Saarländer bleiben dem ADAC trotz Skandal treu

Saarbrücken · Nach Skandalen steckt der ADAC bundesweit in einer Vertrauenskrise. Dies bestätigten gestern auch die Vorstände des ADAC Saarland. Sonderlich nachtragend sind die saarländischen Autofahrer aber nicht: Die Mitgliederzahl stieg um knapp 1000 seit Januar an.

Nach den Enthüllungen um Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" hat der Vorsitzende des ADAC Saarland, Karl-Heinz Finkler, um das Vertrauen seiner Mitglieder geworben. "Die Problematik, die uns von München beschert worden ist, ist nicht spurlos an uns vorbeigegangen", sagte Finkler wenige Stunden vor der Mitgliederversammlung des Regionalclubs gestern in Saarbrücken. "Ich glaube und ich hoffe, dass Sie uns abnehmen, dass wir mit diesem Thema nichts zu tun haben", sagte er. Durch "Leistung und Offenheit" solle der Autoclub verlorengegangenes Vertrauen wieder herstellen, so Finkler. Entsprechende Änderungen in der Struktur des ADAC würden derzeit in der Münchner Zentrale erarbeitet. Bei der Bundeshauptversammlung Anfang Mai in Saarbrücken werde der Autoclub erste Ergebnisse verkünden.

Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich der 1903 gegründete ADAC zum Allround-Organ des deutschen Autofahrers aufgebläht. Neben der Pannenhilfe und dem Motorsport verkauft der Club etwa Urlaubsreisen und Versicherungen, testet Autozubehör, Werkstätten oder Parkhäuser. Wöchentlich dokumentiert der Verein die Spritpreis-Entwicklung und gibt Stauprognosen für die Wochenenden ab.

Seit knapp zwei Monaten aber hat der Verein deutlich an Ansehen verloren. Unabhängige Prüfer haben mittlerweile bestätigt, dass der einstige ADAC-Kommunikationschef über Jahre hinweg bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" manipuliert hatte. Es folgten weitere Enthüllungen, die den Verein in Erklärungsnot brachten: Etwa nutzten Mitglieder des ADAC-Präsidiums mehrfach die gelben Rettungshubschrauber für Dienstreisen, der Regionalclub Hessen-Thüringen investierte in ein nobles Haus, in das später sein Geschäftsführer einzog, Pannenhelfer erhielten umstrittene Leistungsprämien. Zuletzt berichtete der "Spiegel" von einer möglichen Steuerschuld des ADAC über fast eine halbe Milliarde Euro für seinen Pannenservice.

Trotz alledem hielten die Saarländer dem Autoclub zuletzt die Treue. Entgegen dem Bundestrend hat die Zahl der saarländischen ADAC-Mitglieder seit Jahresbeginn sogar um knapp 1000 Mitglieder zugelegt auf jetzt rund 264 000. Der ADAC Saarland selbst steckt nach Auffassung Finklers daher auch in in keiner Vertrauenskrise. Die Entwicklung der Mitgliederzahl "zeugt davon, dass unsere Mitglieder sehr wohl differenzieren", sagte er.

Mit seinen Beiträgen und Aktivitäten hat der saarländische Regionalclub im vergangenen Jahr einen Gewinn von 24 000 Euro erwirtschaftet, 7000 Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings hat der Verein, der zuletzt in Saarbrücken ein neues Clubhaus bezog, 2013 mit einer Rücklage über 80 000 Euro auch 10 000 Euro weniger zur Seite gelegt als 2012. Verbindlichkeiten hat der Autoclub den Angaben zufolge keine.

Mit 19 Straßenwachtfahrern war der ADAC Saarland zuletzt auf den Straßen der Region unterwegs. Ab April solle sich deren Zahl auf 22 erhöhen, kündigte Technik-Vorstand Klaus Hardt an. 2013 brachten es die Mitarbeiter demnach auf gut 60 200 Panneneinsätze, zwei Prozent mehr als 2012. "Nicht wesentlich verändert" hätten sich die Pannenursachen, sagte Hardt. Zunehmend häufiger registrierten die ADAC-Helfer bei ihren Einsätzen Probleme an der Elektronik der Autos.

Bei der Mitgliederversammlung in der Saarbrücker Saarlandhalle sollte sich Finkler am Abend für vier weitere Jahre zum Vorsitzenden wählen lassen. Er hatte 2013 quasi kommissarisch das Amt übernommen, nachdem der bisherige Vereinsvorsitzende, Paul Niemczyk, verstorben war. > Weiterer Bericht folgt

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