Rezepte für Saarbrückens Zukunft

Saarbrücken · Was muss Saarbrücken tun, damit die Stadt auch im Europa der Zukunft eine Rolle spielen kann? Darum ging's bei einer weiteren Veranstaltung der Reihe „Saarbrücken entwickelt sich“ – diesmal mit Professor Jürgen Aring.

Saarbrücken müsse eine Stadt der Vielfalt sein, eine Stadt für alle. Nur dann könne Saarbrücken attraktiv und wettbewerbsfähig werden. Die Voraussetzungen dafür seien durchaus gegeben. Schließlich sei Saarbrücken die einzige Großstadt im Saarland und eines der Zentren der Region "SaarLorLux". Das erklärte Jürgen Aring, Professor für Regionalwirtschaft an der Universität Dortmund, am Montag im Festsaal des Rathauses St. Johann. Im Rahmen der Reihe "Saarbrücken entwickelt sich" referierte Aring dort über die Frage: "Saarbrücken - mehr als ein starkes, grenzüberschreitendes Oberzentrum?".

"Wir sind heute oft grenzüberschreitender, als wir das vor 15 Jahren noch geglaubt haben", betonte Aring. Die Geografie an sich habe sich nicht verändert, dafür aber die Art, wie Menschen Grenzen empfinden und mit ihnen umgehen. Als Musterbeispiel nannte Aring Quattropole: die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Städte Saarbrücken, Trier, Luxemburg und Metz. Dabei habe Saarbrücken eine Sonderrolle, da es mit rund 180 000 Einwohnern die größte der vier Städte sei, ergänzte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.

Damit die Stadt und ihr Umland attraktiv und wettbewerbsfähig werden, müssten beide an einem Strang ziehen, erklärte Aring. Stadt und Region müssten nach außen gemeinsam auftreten, überregionale Verkehrsverbindungen schaffen, gemeinsame Projekte wie Flughäfen oder Messen angehen sowie ansprechende Bildungs- und Ausbildungsangebote schaffen.

Damit beide attraktiv werden, bräuchten sie unter anderem reizvolle und bezahlbare Wohnungen, einen guten öffentlichen Nahverkehr und diverse Unterhaltungs-, Erholungs- und Kulturangebote. Darüber hinaus müsse die Stadt in ansprechende Bauten investieren. Dazu gehöre beispielsweise die "Stadtmitte am Fluss".

Auch Peter Dörrenbächer, Professor für Geografie an der Universität des Saarlandes, gab bei der anschließenden Podiumsdiskussion an, dass "Stadtmitte am Fluss" ein Wahrzeichen für die Stadt werden könne. Wichtig sei, das Projekt mit mehr Optimismus anzugehen. Das sei durchaus legitim, schließlich habe sich die Stadt innerhalb der vergangenen 20 Jahre bereits enorm gewandelt - und zwar nicht nur baulich. So seien etwa auch auf dem Arbeitsmarkt Verbesserungen feststellbar. "Jetzt geht es darum, diese Wanderung fortzusetzen", erklärte Dörrenbächer. Damit Quattropole und ihre Regionen die Stellung halten können, müssten sie gemäß Dörrenbächer ihre Gemeinsamkeiten finden und nutzen. Er griff das Klischee auf, dass alle Saarländer Französisch sprechen können. Auf seine Frage, wer im Festsaal diese Sprache tatsächlich fließend beherrsche, meldeten sich nur etwa fünf der rund 60 Besucher. "Sprachliche Kompetenzen fehlen", betonte Dörrenbächer. Diese seien aber für den grenzüberschreitenden Austausch wichtig. Der Geograf Professor Christian Schulz von der Universität Luxemburg, forderte sogar, in den europäischen Schulen sollten bereits in den Anfangsklassen gleich mehrere Sprachen unterrichtet werden.

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