Ritterin des Friedens

Picauville · 70 Jahre nach der Landung der Alliierten in der Normandie gedachten am Freitag nicht nur Staats- und Regierungschefs sowie mehrere 100 Veteranen der verlustreichen Kämpfe, sondern auch die Saarbrückerin Helen Patton-Plusczyk, die Enkelin von US-General George Patton, der mit seiner 3. Armee damals die Militär-Aktion gegen Nazi-Deutschland leitete.

 Helen Patton-Plusczyk (Mitte) bei ihrem Auftritt mit der Saarbrücker Thomas Blug-Band in der Normandie.Foto: Andrew Wakeford

Helen Patton-Plusczyk (Mitte) bei ihrem Auftritt mit der Saarbrücker Thomas Blug-Band in der Normandie.Foto: Andrew Wakeford

Foto: Andrew Wakeford
 Helen Patton-Plusczyk mit dem Orden „Ritter der Ehrenlegion“. Foto: Jean-Marc Cresson

Helen Patton-Plusczyk mit dem Orden „Ritter der Ehrenlegion“. Foto: Jean-Marc Cresson

Foto: Jean-Marc Cresson

Obama, Putin, Merkel, die britische Queen und weitere Staats-Oberhäupter stahlen ihr etwas die Schau. Dabei hatte Helen Patton im Rahmen der Feierlichkeiten einen durchaus filmreifen Auftritt: Sie sprang mit dem Fallschirm aus einer historischen Militär-Maschine aus dem Zweiten Weltkrieg und landete ungefähr dort, wo vor exakt 70 Jahren ihr Großvater mit 150 000 Soldaten seinen Einsatz begann. Bewunderer hatte sie unter anderem in Prinz Charles und seiner Gattin Camilla, die das Geschehen beobachteten und sich später mit Veteranen aus Großbritannien trafen.

Helen Patton-Plusczyk, die im Sinne ihres Großvaters eine internationale Stiftung für Friedenserziehung mit Sitz in Saarbrücken leitet, wurde gleich mehrfach geehrt: François Hollande, der französische Staatspräsident, verlieh ihr den höchsten Orden, den Frankreich zu vergeben hat: Jetzt ist Helen Patton-Plusczyk "Ritter der Ehrenlegion". Außerdem machten mehrere Städte und Gemeinden in der Normandie sie zur Ehrenbürgerin. Begründung: Helen Patton organisiere erfolgreich multi-ethnische Kulturveranstaltungen und fördere den kulturellen Austausch sowie den Friedens-Dialog in Krisen-Regionen. Ihr Credo "Bei Konflikten darf man nicht wegschauen, sondern man muss immer wieder konstruktiv versuchen, aus Feinden Freunde zu machen" sei vorbildhaft.

Helen Patton-Plusczyk bereiste einige Problem-Regionen der Welt und setzte sich dort vor allem für Kultur-Projekte ein. "Kultureller Austausch kann Konflikte überwinden und neue Wege öffnen", sagte sie in ihren Dankesreden. Auch bei den gerade zu Ende gegangenen D-Day-Feierlichkeiten war Helen Patton-Plusczyk wieder kulturell aktiv: Sie organisierte in der Normandie drei Konzerte mit tausenden, vorwiegend jugendlichen Besuchern. Dazu brachte sie den aus Saarbrücken stammenden Gitarristen Thomas Blug mit, der mit seiner Band das internationale Publikum begeisterte. Blug ist kürzlich "als bester Rock/Pop-Gitarrist Europas" ausgezeichnet worden. Bei einigen Musik-Titeln stand Helen Patton-Plusczyk - diesmal als Sängerin - mit auf der Bühne. In den USA hat sie eine Ausbildung zur Schauspielerin und Musikerin absolviert. Mit demselben Programm will sie in den nächsten Monaten in sämtlichen EU-Staaten auftreten und für ihre Friedens-und Kultur-Projekte werben.

Erfolg hatte Helen Patton-Plusczyk in der Normandie auch mit der Präsentation des von ihrer Stiftung herausgegebenen Bildbands "Portraits of service - Veteranen-Blicke" mit Beiträgen und Fotos von Robert Miller und Andrew Wakeford. Das Buch ist eine Hommage an lebende Veteranen aus unterschiedlichen Nationen und Konflikt-Herden. Alle darin Porträtierten haben persönliche Opfer gebracht und engagieren sich für Mitmenschlichkeit und Frieden. Zwei von ihnen sind übrigens Saarländer: Der Zeichner, Karikaturist und Schriftsteller Roland Stigulinsky sowie der Saarbrücker Komponist Rudolf Strassner. Helen Patton-Plusczyk hat erreicht, dass das Original-Klavier, das Strassner in der russischen Kriegsgefangenschaft das Leben gerettet hatte, im vergangenen Jahr aus Russland nach Saarbrücken transportiert werden konnte (die SZ berichtete).

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