Saarbrücken ist jetzt seine neue Heimat

Saarbrücken. Rida Boudebza (37) schüttelt den Kopf und lacht. Immer wieder. Es ist ein Lachen, das glücklich klingt. Der gebürtige Algerier wurde am 6. September eingebürgert. Dezernent Harald Schindel finde für die Neubürger bei der Einbürgerungsfeier im Rathaus St. Johann "sehr warme Worte", berichtet er

 Rida Boudebza aus Algerien hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen: "Ich kann hier in Sicherheit leben." Foto: Iris Maurer

Rida Boudebza aus Algerien hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen: "Ich kann hier in Sicherheit leben." Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Rida Boudebza (37) schüttelt den Kopf und lacht. Immer wieder. Es ist ein Lachen, das glücklich klingt. Der gebürtige Algerier wurde am 6. September eingebürgert. Dezernent Harald Schindel finde für die Neubürger bei der Einbürgerungsfeier im Rathaus St. Johann "sehr warme Worte", berichtet er. "Bei meinem Schwur aufs Grundgesetz war ich so aufgeregt, dass sogar meine Hände gezittert haben." Dann überlegt Boudebza, wirkt erstaunt und sagt: "Dass mich das so berührt, hat mich überrascht. Das war krass." Warum? "Weil ich in meinem Leben viel Schlechtes erlebt habe, und das härtet ab", sagt er.Sein Blick schweift in die Ferne, weg vom Bistrotisch am St. Johanner Markt. "Ich kam vor elf Jahren als illegaler Einwanderer nach Deutschland." In seinem Heimatland wütete da schon der Bürgerkrieg, der bis heute in einigen Regionen andauert. "Das Land war im Chaos. Ständig Terroranschläge. Freunde verschwanden oder wurden getötet. Die wirtschaftliche Lage war schlecht, die menschliche noch schlechter. Jeder, der konnte, wollte das Land verlassen", sagt der 37-Jährige. Er weiß, dass es in seiner Geburtsstadt Skikda, einer Hafenstadt im Nordosten, Menschen gibt, "die einen auf einem Containerschiff verstecken können". Schleuser, die Geld wollen. Etwa 1000 Euro zahlte Boudebza für seine Flucht. Das Ziel kannte er nicht. "Man springt einfach auf. Fragt nicht, wohin es geht. Mir war es auch egal, ob ich in Frankreich, England oder Deutschland lande. Hauptsache weg aus Algerien."

Was sich wie aus einem Filmskript anhört, "ist ein riesiges Geschäft", sagt Boudebza bitter. Eine Fahrt ins Ungewisse, begleitet von Angst und Hoffnung. Das Schiff legte im Hafen von Marseille an. "Von dort ging's mit dem Auto nach Köln. Danach kam ich ins Asylheim nach Lebach. Dort habe ich ein Jahr gelebt."

Bei der Einbürgerungsfeier ist Boudebza nicht alleine. "Mein Ex-Frau wusste, dass ich eingebürgert werde und wollte mit", sagt er lachend: "Wir waren vier Jahre verheiratet." Bis heute verbindet sie "eine große Freundschaft". Seit fast zehn Jahren lebt er in Saarbrücken und fährt 30 Kilometer nach Fraulautern zur Arbeit. "Ich arbeite in einer Schraubenfabrik. Ich habe mich dort vom Hilfsarbeiter zum Maschineneinrichter hochgearbeitet", sagt er stolz. Saarbrücken zu verlassen, um näher an der Arbeitsstelle zu wohnen, kommt für ihn nicht in Frage. Warum? "Weil ich hier zuhause bin. Ich liebe die Stadt, die Menschen hier", sagt der gebürtige Algerier. Er schiebt seinen Stuhl etwas vom Tisch ab und lässt seinen Blick über den St. Johanner Markt wandern. Nach einigen Sekunden sagt er: "Es ist schön hier."

Kein bisschen Heimweh nach der alten Heimat? "Nein. Das Einzige, was mir fehlt, sind meine Eltern." Dann muss er wieder lachen: "Ich habe jetzt mit meinem deutschen Pass die gleichen Rechte wie die anderen. Kann wählen, kann hier in Sicherheit leben." Seine neue Heimat will Boudebza nie verlassen. "Einmal im Leben reicht." ceg

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