Saar-Geschichte lebendig halten - Ausstellung erinnert an die Abstimmungen 1935 und 1955

Saarbrücken · „Saarland. Eine europäische Geschichte“ heißt die neue Ausstellung über die Volksabstimmungen der Jahre 1935 und 1955. Mit Bildern und Videos soll die aufgeheizte Stimmung von einst lebendig werden.

 Die Befürworter des Status quo – hier bei einer Kundgebung in Sulzbach – setzten sich 1935 nicht durch. Mehr als 90 Prozent stimmten für den Anschluss an Hitlers Reich. Foto: Landesarchiv Saarbrücken

Die Befürworter des Status quo – hier bei einer Kundgebung in Sulzbach – setzten sich 1935 nicht durch. Mehr als 90 Prozent stimmten für den Anschluss an Hitlers Reich. Foto: Landesarchiv Saarbrücken

Foto: Landesarchiv Saarbrücken

War es der "Sündenfall der Saarländer", als sie bei der Volksabstimmung am 13. Januar 1935 Adolf Hitler überwiegend nicht als Gefahr erkannten und mit über 90 Prozent für den Anschluss an das Deutsche Reich votierten? Oder wäre ohne die Nazi-Diktatur die Zustimmung noch höher ausgefallen?

Welche Ursachen es für das Abstimmungsverhalten der Saarländer gibt - gegen den Anschluss an Frankreich und gegen den Status quo als Mandatsgebiet des Völkerbundes unter französischer Verwaltung -, ist zentraler Teil der Wanderausstellung "Saarland . Eine europäische Geschichte" der Landesregierung. Pünktlich zum 80. Jahrestag der Volksabstimmung wird sie am Dienstag um 15 Uhr im Saarbrücker Kulturbahnhof eröffnet. Sie läutet zugleich das Jubiläumsjahr 2015 ein. Zweiter großer Teil der Schau ist die Erinnerung an den 23. Oktober 1955, jenen Tag, an dem die Saarländer mit 67,7 Prozent gegen das Saarstatut votierten, das einen eigenständigen, in Europa eingebetteten Saarstaat vorsah. Als Konsequenz wurde das Saarland zehntes Bundesland der Bundesrepublik. "Doch vor allem zeigt die Ausstellung, wie sich das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich über die Jahrzehnte entwickelt hat", erklärt Jochen Wagner, Abteilungsleiter in der Staatskanzlei. Zudem werde die Entwicklung des Saarlandes bis zur heutigen Zeit skizziert.

Bei der Ausstellung konnten die Macher - neben der Staatskanzlei sind dies das Landesarchiv, das Historische Museum sowie die Universität des Saarlandes - auf die kleinere Ausstellung "50 Jahre Saarland" zurückgreifen, die in der Landesvertretung in Brüssel gezeigt wurde. "Es werden auch noch nie ausgestellte Fotos und Filmmaterial gezeigt", sagt Wagner. Tondokumente sollen die aufgeheizte Stimmung von 1935 wieder aufleben lassen.

Zum 60. Jahrestag der Volksabstimmung von 1955 plant die Landesregierung am 23. Oktober einen Staatsakt im Saarländischen Staatstheater mit anschließendem Bürgerfest auf dem Tblisser Platz. Die Einladungen an hochkarätige Bundesprominenz seien bereits verschickt, am Rahmenprogramm werde gearbeitet. "Es soll nicht zu überbordend werden, sondern ein Mitmachfest für die Bürger", betont Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ).

Das Gesamtbudget für das Jubiläumsjahr liege bei 320 000 Euro. Zusätzlich werde um Sponsorengelder geworben. Ähnlich wie im Frankreichjahr wird am 13. Januar eine eigene Webseite für das Jubiläumsjahr freigeschaltet (www.damals-heute.saarland ). "Hier können Bürger ihre Erinnerungen und Fotos einstellen und Verbände und Organisationen ihre Veranstaltungen zu den Jahrestagen veröffentlichen", sagt Kramp-Karrenbauer. Von der Webseite aus gelangt der Nutzer auf eine Seite, die das Saarland gemeinsam mit dem Google Cultural Institute betreibt. Dort können über das Ausstellungsmaterial hinaus hunderte historische Fotos, Infotexte und Filme interaktiv und auf Deutsch, Französisch und Englisch angeschaut werden. "Wir sind die erste staatliche Institution, die dort präsentiert wird", sagt die Regierungschefin.

Die Wanderausstellung ist hier zu sehen: 11.5. bis 5.6.: Berlin, Saarländische Landesvertretung; 16.6. bis 10.7.: Paris, Maison Heinrich Heine ; 20.7. bis 30.8.: Luxemburg, Europamuseum Schengen, 1.10. bis 30.12.: Historisches Museum, Saarbrücken (Ausstellung in erweiterter Form).

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