Saarbahn will 30 Bürgerarbeiter wieder einstellen

Saarbrücken · Bewährt hat sich die Bürgerarbeit im Busverkehr - sagt die Saarbahn GmbH . Langzeitarbeitslose im Projekt Mobia helfen Älteren und Behinderten beim Ein- und Aussteigen. Andere Langzeitarbeitslose begleiten Kinder in Bussen zur Schule und wieder nach Hause. 127 Leute sind dabei. Das kostete die Saarbahn bisher rund 70 000 Euro pro Jahr. Dazu kam Geld vom Bund. Aber der beendet die Förderung aller Arten von Bürgerarbeit zum Jahreswechsel. Nun hat die Saarbahn angekündigt, dass sie ab Februar rund 30 ihrer Bürgerarbeiter wieder einstellt. Für ein Jahr. Die Idee stammt von der Aufsichtsratsvorsitzenden Oberbürgermeisterin Charlotte Britz . Die hat außerdem alle saarländischen Bundestagsabgeordneten schriftlich gebeten, sich dafür einzusetzen, dass der Bund die Bürgerarbeit künftig doch weiter fördert. Denn Britz glaubt, das sei für die Langzeitarbeitslosen eine Chance, "ihre Würde" zurückzugewinnen. Laut Britz ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Saarbrücken "von 2009 bis 2014 um 35 Prozent auf über 4000 gestiegen". Nach SZ-Recherchen gibt es im ganzen Regionalverband (RGV) insgesamt rund 12 000 Langzeitarbeitslose . Außerdem lebt rund die Hälfte der saarländischen Hartz-IV-Empfänger im RGV: etwa 28 000 Erwachsene und 10 000 Minderjährige. 70 Prozent der Hartz-IV-Empfänger des RGV sind Saarbrücker.

Meinung:
Bravo, Frau Oberbürgermeister

Von SZ-Redakteur Jörg Laskowski

Bravo: Die Saarbahn GmbH will rund 30 Bürgerarbeiter wieder einstellen. Das hilft den Bürgerarbeitern und Fahrgästen. Das sind wir. Die Saarbahn gehört der Stadt. Also uns. Die Saarbahn-Chefs haben eine Entscheidung getroffen, die uns - den Arbeitgebern der Chefs - gut zu Gesicht steht. Wir sorgen dafür, dass wenigstens 30 Leute weiter Selbstwertgefühl aufbauen können. Wir zeigen der Republik, wozu öffentliches Eigentum gedacht ist. Bravo zwei: Oberbürgermeisterin Charlotte Britz hat den saarländischen Bundestagsabgeordneten schriftlich "ins Gewissen geredet". Klar. Denn die sind ja nur ihrem Gewissen verantwortlich. Eigentlich müssten sie ihr Gewissen stets mit frischen Infos auf dem Laufenden halten. Aber es geht durchaus auch schon mal in Ordnung, wenn eine Oberbürgermeisterin nachhilft. Dafür ist sie gewählt.

Zum Schluss noch Pfui: Die Bundesregierung hat das Geld für Bürgerarbeiter gestrichen. Wozu? Um es Versager-Banken in den Rachen zu stopfen?

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