Rückkehr zu den Wurzeln

Saarbrücken · Tzvi Avni ist einer der bedeutendsten Komponisten Israels – und kam in Saarbrücken zur Welt. Am 8. Januar kehrt er in seine Geburtsstadt zurück. Nicht nur, um am Neujahrsempfang teilzunehmen.

 Klassenfoto: Das ist die Saarbrücker Grundschulklasse von Hermann Jakob Steinke alias Tzvi Avni (hinten rechts). Repro: SZ

Klassenfoto: Das ist die Saarbrücker Grundschulklasse von Hermann Jakob Steinke alias Tzvi Avni (hinten rechts). Repro: SZ

Als seine Heimat bezeichnet Tzvi Avni Saarbrücken nicht. Aber als einen Ort, den er immer im Herzen trägt. "Ich komme jedes Jahr in die saarländische Landeshauptstadt. Manchmal auch öfter", sagt der bedeutendste zeitgenössische Komponist Israels. Das nächste Mal ist er am 8. Januar zu Gast. Dann wird er am Neujahrsempfang der Stadt teilnehmen, Konzerte besuchen und selbst zwei Vorträge halten. "Zudem treffe ich mich mit alten Freunden", erzählt Avni. Er freut sich auf Saarbrücken . Auf seine Geburtsstadt, mit der er viele schöne Erinnerungen verbindet.

"Als Kinder haben wir immer am Deutschmühlenweiher gespielt", erzählt Avni. Besonders gut habe es ihm dort im Herbst gefallen. "Das Geräusch, wenn man auf die herabgefallenen Blätter tritt, werde ich nie vergessen", sagt er. Der 88-Jährige weiß auch noch, dass er mit seinen Freunden gerne Steine über die Saar hüpfen ließ.

Sieben unbeschwerte Jahre verbrachte Avni in der Landeshauptstadt. 1927 kommt er dort als Hermann Jakob Steinke zur Welt. Seine Eltern, polnische Juden, waren erst wenige Jahre zuvor nach Deutschland gekommen, wollten sich hier eine Zukunft aufbauen. Gemeinsam lebt die Familie in der Sophienstraße 3, wo heute das Parkhaus der Europagalerie steht. Doch als Hitler die Macht übernimmt, hat Avnis sorgenfreie Kindheit ein Ende. "Ich sehe noch genau die Bilder vor mir, als die Nazis in der Trierer Straße aufmarschierten", erinnert er sich. Nach dem Saar-Votum und der Eingliederung des Saarlandes ins nationalsozialistische Deutschland bleibt der Familie nur eine Möglichkeit: die Flucht ins heutige Israel. Aus Hermann Steinke wird Tzvi (Hirsch) Avni (Stein).

Und der kehrt erst 1988 wieder nach Saarbrücken zurück. Als studierter Komponist und Musiker. "Ich wollte nicht zurück ins Saarland", sagt Avni. Aber seine damalige Frau habe ihn gezwungen. "Sie wollte unbedingt wissen, wie meine Geburtsstadt aussieht", erzählt er. Es sollte eine Reise werden, die sein Leben verändert. Avni verliebt sich erneut in seine Herkunftsstadt Saarbrücken . Und wird entdeckt - von Herbert Jochum. Der Theologie-Professor macht die Saarländer auf den israelischen Komponisten und seine Musik aufmerksam.

Mittlerweile spielen das Saarbrücker Kammerorchester Ricercare und die Deutsche Radio Philharmonie seine Werke. 1998 erhält Avni den Kunstpreis des Saarlandes, im Jahr 2012 wird er Saarbrücker Ehrenbürger.

 Tzvi Avni in der Sophienstraße, dort verbrachte er seine ersten Kinderjahre. Archivfoto: Honk

Tzvi Avni in der Sophienstraße, dort verbrachte er seine ersten Kinderjahre. Archivfoto: Honk

Zum Thema:

Auf einen BlickDer israelische Komponist Tzvi Avni kommt zum Neujahrsempfang der Stadt wieder ins Saarland. Während seines Aufenthalts wird er an zwei Konzerten teilnehmen und selbst zwei Vorträge halten.Am 12. Januar, 19 Uhr, findet in der Städtischen Musikschule ein Konzert mit der Berliner Pianistin Heidrun Holtmann statt. Das Programm spielte sie schon in Jerusalem und Tel Aviv zur Eröffnung der Feierlichkeiten "50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland - Israel". Der Geiger Kolja Lessing gibt am 13. Januar, 18 Uhr, im Witwenpaläs in Ottweiler ein Konzert mit "Musik aus Israel. Eine Hommage an Tzvi Avni und seine Lehrer."Am 12. Januar, 11 Uhr, hält Avni in der Musikhochschule Saar den Vortrag "Musik und Bildende Kunst". Am 13. Januar, 9.30 Uhr, referiert er dann in der Hochschule für Technik und Wirtschaft über "Deutsch-Jüdische Komponisten in der Musik Israels". sara

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort