Saarbrücker Zuwanderungs-Geschichte(n)

Saarbrücken. Türkische Imbisse betrachtet der Inhaber des italienischen Eiscafés de Lorenzo nicht als Konkurrenz, im Gegenteil. "Ich bin ein großer Döner-Fan", sagt Mauro de Lorenzo am Freitagabend auf der Lesebühne der Stadtlesen-Aktion auf dem St. Johanner Markt ins Mikrofon

Saarbrücken. Türkische Imbisse betrachtet der Inhaber des italienischen Eiscafés de Lorenzo nicht als Konkurrenz, im Gegenteil. "Ich bin ein großer Döner-Fan", sagt Mauro de Lorenzo am Freitagabend auf der Lesebühne der Stadtlesen-Aktion auf dem St. Johanner Markt ins Mikrofon. Dort wurde, nur wenige Schritte von seinem Eiscafé entfernt, ein neues Buch vorgestellt, in dem ein Text seiner Familiengeschichte und dem Eiscafé gewidmet ist. "Collagen - Vom Gehen und Kommen", heißt dieses im Conte-Verlag erschienene, reich bebilderte Buch, das Saarbrücker Zuwanderungs-Geschichte(n) sichtbar machen will.Vorausgegangen war dem Buch das Projekt "Startpunkt-Zielpunkt Saarbrücken", das im Jahr 2008 Jugendliche zur historischen Spurensuche aufrief. Rund 1500 Jugendliche haben sich in Form von eigenen Recherchen, Workshops, Exkursionen und Schulprojekten daran beteiligt. Die Ergebnisse wurden 2009 in einer Ausstellung im Kulturbahnhof gezeigt. Auf "Drängen von vielen Seiten", so der Herausgeber Heiner Buchen vom Dekanat Saarbrücken, habe sich das Projektteam entschlossen, diese zusätzlich in einem Buch dauerhaft festzuhalten. Das bedeutete ein ganz schönes Stück Arbeit für Heiner Buchen, Nil Berber, Veronika Kabis, Stefanie Valcic-Manstein und Annette Orlinski, die am Freitagabend Auszüge aus den "Collagen" vorlasen und auch einige der Migranten auf die Bühne baten, die in dem Buch zu Wort kommen.

Zuwanderung habe es in Saarbrücken schon immer gegeben, betont Veronika Kabis, die Leiterin des Saarbrücker Zuwanderungs- und Integrationsbüros (ZIB). Die Entwicklung von der ersten Besiedlung durch die Römer vor 2000 Jahren bis heute zeichnet der Stadthistoriker Rolf Wittenbrock in seinem Gastbeitrag unter dem Titel "Die Alldahiesigen und die Hergeloffenen" kenntnisreich nach. 41 000 Einwohner mit Migrationshintergrund hat Saarbrücken heute, weiß Kabis. Einige von ihnen kann man im Buch näher kennenlernen. Etwa die Schneiderin Ling Perrera, die, aus Vietnam nach China vertrieben, in der Saar-Hauptstadt heimisch wurde. Oder auch Anny Wang, die als Tochter eines Taiwaners und einer Südkoreanerin mit "Saarbrücker Platt" aufwuchs und ihre Pianistinnen-Karriere nun von Berlin aus weiterverfolgt.

 Bei der Vorstellung am Freitag sprach Verena Ayere mit Jugendlichen über das Buch. Foto: Iris Maurer

Bei der Vorstellung am Freitag sprach Verena Ayere mit Jugendlichen über das Buch. Foto: Iris Maurer

Die Collagen beleuchten das Thema Migration aus vielen Perspektiven. Da findet man Interviews, Kindheitserinnerungen und Gedichte ebenso wie kleine Essays und Betrachtungen über Identität. Ein ganzes Kapitel widmet sich sogar der religiösen Vielfalt und der Bestattungskultur.

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