Saarbrücker Architekten bei Polizeineubau ausgebootet?

Saarbrücken · Saarländischer Berufsverband fordert einen Planungswettbewerb für die neue Inspektion in der Mainzer Straße und will eine faire Chance im Verfahren.

 Auf dem Gelände neben dem Landespolizeipräsidium zwischen Mainzer-, Halberg- und Hellwigstraße soll nach den Plänen des Innenministeriums eine zentrale Polizeiinspektion entstehen. Foto: Becker&Bredel

Auf dem Gelände neben dem Landespolizeipräsidium zwischen Mainzer-, Halberg- und Hellwigstraße soll nach den Plänen des Innenministeriums eine zentrale Polizeiinspektion entstehen. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Carsten Diez und Markus Kollmann sind sauer - obwohl sie sich auch freuen. Diez ist Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA) im Saarland, Kollmann dessen Landesgeschäftsführer. Beide sind engagierte Architekten, denen die Entwicklung Saarbrückens am Herzen liegt. Deshalb, schreiben die beiden, freuen sie sich, dass zwischen Halberg- und Mainzer Straße eine Groß-Polizeiinspektion (die SZ berichtete) und Wohnungen gebaut werden sollen. Ein "bedeutender Baustein zur städtebaulichen Weiterentwicklung des Saarbrücker Ostens" sei das. Sauer sind die beiden Berufsverband-Vertreter, weil das Ganze ohne das Mittun saarländischer Architekten ablaufen werde.

Während private Investoren für das ehemalige Citroën-Gelände an der Großherzog-Friedrichstraße und für das Becolin-Areal am Römerkastell Architektenwettbewerbe organisieren, wolle das Land darauf verzichten. Außerdem werde von Seiten der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Saarland und der Strukturholding Saar GmbH (SHS) "ein formalisiertes Vergabeverfahren mit völlig überzogenen und unverhältnismäßigen Anforderungen für die Auswahl der Planungsbüros angestrengt". Ein Generalplaner solle "für gleichzeitig architektonische und städtebauliche Planungsleistungen mit Integration von Gebäudetechnik, Tragwerksplanung über Bauphysik bis hin zum Brandschutz" beauftragt werden.

Der BDA Saarland ist der Ansicht, "dass die Vorgehensweise der LEG/SHS deutlich im Widerspruch zu geltendem Vergaberecht und zum selbst proklamierten Ziel der Mittelstandsförderung steht". Das Verfahren stelle "eine nicht hinnehmbare Benachteiligung der saarländischen Planerschaft und eine unnötige Schwächung der heimischen Wirtschaft dar". Aufgrund des "unnötig aufgeblähten Anforderungsprofils wird kaum ein saarländisches Büro in der Lage sein, an dem Verfahren teilzunehmen", schreiben Diez und Kollmann.

Dieses Vorgehen der Landesgesellschaften betreffe "größere und kleinere, alteingesessene, junge und neugegründete Büros gleichermaßen". "Mit jedem Auftrag, der aufgrund unangemessener Zugangshürden nach außerhalb des Saarlandes vergeben wird, verlieren wir nicht nur den Auftrag und das Saarland Umsatz- und Mehrwertsteuer sowie Lohn- und Einkommenssteuer, sondern auch eine mögliche Referenz für das nächste Vergabeverfahren", sagt Kollmann.

Der BDA sieht eine "Abwärtsspirale". Saarländische Architekten "mit eher kleinen Strukturen" verlieren so auch im eigenen Land den Zugang zum Markt, "nachdem uns der Marktzugang nach Frankreich und Luxemburg de facto auch schon lange verwehrt ist - mehr als ein Halbkreis eines möglichen Einzugsgebietes", klagt der BDA.

Die SHS-Strukturholding hält die Kritik für nicht gerechtfertigt. Die Planung "eines komplexen Bauvorhabens" wie einer Polizeiinspektion erfordere "im Planungsprozess eine enge Einbindung aller beteiligten Planungspartner im hochbaulichen wie technischen Bereich". "Dies wird aus unseren Erfahrungen am besten durch einen verantwortlichen Generalplaner, der selbstverständlich auch eine Planungsgemeinschaft sein kann, sichergestellt", sagt SHS-Sprecher Ludwin Vogel.

Die Erfahrungen der SHS zeigen, dass mit dem jetzt gewählten Verfahren "gesicherte Kostenermittlungen, die Einhaltung auch enger Zeitpläne und ein adäquates Qualitätsmanagement vereinfacht werden", sagt Vogel. In Absprache mit der Saar-Architektenkammer habe man die Abgabefrist für die Angebotsabgabe bis zum 6. April verlängert und die Anforderungen an die wirtschaftliche Größe der Teilnehmer deutlich gesenkt. In diesem Gespräch zwischen der SHS-Geschäftsführung und der Architektenkammer seien "alle offenen Fragen in Bezug auf das Projekt einvernehmlich besprochen" worden.

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