Saarbrücker meiden türkische Urlaubsziele

Saarbrücken · Nach den Anschlägen in Istanbul und Ankara schrecken Touristen vor Reisen in die Türkei zurück. Das gilt auch für viele Saarbrücker. Sie weichen auf andere Ziele aus, oder sie verzichten sogar auf Flugreisen. Aber Stammgäste, die trotz allem in die Türkei fahren, gibt es nach wie vor.

 Seit den Anschlägen in Ankara und Istanbul buchen deutlich weniger Touristen Reisen in die Türkei. Symbolfoto: Philipp Laage/dpa

Seit den Anschlägen in Ankara und Istanbul buchen deutlich weniger Touristen Reisen in die Türkei. Symbolfoto: Philipp Laage/dpa

Ein Hotel in Side, gelegen an den Mittelmeerstränden der türkischen Riviera, habe bisher für den Monat April erst 300 belegte Betten. Normalerweise seien die 1500 Betten des Hotels um diese Zeit ausgebucht. Das sagt Christian Burkhart, Mitarbeiter im Reisebüro "Sonnenklar". Es seien sogar schon Flüge in die Türkei gestrichen worden, weil die Maschinen fast leer waren.

Nicht nur er stellt fest, dass die günstigen Urlaubsziele der Türkei bei den Saarländern an Beliebtheit verloren haben. Die Leute wollten allerdings nach wie vor in Urlaub fahren, sagt Christian Burkhart. Die Reiselust habe generell nicht abgenommen, jedoch suchten die Kunden nach Alternativen. "Die Leute fragen: Wo kann ich noch hinfahren?".
Beratung jetzt noch wichtiger

Das bestätigt Annette Adam, Verkäuferin bei "Anton Götten Reisen". Viele Kunden ließen sich deshalb am Telefon intensiver beraten. "Die Leute haben schon ein bisschen Angst", sagt Adam, besonders vor Terroranschlägen an den großen europäischen Flughäfen. Auch deswegen seien die Buchungszahlen bei den Busreisen des Anbieters spürbar gestiegen. Einige Leute reisten nun, statt zu fliegen, lieber mit dem Bus in die Berge oder machten eine Flusskreuzfahrt in Europa.

Otto Fuchs, Inhaber des Reisebüros "FFM-Tours" im Saarbrücker Flughafen, sagt, wer dennoch fliegen möchte, weicht nun hauptsächlich auf Ziele wie Spanien, Portugal oder Griechenland aus. Auch Fernreisen seien im Kommen. Allerdings müssten die Kunden mit steigenden Preisen rechnen. Gerade beliebte Inselziele wie Mallorca seien deutlich teurer geworden. "Das ist teilweise schon heftig", sagt Fuchs.

Annette Simons, Inhaberin des Reisebüros "Avanti", sagt, für Familien mit Kindern böten Urlaubsziele in Bulgarien ähnlich günstige Preise wie die Türkei. Deswegen erfreue sich das Land am Schwarzen Meer nun wachsender Beliebtheit für den Sommerurlaub.

Auch sagt Simons, dass die Zahl der Türkei-Buchungen im Vergleich zum Vorjahr in den Osterferien deutlich abgenommen habe. Jedoch habe die Türkei weiter Stammgäste. Sie seien zwar zurückhaltend, wollten aber abwarten, wie sich die Situation in dem Land entwickelt.

Auch Antonie Schmitt-Hermann vom Reisebüro "Thomas Cook" sagt, es gebe immer Gäste, die trotz der Lage in der Türkei hinfahren.

Auch deshalb gibt es im Sommer von Saarbrücken aus weiterhin wöchentlich Flüge nach Ankara und Antalya. Die Fluggesellschaft TUIfly hat jedoch einen zweiten Flug nach Antalya aus dem Programm gestrichen und ihn gegen einen zweiten nach Kreta ausgetauscht. TUIfly-Sprecherin Friederike Bockhorst bestätigt, dass diese Entscheidung das mangelnde Interesse an Türkei-Flügen widerspiegelt. Gleichzeitig seien Kreta-Flüge bei den Kunden sehr beliebt geworden.

Damit ergibt sich bei allen Reisebüros das gleiche Bild. Nach den Anschlägen in Ankara und Istanbul ist die Angst bei vielen Urlaubern einfach zu groß geworden. Kein Wunder, dass Antonie Schmitt-Hermann zu den Türkeireisen folgendes Fazit zieht: "Es ist nicht so, wie es war."

Angst vor Terror wirkt noch nach


Besonders die Zahl der Busreisen nach Paris ist stark zurückgegangen, sagt Maria Lang, Mitarbeiterin von Bur Reisen in Kleinblittersdorf. Zwar gebe es deutlich weniger Buchungen für Busreisen nach Belgien und sogar Stornierungen. Doch für Paris seien die Auswirkungen noch stärker. Gerade bei Saarländern sei die Angst vor dem Terror noch zu präsent, zu nah sei das Saarland an der Grenze zu Frankreich.

Wer sich allerdings unsicher fühlt, kann nicht zwangsläufig seine gebuchte Reise kostenfrei stornieren. Stornierungen seien nicht immer so einfach, sagt Maria Lang. Vermittelt das Reisebüro die Buchung fürber einen externen Veranstalter, so liege die Entscheidung über die Stornierungs- oder Umbuchungskosten nicht beim Reisebüro. So könne es ohne eine explizite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes schwierig werden, kostenlos zu stornieren oder umzubuchen.

Mit Stornierungen hat auch Anette Adam von Anton Götten Reisen nach den Anschlägen in Brüssel gerechnet. Das Reisebüro bietet im Frühling Flusskreuzfahrten nach Brüssel. Von den besorgten Anrufern hätten die Mitarbeiter allerdings die meisten beruhigen können, nur zwei Personen wollten nicht länger mitfahren.

Das saarländische Ministerium für Finanzen und Europa hingegen schätzt das Risiko als zu groß ein. Die Sprecherin des Ministeriums teilte am Freitag mit, die Informationsfahrt für Redakteure saarländischer Schülerzeitungen nach Brüssel falle wegen der angespannten Sicherheitslage aus. Die Mitarbeiter des Ministeriums wollten sich zwar nicht durch Terroristen in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken lassen. Sie könnten diese "Verantwortung für die Schüler und Lehrkräfte jedoch nicht tragen".

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