Saarbrücken sucht das Sommermärchen

Saarbrücken · Vor gerade mal zwei Jahren graute vielen nach mitreißenden WM-Wochen vor dem Alltag. Dagegen begeistert der Kampf um die Europameisterschaft bislang kaum. Die Wirte bekommen es zu spüren. Aber noch kann alles gut werden.

Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich hat hierzulande in der Vorrunde noch keinen vom Hocker gehauen. Im Land des Sensations-Achtelfinalisten Island mag das durchaus anders aussehen. Aber in Saarbrücken fehlt offenbar irgend etwas.

"Es ist bislang noch gar kein richtiges Fußball-Flair aufgekommen. Wir haben bestimmt 20 Prozent weniger Gäste als in anderen Jahren. Aber das ist auch dem miesen Wetter der vergangenen Wochen geschuldet", sagt Catalina Ionela da Palma, die Inhaberin des Restaurants Tante Maja am St. Johanner Markt.

Ein paar Meter entfernt ist das Restaurant Langenfeld. "Das Wetter war in den vergangenen Wochen schlecht, und deswegen war einfach zu wenig los", sagt Schichtleiter Nils, der von einem EM-Boom nichts spürt. Aber der Gastronomieprofi sieht vom bislang fehlenden Pep des Turniers im Grunde alle Betriebe ringsum betroffen. "Das ist überhaupt kein Vergleich zur Weltmeisterschaft vor zwei Jahren. Auf dem gesamten Markt sind bestimmt 30 Prozent weniger Gäste als üblich."

Auch am Staden, wo sich bei gutem Wetter Hunderte Menschen tummeln und gemeinsam die Fußballspiele schauen, ist zumindest bislang tote Hose. Am Ulanen Pavillon können die Gäste auf acht Fernsehern die EM-Partien verfolgen. "Bei Deutschlandspielen ist ein bisschen etwas los, ansonsten nicht. Das Wetter war bislang so schlecht, dass ich nicht weiß, ob wir in diesem Jahr unsere Planzahlen noch erreichen", sagt Ulanen-Pavillon-Geschäftsführer Jonas Kirch. Aber es gibt Hoffnung. Seit Mittwoch ist das Wetter besser - und prompt herrschte zum Spiel Italien gegen Irland am Mittwochabend vor dem Eiscafé Jesolo am St. Johanner Markt beste EM-Stimmung. "Bei uns waren draußen alle Tische besetzt. Die Italiener haben das Spiel verfolgt, ihr Eis gegessen und gefeiert", sagte Rizah Hamza vom Eiscafé. Bei mehr als 30 Grad am Donnerstag platzte das Jesolo sogar fast aus allen Nähten. "Bei diesem Wetter haben wir 80 Prozent mehr Gäste. Das Wetter kann so bleiben bis Oktober, und die EM-Spiele werden ab Samstag bestimmt auch besser", sagte Rizah Hamza. Also was nun? Weniger Umsatz und Gäste wegen des Wetters oder wegen der bislang eher langweiligen EM? "Ich denke es ist eine Mischung von beidem. Für die nächste Zeit ist gutes Wetter gemeldet, und bei der EM fangen die K.o.-Spiele jetzt erst an. Ich bin mir sicher, dass der Sommer jetzt richtig losgeht", sagt Carlos Acosta vom Café Especial am St. Johanner Markt. Die Gastronomen in Saarbrücken hoffen also nach dem verhaltenen Start auf einen Sommer bis Oktober und eine spannende Fußball-Europameisterschaft, die ab Samstag ein bisschen was vom WM-Traumsommer 2014 zurückbringt.

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