Rodener Schiffer zahlten Winterweizen an die Abtei Tholey

Was sagen die geschichtlichen Quellen über Roden? Darüber referiert der Historiker Johannes Naumann am Mittwoch, 4. September, um 19 Uhr beim Rodener Geschichtskreis in der Schulstraße 7a (Donatuszentrum). SZ-Redakteur Johannes Werres sprach mit ihm über die Erkenntnisse.

Herr Naumann, das Benediktiner-Kloster Tholey hatte bis zur Französischen Revolution 1789 Rechte und Besitz in rund 200 Orten, darunter auch Roden. Welche Beziehung zwischen Tholey und Roden drückt sich in der ältesten Urkunde aus?

Naumann: Die Beziehungen zwischen Roden und der Abtei Tholey verlieren sich im Dunkel der Zeit. Greifbar werden sie erst in den päpstlichen Bullen des 13. Jahrhunderts, die älteste von 1276, die der Tholeyer Abtei ihre Besitzungen schützen. Leider sind durch den Blieskasteler Erbfolgekrieg fast alle Urkunden vor 1230 verloren gegangen. Dies hat auch für die Geschichte Rodens Lücken gerissen. In Roden besaß die Abtei Patronats- und Zehntrechte, sie konnte also den jeweiligen Pfarrer auswählen und bezog den Großteil der Zehntfrüchte. Außerdem besaß die Abtei einen recht umfangreichen Immobilienbesitz in und um Roden. Als außergewöhnlich darf ein Zollrecht angesprochen werden, wonach 1357 die Schiffer zu Roden und Saarbrücken zur Zahlung von zwei Malter feinen Winterweizens an die Abtei verpflichtet waren.

Und welche Beziehung zwischen Abtei Tholey und Roden erlosch als letzte?

Naumann: Typisch für Fernbesitz ist dessen Gefährdung durch Entfremdung und Enteignung. Dies lässt sich auch für Roden feststellen. Insbesondere die Nähe zur alten Stadt Wallerfangen und zu dem späteren Saarlouis beschleunigten diesen Prozess in Kriegszeiten. Somit sind wohl die Abgaben der Schiffer in der Zeit um 1500 verloren gegangen. Im 17. Jahrhundert folgte der Verlust vieler Liegenschaften und einer Mühle zu Roden. Bis zur Französischen Revolution blieben aber die Rechte an der Rodener Pfarrkirche erhalten.

Sie sprechen in Roden über diese rechtlichen Beziehungen. Haben Sie neue Erkenntnisse im Gepäck?

Naumann: Ja. So ist etwa die Rodener Gemmenring-Madonna, ein erstklassiges Kunstwerk der Gotik im Saarraum, nur vor dem Hintergrund der Abteizugehörigkeit zu verstehen. Bisher nur wenig oder nicht beachtete Dokumente in den Archiven zu Nancy, Paris und München geben auch Einblicke in das Alltagsleben der Rodener Einwohner.

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