Saarbrücker Fachkrankenhaus Tiefenthal hat am Mittwoch Jubiläum

Saarbrücken · Die Klinik Tiefental, eine Fachklinik für Psychosomatik und Abhängigkeitserkrankungen auf dem Saarbrücker Sonnenberg, feiert an diesem Mittwoch 30-jähriges Jubiläum.

Dadurch, dass die Tiefentalklinik nicht wie andere Rehakliniken abseits von Stadt und Alltag liege, bleibt nach Aussage von Chefärztin Dr. Christa Balzer ein wichtiger Realitätsbezug gewahrt, denn den Patienten soll der Wiedereinstieg in diesen Alltag gelingen. In der Fachklinik für Psychosomatik und Abhängigkeitserkrankungen werden Menschen behandelt, die süchtig sind. Hauptsächlich seien es Menschen mit Alkohol- oder Medikamentensucht, aber auch zunehmend Patienten mit Cannabis- und Amphetaminabhängigkeit, sagte Balzer. In den vergangenen Jahren habe sich die Zahl derer, die mehrere Substanzen gleichzeitig konsumierten, deutlich erhöht, teilte die Klinik mit. Mehr als 400 Patienten würden jährlich von einem Team aus Ärzten, Therapeuten, Trainern, Beratern, Sozialpädagogen und Pflegekräften betreut.

"Ziel der Reha-Maßnahme ist eine Stabilisierung der Abstinenz als Grundlage für eine zufriedene Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben. Von einer Heilung im eigentlichen Sinn kann man nicht sprechen", sagte Balzer. Süchtige bleiben demnach ein Leben lang rückfallgefährdet. Dennoch habe sich in den vergangenen 30 Jahren seit Bestehen der Klinik einiges getan, so Balzer. Ein großer Schritt sei es gewesen, dass inzwischen Rückfälle im therapeutischen Prozess bearbeitet würden. Bis Mitte der 90er Jahre seien Rehamaßnahmen sofort beendet worden, wenn die Patienten wieder zu den Suchtmitteln griffen. Auch hinsichtlich der Behandlung der Begleiterscheinungen von Suchterkrankungen habe sich viel verändert, hieß es. Krankhafter Drogenkonsum verursache in den meisten Fällen psychische Störungen. Diese Störungen würden anders als früher gezielt behandelt, sagte Balzer. Häufige Suchtfolgen seien Psychosen und Depressionen.

Als Therapie gegen diese Störungen würden zum Beispiel Gruppen angeboten, in welchen Patienten mit ähnlichen Problemen und ähnlichen Erkrankungen zusammenkommen, um seelische Probleme herauszuarbeiten und zu lösen. Des Weiteren habe sich die Behandlung von einer "Gleich-Behandlung" aller Patienten zu einer flexiblen und individuellen Betreuung weiterentwickelt. So würde zum Beispiel die klassische Arbeitstherapie, bei welcher die Patienten zum Teil in Kolonnen Garten-und Reinigungsarbeiten verrichteten, zu Gunsten personenbezogener Verfahren und einem individuellen Training bei beruflichen Problemen verändert. Trotz aller Maßnahmen im Kampf gegen die Sucht würden nach Aussage der Chefärztin jedoch 50 Prozent aller Patienten rückfällig. Bei Alkoholabhängigkeit zum Beispiel bleibe "die Gefahr eines Rückfalls dauerhaft bestehen und die Fähigkeit zum kontrollierten Trinken wird nicht wieder erreicht", so Balzer. Voraussetzung für eine Behandlung sei eine Entgiftung im Krankenhaus oder psychiatrischen Fachabteilung.

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