Demo in Saarbrücken Frauen schneiden sich Haarsträhnen ab und schicken sie ans „menschenverachtende Mullah-Regime"

Saarbrücken · Unter dem Motto „Solidarität mit dem Aufstand der Menschen im Iran“ trafen sich rund 150 Menschen am Samstagmittag um 14.00 Uhr auf dem Landwehrplatz in Saarbrücken.

 Unter "Mullah muss weg"-Rufen schneiden sich Frauen am Ende der Kundgebung auf dem Landwehrplatz in Saarbrücken die Haare ab. In Umschlägen werden die abgeschnittenen Strähnen an die iranische Botschaft geschickt. (22. Oktober 2022)

Unter "Mullah muss weg"-Rufen schneiden sich Frauen am Ende der Kundgebung auf dem Landwehrplatz in Saarbrücken die Haare ab. In Umschlägen werden die abgeschnittenen Strähnen an die iranische Botschaft geschickt. (22. Oktober 2022)

Foto: Laura Weidig

Seit mehreren Wochen demonstrieren die Teilnehmer in Saarbrücken gegen das Mullah-Regime im Iran. Einige Frauen schnitten sich zum Teil die Haare ab – wir berichteten. Die Iranerin Mahsa Amini zeigte im Iran wenige Haare, während sie ein Kopftuch trug. Nachdem sie daraufhin von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen wurde, verstarb sie unter bislang ungeklärten Umständen auf der Polizeiwache.

„Korruption, Gewalt und Terror“ – Mariam Djafari geht hart mit dem Mullah-Regime ins Gericht

Frauen werden in dieser islamischen Republik systematisch unterdrückt. „Seit 43 Jahren hält sich ein menschenverachtendes Regime, die islamische Republik mit Korruption, Gewalt und Terror. In diesem Jahr gab es mehrere Protestwellen im Iran, die alle blutig niedergeschlagen wurden. Allein 2019 wurden während der Protestwelle 1500 Menschen getötet“, sagte Moderatorin Mariam Djafari in ihrer Rede.

Tausende Menschen seien ohne Gerichtsurteile ins Gefängnis gekommen. „Viele von diesen Gefangenen verschwanden, ohne dass ihre Familien je erfuhren, was wirklich mit ihnen passierte. Bei anderen wurden mit Folter Geständnisse erzwungen, worauf eine Hinrichtung folgte“, so Djafari.

Demo in Saarbrücken: 150 Menschen skandieren „Frauen-Leben-Freiheit“​
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150 Menschen demonstrieren in Saarbrücken als Zeichen der Solidarität zu dem Aufstand der Menschen im Iran

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Foto: BeckerBredel

Demonstranten skandieren: „Frauen-Leben-Freiheit“

Bürgermeisterin Barbara Meyer sagte vor Ort: „Der Drang nach Freiheit der Menschen, die im Iran auf die Straße gehen, ist größer als die Angst vor dem Tod. Diese Menschen verdienen unsere Solidarität und unseren Respekt. Wir dürfen hier frei unsere Meinungen äußern, anziehen was wir möchten und unsere Sexualität selbst bestimmen. Als Mensch, der hier aufgewachsen ist, ist es unvorstellbar, wie sich die Iraner dort fühlen müssen“.

Die Demonstranten riefen nach Meyers Rede lautstark „Frauen-Leben-Freiheit“. Nicht nur die Frauen riefen im Takt, auch einige Männerstimmen konnten wir hören. Réka Klein, Landtagsabgeordnete der SPD stimmte der Bürgermeisterin zu. Klein berichtete in ihrer Ansprache: „Die Iraner geben nicht auf. Sie setzen sich weiterhin für ihre eigenen Rechte und die ihrer Mitbürger ein. Wir, die Landtagsfraktion und ich, stehen dem bei, so gut wir können. Wir unterstützen auch mit stillen Aktionen wie das Abschneiden einer Haarsträhne. Natürlich unterstützen wir auch laute Aktionen wie heute hier“.

„Zusammenbruch der Schreckensherrschaft der Islamischen Republik ist möglich“

Roland König von der FDP ließ es sich nicht nehmen, auch ein paar Worte an die Demonstranten zu richten. „Überall in der freien Welt sehen wir Kundgebungen zur Solidarität mit diesen mutigen Frauen und Männern, so wie auch wiederholt in Saarbrücken und heute ebenfalls wieder. Im Kampf für Menschenrechte, Bürgerrechte und Freiheit riskieren viele Iranerinnen und Iraner ihr Leben. Ihr Mut weckt die Hoffnung, dass der Zusammenbruch der Schreckensherrschaft der Islamischen Republik möglich ist“, führt König fort.

Mina Ahadi ist die Vorsitzende des Zentralrats für Ex-Muslime. Die Demonstrantin kam von Frankfurt nach Saarbrücken, um auf der Demonstration zu sprechen: „Auch im Iran finden heute Demonstrationen und Kundgebungen statt. Einige Firmen und Mitarbeiter haben bereits mit ihren Streiks begonnen. Wir hoffen auf eine Revolution. Das islamische Regime muss abgeschafft werden“. Unter dem Motto „Aufklären statt verschleiern“ erzählte Ahadi ihre Geschichte, denn auch sie kommt aus dem Iran. Gemeinsam wurde ein Lied gesungen. In diesem heißt es: „Für das Tanzen auf den Straßen, für das Küssen ohne Panik, für meine, deine, unsere Schwestern“.

Am Ende der Kundgebung schnitten sich unter „Mullah muss weg“-Rufen mehrere Frauen Haarsträhnen ab. In Umschlägen sollen die abgeschnittenen Strähnen an die iranische Botschaft geschickt werden.

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