Rundgang hilft bei Integration

Saarbrücken · Stadtführungen für Deutschanfänger – mit dieser Aktion will Gästeführerin Elke Christmann Einwanderern den Start in Saarbrücken erleichtern. Bei der ersten Tour war auch Oberbürgermeisterin Charlotte Britz dabei.

 Gästeführerin Elke Christmann (links) beim ersten „Stadtrundgang für Deutschanfänger“ vor dem Rathaus St. Johann.

Gästeführerin Elke Christmann (links) beim ersten „Stadtrundgang für Deutschanfänger“ vor dem Rathaus St. Johann.

Foto: Maurer

"Wenn Sie hier sitzen, müssen Sie heiraten, vielleicht sitzen sie eines Tages ja auch mal hier", sagt Elke Christmann und zeigt hinter sich auf den massiven Tisch mit den cremefarbenen Stühlen. Die erfahrene Saarbrücker Gästeführerin stand schon oft im Rathausfestsaal, um Besuchergruppen dessen Funktionen, Ausgestaltung und Geschichte zu erklären. Doch an diesem Samstag bemüht sie sich um eine besonders einfache, leicht verständliche Sprache. Denn die rund 25 zumeist jungen Männer und Frauen, die Christmann gegenübersitzen, können noch nicht so gut Deutsch, fast alle sind aus Syrien oder Eritrea geflüchtet.

"Stadtführung für Deutschanfänger" heißt dieses neue Angebot der Landeshauptstadt, das Neu-Saarbrückern die Möglichkeit geben will, bei einer rund zweistündigen Tour die Stadt, ihre politischen und kulturellen Institutionen, ihre Geschichte , Traditionen und Feste kennenzulernen. Die Idee dazu stammt von Elke Christmann, die nicht nur Gästeführerin ist, sondern auch an der Volkshochschule des Regionalverbands Deutschkurse für Migranten gibt. "Ich habe festgestellt, dass die Leute, wenn sie die Stadt besser kennen, eine emotionale Bindung entwickeln und nicht mehr nur in ihren Zimmern bleiben", sagt Christmann. Auch das Zuwanderungs- und Integrationsbüro und der Kongress- und Touristik-Service der Landeshauptstadt erwarten, dass solche Stadtführungen bei der Integration helfen. 20 solcher Gratis-Führungen für Migranten durch Saarbrücken wollen sie daher anbieten.

Am Samstag war die Premiere, auch Oberbürgermeisterin Charlotte Britz war gekommen. Ob ihre Zuhörer mit der Aussage, "der Teppich hier unter unseren Füßen ist von Ceaucescu", wohl etwas anfangen können? Christmann bittet da doch lieber den jungen Syrer Mouayad Haji Omar, mal eben auf Arabisch zu übersetzen, dass Ceaucescu einst Diktator von Rumänien war und das wiederum ein Land in Osteuropa ist. Die Gruppe quittiert die Informationen mit einem Nicken.

Allein im Rathausfestsaal gibt es für Christmann viel zu erzählen, von der Großstadtbildung, den Städtepartnerschaften, der deutsch-französischen Schlacht bei Spichern, das in Richtung der Volkshochschule, gleich an der Stadtgrenze, liege. Auch dass einmal im Monat in dem Saal Migranten die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, vergisst sie nicht zu erwähnen, bevor sie die Gruppe nach draußen, Richtung St. Johanner Markt, geleitet. Hier erfahren die Migranten , dass Saarbrücken eine sehr grüne Stadt sei und sehr französisch, mit vielen typisch französischen Platanen, dass in der Kappengasse früher Prostituierte standen, bevor es an einer Hochzeitsgesellschaft vorbei in die Basilika von Baumeister Stengel geht.

Stets bemüht sich Christmann, eine Brücke zu den Erfahrungen ihrer Teilnehmer zu schlagen. Auch im Islam gebe es doch eine Maria, eine Maryam, sagt sie etwa, während sie auf den Marienaltar und die Merkmale einer katholischen Kirche eingeht. Noch fehlen den meisten Teilnehmern die Worte, um auf Deutsch zu äußern, was sie bei all dem denken. "Interessant" finde er es, gerade die Geschichte , aber alt sei das doch alles nicht, meint Moneer Martini. "In Syrien haben wir 17 000 Jahre alte Gebäude", sagt er schmunzelnd.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort