Saarbrücken ist gefährlich für radelnde Kinder

Saarbrücken · 17 Prozent der verunglückten Personen in der Stadt sind Fahrradfahrer. Das ist viel, denn nur vier Prozent der Saarbrücker nutzen das Rad als Verkehrsmittel. Nach einer Studie ist ein Grund die fehlende Radinfrastruktur. Harald Kreutzer ist mit Sohn Lionel oft in der Stadt mit dem Rad unterwegs. Er fordert mehr Sicherheit für Kinder und hat vor der Baudezernentenwahl am Dienstag eine Rad-Protest-Tour geplant. SZ-Redakteur Fabian Bosse hat mit ihm gesprochen.

 Harald Kreutzer mit Sohn Lionel auf der Dudweilerstraße in Saarbrücken. Foto:

Harald Kreutzer mit Sohn Lionel auf der Dudweilerstraße in Saarbrücken. Foto:

Foto: Becker&Bredel
 Schneereste auf den Radstreifen: Der Autoverkehr hat in Saarbrücken Vorrang. Foto: fab

Schneereste auf den Radstreifen: Der Autoverkehr hat in Saarbrücken Vorrang. Foto: fab

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SZ: Warum laden Sie Eltern und Kinder ein, gemeinsam zu protestieren?

Harald Kreutzer: Ich bin mit meinem Sohn Lionel öfter in der Stadt unterwegs. Er ist erst viereinhalb Jahre alt. Er freut sich, wenn er mit dem Rad fahren kann, weil es ihm eine gewisse Unabhängigkeit gibt. Einerseits freue ich mich, dass er einigermaßen selbstständig fahren kann, andererseits mache ich mir Sorgen, wenn ich mir den Straßenverkehr anschaue. Bei vielen Strecken in Saarbrücken fühlen sich schon Erwachsene unsicher. Wie ist es dann erst für Kinder, wenn auf einigen Strecken, wie der Dudweilerstraße stadtauswärts, die Autos mit manchmal hohen Geschwindigkeiten an einem vorbeifahren? In seinem Alter sollte er eigentlich offiziell auf dem Gehweg radeln, aber dort sind Fußgänger unterwegs. Einige Gehwege sind jedoch gar nicht dafür geschaffen.

SZ: Ist der Fahrradverkehr wirklich so mies in Saarbrücken?

Harald Kreutzer: Er ist nicht richtig mies, aber der Radverkehr könnte noch viel mehr Unterstützung haben. Man merkt an vielen Stellen im Straßenverkehr, dass anscheinend niemand daran gedacht hat, dass da vielleicht auch mal Radler durchmüssen und nicht nur Autos. Wie soll man an bestimmten Stellen noch guten Gewissens Kinder in den Verkehr lassen, wenn es schon für Erwachsene kritisch ist?

SZ: Warum ist denn der Fahrradanteil in Saarbrücken in Ihren Augen so gering?

Harald Kreutzer: Der Großteil der Infrastruktur ist im Moment noch auf das Auto ausgerichtet. Vielleicht muss die Kultur des Radfahrens sich stärker entwickeln. Es könnte mehr politische Unterstützung für den Radverkehr da sein. Wenn man sich mit dem Rad im Verkehr bewegt, ist dies für einige Autofahrer glaube ich noch gewöhnungsbedürftig. SZ: Saarbrücken hat ab Dienstag einen neuen Baudezernenten. Was erwarten Sie von ihm?

Harald Kreutzer: Ich wünsche mir ganz, ganz dringend, dass man bei der zukünftigen Gestaltung des Verkehrs in Saarbrücken auch die Kleinsten als Verkehrsteilnehmer im Hinterkopf behält. Das sollte als Basis für alle zukünftigen Planungen dienen, damit sich mehr Kinder in den Verkehr trauen und von den Eltern auch in den Verkehr gelassen werden. Ich würde mir wünschen, dass der neue Baudezernent dies zur "Chefsache" macht. Hierfür braucht er allerdings die notwendige politische Unterstützung aus dem Stadtrat. Kinder können Erfahrungen im Straßenverkehr leider nur sammeln, wenn sie aktiv daran teilnehmen. Ich kann aber auch die Eltern sehr gut verstehen, denen es davor graust, die Kleinen in den Verkehr zu lassen und dann lieber das Taxi spielen.

SZ: Was sollte eine Stadt in Bezug auf die Qualität des Fahrradverkehrs leisten?

Harald Kreutzer: Der Radverkehr sollte tatsächlich so gut sein, dass er auch für Kinder gut zu meistern ist, ohne dass sie sich in Gefahr begeben. Ich wünsche mir daher auch klare Antworten und Zielmarken vom Baudezernenten und vom Stadtrat, wie der Verkehr so gestaltet werden kann, dass er sicher ist. Wer mitprotestieren will, kann Montag, 14. März, um 15 Uhr mit Kind und Rad auf den Landwehrplatz kommen.

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