminidase-Hemmer zum Schutz der Bevölkerung gänzlich zu verzichten."