Saarbrücken, Stadt der Diebe?

Saarbrücken 1911 · Nur in Magdeburg und Regensburg wird in Deutschland mehr in Läden geklaut als in Saarbrücken – sagt eine Statistik. Quatsch, sagt Max Schoenberg vom Saarbrücker Verein für Handel und Gewerbe. Dass Saarbrücken auf der Ladendiebstahl-Liste ganz oben steht, ist sogar gut, findet er.

Diebstähle in einem Jahr, das sind zwar deutlich weniger als in anderen deutschen Großstädten. Dass Saarbrücken in der mit Zahlen aus dem Jahr 2013 gefertigten Ladendiebstahl-Statistik dennoch vor Berlin (33 363 Fälle), Hamburg (14 102 Fälle) oder Dortmund (5853 Fälle) liegt, hängt mit der Bevölkerungszahl zusammen. Die Statistiker setzen die Zahl der Diebstähle in Bezug zur Einwohnerzahl. Und da liegt Saarbrücken mit 1080 Delikten je 100 000 Einwohnern weit vorne (die SZ berichtete.).

Die Statistik, nach der nur in Magdeburg und Regensburg mehr Ladendiestähle pro Einwohner registriert wurden, beruhe auf Zahlen des Bundeskriminalamtes und sei korrekt, sagt Polizeisprecher Stephan Laßotta. Wie man so eine Statistik bewerte, sei natürlich eine Sache des Blickwinkels.

Aus Sicht der Polizei sei festzustellen: In Saarbrücken sei die Zahl der Ladendiebstähle nicht wesentlich angestiegen. In solchen Statistiken, erklärt Laßotta, reichen manchmal schon wenige Fälle, um im Rankling einige Plätze nach oben oder unten zu wandern.

Und in der Statistik seien nur die Fälle erfasst, die der Polizei gemeldet werden. Die Dunkelziffer sei recht hoch, weil Händler Ladendiebstähle in der Regel nur melden, wenn sie den Dieb erwischt haben oder es brauchbare Bilder einer Überwachungskamera gibt. Das erkläre auch, warum die Aufklärungsquote in Saarbrücken bei 91,7 Prozent aller Fälle liege - eine Quote, die in allen anderen Städten ähnlich hoch ist.

"Der Täter wird uns in den meisten Fällen gleich mitgeliefert", sagt Laßotta. Wenn ein Händler bei der Inventur am Jahresende dagegen merke, dass ihm Ware fehlt und er davon ausgehen muss, dass sie gestohlen wurde, melde er sich nur in Ausnahmefällen bei der Polizei . Für viele Händler sei der Aufwand zu hoch, die Aussicht, die Ware wiederzubekommen dagegen zu gering.

Max Schoenberg, der Vorsitzende des Saarbrücker Vereins für Handel und Gewerbe, sieht das etwas anders. Seit gut zwei Jahren erkläre der Verein den Händlern, dass es wichtig ist, jeden Ladendiebstahl anzuzeigen. Auch wenn keine direkte Aussicht besteht, die Wahre zurückzubekommen, werde so doch dokumentiert, dass in Sachen Sicherheit Handlungsbedarf besteht. Wenn Saarbrücken nun in der Statistik nach oben gewandert ist, zeige das: In der Stadt werde nicht mehr geklaut als etwa in Erfurt, das ganz unten auf der Liste steht, sagt Schoenberg. Es zeige: In Saarbrücken werden überdurchschnittlich viele Ladendiebstähle der Polizei gemeldet. So gesehen stecke in der Statistik eine Erfolgsnachricht: Die Arbeit des Vereins trägt Früchte.

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HintergrundBesonders im Fokus der Diebe sind kleine, schnell zu stehlende Produkte, heißt es in der vom Internetportal Shopping.de erstellten Studie. Rasierklingen, Kosmetik, Parfüm, Markenmodeartikel, die bekannten Zigaretten, Alkohol und Smartphones seien beliebtes Diebesgut. Diese Produkte lassen sich angeblich gut übers Internet oder auf Flohmärkten zu Geld machen. Doch auch Auftragsdiebstähle nehmen zu. Kunden der Diebe können sich demnach "Produkte aussuchen, welche dann für sie gestohlen werden", heißt es in der Studie. Und: Rund 80 Prozent der ermittelten Diebe scheinen Einzeltäter zu sein. Experten gehen aber davon aus, dass diese Tatverdächtigen oft zu Diebesbanden gehören. ols

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