Rentner beendet Hungerstreik

Saarbrücken · Von der Politik sei er enttäuscht, sagt der Saarbrücker Rentner Uwe Hein. Sie wollte er mit seinem Hungerstreik gegen Altersarmut in Bewegung versetzen. Das scheint nicht gelungen. Hein will aber durch seine Mitarbeit in der saarländischen Armutskonferenz die Politik weiter mit dem Thema konfrontieren.

 Uwe Hein Foto: Becker&Bredel

Uwe Hein Foto: Becker&Bredel

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Knapp 800 Euro im Monat zum Leben, inklusive Miete - davon kann man nicht menschenwürdig leben, sagt Uwe Hein (die SZ berichtete). In eine Einzimmerwohnung ziehen, damit er Unterstützung bei der Miete vom Amt bekommt, will er aber auch nicht. Gerade wenn man kaum Geld hat, um "draußen" etwas zu unternehmen, werde man in so einer winzigen Wohnung doch depressiv, weiß er. Aber das interessiere niemanden wirklich, sagt der 57-Jährige, der berufsunfähig ist.

Durch seinen gut eine Woche dauernden Hungerstreik hat er sich einiges an Kritik eingehandelt, aber auch viel Zuspruch und Dank für seine Aktion bekommen. Die Reaktionen reichten von "nicht jammern, sondern arbeiten" bis zur Aufforderung, bei dem Thema keine Ruhe zu geben.

Die von Uwe Hein angeschriebenen Landtagsfraktionen von CDU und SPD wollen das Thema in den Petitionsausschuss verweisen. Dass dabei nichts rauskommt, könne er jetzt schon sagen, teilt Hein mit. Aber immerhin sei eine Diskussion in der Öffentlichkeit in Gang gekommen.

Unter anderem auf Facebookseiten der SZ. Linus Blacha, der auch einer der Organisatoren des Saarbrücker Kältebusses ist, schreibt dort zum Beispiel: "Das Problem ist doch ein ganz anderes: Wir haben ein eigentlich gar nicht mal so schlechtes Sozialsystem, das aber wesentlich auf dem Ergebnis von Erwerbstätigkeit aufbaut. Ein Großteil der Einkommen und Gewinne wird aber inzwischen durch Finanztransaktionen und -spekulationen erzielt und eben nicht in angemessenem Maße beteiligt. Ein Solidarprinzip für Alle funktioniert eben nur, wenn auch Alle sich beteiligen. Sonst wird das Geld halt knapp."

Margarete Marcinkowski: "Ja, es ist richtig, dass bei vielen Menschen die Rente extrem niedrig ausfällt. Gerade bei Frauen, die ihr Leben der Kindererziehung gewidmet haben. Aber: In Deutschland muss niemand hungern. Ebenso muss niemand auf der Straße leben. Die Menschen, die sich dafür entscheiden, entscheiden sich bewusst dazu, staatliche bzw. karitative Hilfe nicht anzunehmen. Oftmals leider aus, aus meiner Sicht, falschem Stolz." Astrid Hilt bestärkt Uwe Hein: "Go Uwe!", schreibt sie und erklärt: "Bevor ich Leuten aus Syrien bei der Wohnungssuche geholfen habe, wusste ich nicht, wie viel Ermessensspielraum die Sachbearbeiterinnen und Sozialarbeiter auf den zuständigen Stellen haben. Wenn sich die querstellen, können sie einem ganz schön das Leben schwer machen." "Ein wirklicher Lösungsansatz wäre das bedingungslose Grundeinkommen ", sagt sie. Das sieht auch Hein so. Es sei "genug Geld im System", um jedem, der es wolle mindestens 1000 Euro Grundeinkommen im Monat auszuzahlen. Das "Problem" sei dann nur, dass die ganze Bürokratie, die mit dem Antragswesen und den Prüfungen beschäftigt ist, arbeitslos wird.

Matilde Honig schreibt: "Ich fahre oft mit dem Zug, und ich beobachte seit längerem und auch öfters folgende Situation: Alte Menschen - Männer und auch Frauen , die eigentlich ihren Ruhestand genießen sollten - wühlen in Mülleimern, gehen auch mal auf die Gleise, und warum? Sie suchen Pfandflaschen."

Dass auch viele Leser das Problem darin sehen, dass "Flüchtlinge alles bekommen" und für einheimische Bedürftige nichts übrig bleibe, sind für Jochen Klein "Kommentare aus der Hölle". "Ginge es euch finanziell auch nur einen Euro besser, wenn die Flüchtlinge nicht da wären? Geht es mir besser, wenn es meinem Nachbarn schlechter geht?", fragt er. Und Christian Scheunemann meint: "Es braucht sich in diesem unserem Lande niemand zu beschweren. - es sind alle vier Jahre Wahlen."

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saarbrueckerzeitung.sb/

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